Am 17. Und 18. März 2012 treffen sich in Geisenheim über 100 Menschen, die die Lust an Wein und dem Austausch darüber unter Zuhilfenahme elektronischer Medien eint. Wir (ich bin auch dabei) werden ein Barcamp veranstalten, eine sogenannte Unkonferenz. Das ist eine Art Präsentationsringelpiez bei dem jeder angehalten ist, nicht nur zu konsumieren, sondern auch aktiv beizutragen. Wem das jetzt zu sehr nach ‚Alles kann, nichts muss‘ klingt, dem sei versichert: die Klamotten bleiben an.
Teilnehmen am Vinocamp kann im Prinzip jeder, für trockene Alkoholiker oder bekennende Nur-Bier-Trinker könnte sich das Vergnügen jedoch in engen Grenzen halten. Ein eigenes Blog ist definitiv keine Vorbedingung, allerdings hilft es, wenn man Social Media nicht per se für Spinnkram hält und einen Twitter- oder Facebook-Account hat, den man vielleicht sogar gelegentlich für Weinthemen verwendet.
Da ich keine Vorstellung habe, was ich anderen Menschen als relevantes Konferenzthema anbieten könnte, werde ich beim Vinocamp etwas tun, worin ich richtig gut bin: Korken ziehen und lustige Papphütchen über Flaschen stülpen – ich richte eine Blindverkostung aus. Es geht um eines meiner Lieblingsthemen: Was ist typisch deutsch oder: (Woran) erkennt man einen deutschen Spätburgunder im Vergleich mit Pinot Noirs aus anderen Ländern der Welt. Die zu probierenden Weine werden wir irgendwie zusammentragen. Einig Teilnehmer bringen welche mit, ich sowieso, Winzer wie Thomas Lippert (gleichzeitig Organisator des Camps) stiften eigene Erzeugnisse (Organisator 2, der Würtz, bestimmt auch) und Sponsoren mit Pinot im Programm gibt es auch noch.
Es gibt noch Plätze, sowohl für das Vinocamp insgesamt als auch für meine Verkostung. Ich würde mich freuen, wenn ich alle 20 Plätze verkauft bekomme (im übertragenen Sinne, die Teilnahme an der Veranstaltung ist nämlich kostenlos). Das schönste ist aber die Vorfreude. Bei solchen Blindproben kann ich immer schon Wochen vorher im Geiste meinen Weinkeller durchforsten, was ich denn wohl mitbringen sollte. Ein ganz heißer Kandidat ist dieser hier, den ich im Dezember getrunken habe und den ich ‚irgendwie ganz schön deutsch‘ fand.
Fürst, Centgrafenberg, Frühburgunder, 2005, Franken. Was für eine grausame Nase: ein karger, überholzter Säuerling kündigt sich an, hält man seine Nase ins Glas: Ton, rote Johannisbeere, Holz, und eine grüne Note stechen eher, als dass sie neugierig auf den Wein machen. Doch glücklicherweise hält der Centgrafenberg dieses Versprechen nicht. Am Gaumen präsentiert sich ein straffer, sehr mineralischer, eher kühler Rotwein mit viel Johannisbeere und Pflaume, reichlich Holz, das aber passt. Prägende Säure verleiht dem Wein eine straffe Struktur. Das ist zwar das Gegenteil von mollig aber eben nicht dünn. Glück gehabt, großes sogar, denn dieser Wein ist klasse (bis auf die Nase).