Mein (Wein-)Leben besteht nicht nur aus Großen Gewächsen sondern auch aus Alltagsweinen. Einige davon sind erwähnenswert, über andere decke ich den Mantel des Schweigens. Hier ein paar Kurznotizen zu Weinen, die ich jüngst getrunken und auf die eine oder andere Weise für erwähnenswert befunden habe.
Oppenheimer Herrenberg Spätburgunder im Barrique gereift, 2004, Weingut Manz, Rheinhessen. In der Nase Holz und Mon Cherie. Der Wein ist süffig ohne banal zu sein: Kirschfrucht, schöne Säure, mittlerer Körper und Konzentration, animierend aber nicht übermäßig komplex, leicht alkoholisch im Abgang, was bei 14% Alkohol vielleicht nicht überrascht. Wenn das die einfache Qualität ist, muss ich mir unbedingt mal ein paar Spätburguner Auslesen von Manz besorgen.
‚Kirchenstück Pinot Blanc Alte Reben‘, 2006, Herxheimer Kirchenstück, Weißburgunder Spätlese trocken, Jakob Pfleger, Pfalz. Pfleger ist einer der Protagonisten des Pfälzer Barrique Forums. Trotzdem kann er bei diesem wunderbar fruchtigen Weissburgunder der Versuchung des dicken Holzeinsatzes widerstehen. Ob der Wein überhaupt in kleinen Holzfässern war, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen, wenn dann waren es auf keinen Fall neue. Die Frucht ist ungemein süß und saftig, die Säure straff, das Mundgefühl 1A. Da gibt es für mich viel zu schwärmen und wenig zu meckern.
Lieserer Niederberg Helden Riesling Kabinett trocken, 2008, Ludwig Thanisch & Sohn, Mosel. Die unmittelbar nach der Füllung dominanten dropsigen Noten sind auf dem Rückzug. Zwar ist auch dieser Wein noch ungemein fruchtig und nicht jedes Aroma weckt sofort Riesling-Assoziationen bei mir aber für mich ist da jetzt ein angenehm buntes Feuerwerk von Honigmelone, Aloe Vera, Rhabarber und vielen anderen Wohlgerüchen zu finden. Am Gaumen ist der Wein knackig mit Zitrusaromen vor allem von Pink Grapefruit, erfrischend – wenngleich die Säure schon heftig ist. Im Abgang mineralisch und sehr trocken – ein leichter aber sehr trockener Kabinett.