Clemens Busch sieht ziemlich genau so aus, wie ich mir einen Biowinzer vorstelle. Und er ist mindestens so freundlich wie Peter Lustig (der aus dem Fernsehen). Ich bin ihm zweimal auf Messen begegnet, sozusagen beim Schnutentunken. Und selbst im größten Messestress beantwortet er freundlich alle Fragen. Selbst als ich fragte, ob es ihn eigentlich störe, der ‚kleine Löwenstein‘ genannt zu werden, lachte er freundlich und sagte, dass sei für ihn kein Problem (meine Begleiter hingegen fanden die Frage so peinlich, dass sie vor lauter Fremdschämen das Atmen vergaßen). Die Probe an seinem Stand war spannend und ich bestellte jede Menge Wein. Die Weine schmeckten allerdings auch hervorragend.
Clemens Busch macht mächtigen Wein
Zuhause angekommen, musste ich feststellen, dass der nette Herr Busch scheinbar unempfindlich gegen Alkohol ist, sind seine Weine doch regelmäßig die stärksten unter den Moselrieslingen. Bei einem Probeschluck macht mir das nichts, bei einem ganzen Glas (oder mehr) kann das aber rasch ein K(r)ampf für mich werden. Umso erfreuter war ich, als ich gestern feststellte, dass sich bei dem ersten der genossenen 2005er Dickschiffe aus der Kollektion Busch der Alkohol mit dreijähriger Flaschenreife eingebunden hat.
Pündericher Marienburg Riesling Spätlese trocken ***; 2005; Weingut Clemens Busch; Pünderich, Mosel; 13,5% Alkohol. Der Wein ist golden und zeigt in der Nase neben reifer Pfirsich- und Rhabarberfrucht auch eine Spur Würze wie wenn etwas Botrytis mit im Spiel ist. Im Mund ist der Wein voluminös, stoffig ohne fett zu sein. Ein ganz leichter Bitterton und etwas Mineralik bilden das Rückgrat, die Säure schmeckt eher mild. Im Abgang dann sehr mineralisch und lang. Der Wein ist traumhaft. Es ist schade, dass man den Alkohol zwar nicht am Gaumen aber leider im Kopf spürt, sonst würde ich davon noch viel mehr trinken wollen. Ich gebe an beiden Tagen (länger hält er dann doch nicht) 92 Punkte.
Das ist kein ‚typischer‘ Moselriesling. Aber das ist mir herzlich egal und dem netten Herrn Busch vermutlich auch. Ich werde ihn fragen, wenn ich ihn das nächste mal auf einer Weinmesse treffe. Vielleicht lacht er dann wieder.