Graacher Domprobst Riesling ** Großes Gewächs, Mosel, 2005, Kees-Kieren. Mit 13,5% Alkohol ist dieser Riesling jahrgangsbedingt ein richtig fetter Brummer. In der Nase Pfirsich, Maracuja, Honigmelone, Mango und überreife Ananas gepaart mit einer leicht karamelligen Note. Am Gaumen dann sehr viel mehr Sahnekaramell, Schiefermineralik, üppige Frucht, reife, milde Säure. Langer mineralischer Abgang. Ein Wahnsinnswein von einem Erzeuger, der von Welt- bis Kreisklasse alles beherrscht, eine barocke Fülle und verschwenderische Frucht, ausladend und komplex – der Wein liegt stilistisch fast auf einer Linie mit den nicht ganz trockenen Geschossen von Heymann-Löwenstein und van Volxem. Aber er ist eine Spur trockener und macht nicht ganz so satt, dabei ist er nicht übertrieben alkoholisch. Kein filigraner Moseltänzer – dieser Wein stampft eher eine herzhafte Polka im 95-Punkte-Takt.
Ein Großes Gewächs des Bernkasteler Ringes unterscheidet sich bezüglich der Spezifikationen nur wenig von einem des VDP. Ein Unterschied ist, dass das GG von der Mosel keinen vorgeschriebenen Höchst-Restzucker hat, es muss aber ‚geschmacklich trocken’ sein.
Nur leider beschreitet der VDP Mosel (sich selbst auch Grosser Ring Mosel-Saar-Ruwer nennend) einen Sonderweg innerhalb des VDP. Die VDP-Güter an der Mosel vermarkten Rieslinge unter der Bezeichnung ‚Erste Lage‘ – jedoch Rieslinge aller Süßegrade. Bei gemeinsamen GG-Veranstaltungen mit anderen VDP-Regionalverbänden beschränkt man sich auf die Präsentation derjenigen Ersten Lagen, die auch nach dem Bundesstatut ein Grosses Gewächs sind. In Preislisten wird bei manchen Winzern zusätzlich zur Ersten Lage auch von Grossem Gewächs geschrieben, wenn der Wein trocken ist. So ist sichergestellt, dass garantiert niemand den Durchblick hat.
Ich versuche aber trotzdem mal, eine Übersicht zusammenzustellen:
Die als große oder erste Gewächse und Lagen klassifizierten Weine Deutschlands gemäß ihren jeweiligen Spezifikationen nach Anbaugebiet − Teil 3(a): Mosel (Bernkasteler Ring)
Rebsorte: Riesling
Träger: Bernkasteler Ring, keine gesetzliche Regelung
Mindestpreis: 15€
Kriterien: besondere Lage gemäß Ring-Klassifizierung; Steillage mit Mindestneigung und Südexposition; Ertragsbegrenzung auf 50 hl/ha; Mostgewicht mindestens 93° Öchsle; ‚geschmacklich trocken’; sensorische Prüfung durch eine Kommission
Vertrieb: Vermarktung als Qualitätswein ab dem 1. August des Folgejahres ; Verwendung der Bezeichnung „GG“ (Abkürzung) als Extra-Aufkleber (der an Plumpheit meiner unmaßgeblichen Meinung nach nicht zu überbieten ist – so stelle ich mir eine GG-Fälschung von einem nordafrikanischen Basar vor, wenn ich das Klischee mal bemühen darf); keine Prädikatsangabe, Vorder- und Rückenetikett, Kapsel mit Bernkasteler-Ring-Logo
Lagenverbrauch: keiner
Im nächsten Teil geht es dann um die Ersten Lagen des VDP Mosel.
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