Manchmal gibt es Wein im Schlussverkauf und da lässt sich durchaus ein Zusammenhang zwischen Herkunft und Schnäppchen herstellen …Als nach Weihnachten die Preise purzelten, nutzte ich die Tage zwischen den Jahren, um meinen Kleiderschrank zu füllen. Dabei wurde mir wieder einmal bewusst, dass einige der Textilhersteller, deren Erzeugnisse mir besonders lieb sind, ihre guten Sachen leider nie in den Schlussverkauf schicken. Andere Labels hingegen schmeißen die gesamte aktuelle Kollektion massiv reduziert auf den Markt, sobald die Prozentschilder aufgehängt werden. Es sind vor allem die amerikanischen Freizeitlabels wie Polo und Hilfiger, die diese Strategie zu befolgen scheinen. Die mag ich, sie sind mir zum Normalpreis aber zu teuer – weswegen Schlussverkauf für mich meist eine amerikanische Komponente hat.
Kalifornischer Wein auf der Resterampe
Das lässt sich auf Wein übertragen, denn da gibt es bei den Sonderposten auch immer Amerikaner der gehobenen Kategorie und so haben mein Kleiderschrank und mein Weinkeller eines gemein: während die deutschen Produkte darin fast alle zum Listenpreis den Besitzer wechselten, sind die amerikanischen samt und sonders im ‚Schlussverkauf‘ erworben. Das mindert die Enttäuschung, wenn sich die Erwartung an die Qualität nicht erfüllt und verdoppelt die Freude über die Highlights. Dabei gilt, nüchtern betrachtet, vermutlich für den Wein wie die Klamotten: Schnäppchen sind die reduzierten Teile auch noch nicht, sondern einfach bei einem adäquaten Preis angekommen. Passend zum Schlussverkauf gab es zwei Weine.
Stephan Vineyards/ L’Aventure, Optimus, 2004, Paso Robles, Kalifornien. Eine Rotweincuvée aus Syrah (57%), Cabernet Sauvignon (35%) und Petit Verdot (8%). In der Nase viel Beerenfrucht und Pflaume, Bleistiftspäne und Zedernholz, Menthol und Alkohol. Am Gaumen ist dieser Wein erstaunlich ätherisch und kühl, bei 14,9% Alkohol hatte ich ein alkoholisches Brennen befürchtet. Ein dicker Brummer (oder Blockbuster, wie man in seiner Heimat sagen würde) ist er trotzdem: opulente Frucht (Brom-, Blau- und Johannisbeere), trifft auf viel griffiges Tannin, feine Mineralik und Noten von Teer, die auch im wahnsinnig langen Abgang im Gleichschritt mit der Frucht marschieren. Gefällt mir ausgesprochen gut – wenngleich ich so einen Wein nicht öfter als einmal pro Monat trinken möchte.
Robert Mondavi, Chardonnay ‚Carneros‘, 1997, Kalifornien. In der Nase und am Gaumen zeigt sich keine Spur von Alter, obwohl der Wein 14 Jahre auf dem Buckel hat. Die Nase immer noch mit Holz, dazu verführerische Ananas und Haselnuss. Am Gaumen bietet sich ein raumgreifendes Vergnügen, wuchtig, cremig und vollmundig – erfreulicherweise jedoch nicht aufgrund überbordenden Alkohols. 13,5% passen zu diesem massiven Chardonnay, der viel süße Frucht (Ananas, Pfirsich) mit einer strammen Säure vermählt. Er zeigt sich dabei holzbetont, würzig und sehr komplex, im sehr langen Abgang auch etwas mineralisch. Für Menschen mit Bibergebiss (also zum Beispiel mich) ist das ein großer Weißwein.