Mein (Wein-)Leben besteht nicht nur aus Großen Gewächsen sondern auch aus Alltagsweinen. Einige davon sind erwähnenswert, über andere decke ich den Mantel des Schweigens. Hier ein paar Kurznotizen zu Weinen, die mir jüngst begegnet und positiv aufgefallen sind.
Peter Jakob Kühn, Oestrich Riesling trocken (1Traube) 2005, Rheingau
Für alle, die jetzt reflexartig denken „Kühn polarisiert“ sei gleich gesagt: nicht dieser – zumindest nicht derzeit. Pfirsich, Ananas, Mango, süße Frucht und leicht rauchige Mineralik, sehr harmonische Säure: dieser Wein ist rundum zugänglich und wohlschmeckend. Erst am vierten Tag zeigte er Tabak und eine eigenwillige Kargheit – aber so alt wird der Wein gar nicht, wenn man dem Trinkfluss seinen Lauf lässt.
Kühling-Gillot, Giro XIII trocken, 2006, Rheinhessen
Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah sowie ein wenig Spätburgunder stecken in dieser Cuvée. Sie ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die sagen, Syrah und Cabernet gehörten nicht nach Rheinhessen. Eine gewisse grüne Note schmeckt man schon heraus ebenso wie Röstaromen, die wohl dem Holz zu danken sind. Mir gefällt der Wein aber relativ gut, den ich zwar nicht blind aber ohne Kenntnis der Cuvée-Partner genossen habe und für unter 10€ ist er ein sehr fairer Weinwert.
Cloudy Bay, Sauvignon Blanc 2008, Marlborough.
Er gehört zu den großen Weinen der Welt und hätte sicher einen eigenen Blogpost verdient. Wenn man ihn blind, eine Stunde nach dem Nachmittagskaffee, im Garten und im Jahr nach der Abfüllung serviert bekommt, wird aber wohl jeder Gigant zum Zwergen. Unter genannten Begleitumständen präsentiert sich der Wein primärfruchtig und süßlich plump. Die überlaute deutliche Sauvignon-Blanc-Aromenwelt (jawoll: Katzenpisse! Stachelbeere und etwas Birne) und 13,5% Alkohol vertragen sich nicht gut. Aber so soll man den Wein ja auch nicht trinken. Ich schätze, ab 2011 ergibt sich da ein anderes Bild…
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