Als ich in meinem letzten Artikel schrieb, in keinem anderen Anbaugebiet Deutschlands gäbe es so viele Winzer, von denen ich schon Gutes gehört aber noch nie etwas getrunken hätte, wie im Rheingau, entsprach das nicht den Tatsachen. Kurz vor Veröffentlichung des Posts fiel mir auf, dass diese Aussage eigentlich für Franken gilt. Bis dahin war’s ein Irrtum. Doch ich war faul, drückte den ‚Publish‘-Button und wurde zum Lügner. Ich war zu faul, mir eine neue Intro auszudenken. So bin ich halt.
Aber ich habe ein Gewissen! Noch am Abend ersteigerte ich bei ebay einen vernünftigen Riesling aus Franken, bezahlte sofort, erhielt die Sendung gestern, und trinke nun am zweiten Abend einen Wein, der es mir gestattet, meine Sünde zu beichten, denn in diesem Blog gibt es keinen Artikel ohne passenden Tropfen. Es ist mein erster Spitalwein (bei den Sauers bin ich auch noch blank) und er füllt eine Bildungslücke.
Bürgerspital zum Hl. Geist, Würzburger Stein ‚Hagemann‘, Riesling Großes Gewächs, 2005, Franken. In der Nase zeigt der Stein das Bukett eines in Würde gereiften trockenen Rieslings, dicht, voll, mit Würze, Aprikose, und einigen Kräutern aber ohne jede Firne. Das riecht ganz wundervoll und nur der im Hintergrund wabernde Alkohol verhindert frühen Jubelgesang. Auch am Gaumen ist er das Thema: der Alk.! 14% weist das Etikett aus. Aber der Stein ist einer der wenigen Rieslinge, die das wegstecken. Er ist sehr trocken (ich schmeckte nicht einmal die alkoholische Süße, die ich erwartet hatte), er ist vollmundig, ohne fett zu sein, was auch an einigen schönen Gerb- und Bitterstoffen liegt und er ist mineralisch, fest und extrem lang. Besonders fruchtig ist er nicht, aber das ist in meinen Augen eine Stärke. Alles, was in Richtung süße Frucht gegangen wäre, hätte den Wein mastig gemacht. So ist der Stein anders aber großartig.
So kann’s weitergehen in Franken.