Gestern hatte ich die aktuelle Vinum im Briefkasten, die eine neue Ausgabe der Liste Deutschlands 100 bester Weingüter enthielt. Damit ist auch das letzte Jahres-Ranking erschienen, das Deutschlands Weingüter in Klassen einteilt. Herr Eichelmann hatte wie gewohnt den Anfang gemacht, der Gault Millau 2011 kam Ende November. Erstmals mit einer großen GG-Verkostung am Start war die deutsche Ausgabe des Falstaff-Magazins, ein Weingutsranking veröffentlicht das Magazin (noch) nicht. Die Weinwelt bot vermutlich auch eine GG-Verkostung, ich gehöre allerdings nicht zu deren Lesern und weiß es daher nicht genau.
Das Kritikerbashing in Blogs und Foren fiel dieses Jahr verhalten aus, lediglich ein Herr Reinhardt von Falstaff, der wohl Weine von Dr. Bürklin-Wolf zunächst schwach bepunktete und dann – nachdem er lesen durfte, dass alle anderen Kritiker die Weine bejubelten – in einer Nachverkostung seine Meinung anpasste, wurde für diese Strategie vehement gescholten. Ich spare mir auch dieses Jahr die Metakritik: Weinführer sind Meinungen und Geschmackseindrücke und nichts finde ich alberner, als jemandem zu sagen, er schmecke falsch. Zwei Anmerkungen aber muss ich loswerden.
Ich bekam dieser Tage Post von einem Winzer, dessen Weine hier mit gewisser Regelmäßigkeit auftauchen: das Weingut Günther Steinmetz teilte mit, es habe im Gault Millau seine erste Traube erhalten. Das hat mich gefreut, das fand ich überfällig. Von einem anderen Winzer bekam ich keine Post, weswegen ich vermute, dass der GM ihn immer noch unter ferner liefen einsortiert. Das finde ich schade und unverdient. Aus Solidarität habe ich diese Woche die drei Spätlesen des Gutes getrunken und bei jeder einzelnen gedacht, dass ich es statt mit dem GM mit der Redaktion des Eichelmann halte, die dem Gut drei von fünf möglichen Sternen gibt.
Thanisch (Ludwig Thanisch & Sohn), Lieserer Niederberg Helden, Riesling Spätlese trocken, 2009, Mosel. In der Nase am ersten Tag leicht dropsige Noten von Eisbonbon, dazu Maracuja, noch etwas Hefe, Aloe Vera und ein Hauch Erdbeere. Am zweiten Tag ist die Nase nicht mehr dropsig, sondern zeigt ein richtig klassisches Riesling-Bukett. Am Gaumen ist der Wein saftig, die Frucht wirkt reif aber nicht überreif, eine Spur Gerbstoffe begleiten den ansonsten vor allem von Frucht dominierten Wein: Apfel, Aprikose, Grapefruit, Litschi. Die Säure ist präsent, das Mundgefühl eher stahlig denn breit, die Mineralik zurückhaltend. Ich wiederhole mich, aber das ist eine im besten Sinne fruchtbetonte, straffe, trockene Moselspätlese, wie auch schon die 2007er-Version, die ich hier besprochen habe.
Thanisch (Ludwig Thanisch & Sohn), Lieserer Niederberg Helden, Riesling Spätlese feinherb, 2009, Mosel. In der Nase Litschi, Apfel, Muskat und eine Spur Eisbonbon, am Gaumen herrliches Spiel von Süße und Säure, Aromen von Aprikose und Apfel, eine Spur weißer Pfeffer, mittleres Volumen und eine etwas deutlichere Mineralik als bei der trockenen Spätlese. Der Wein ist etwas üppiger aber auch tiefer. Jetzt überzeugt er mit Spiel und Frische, in ein paar Jahren vermutlich auch mit Komplexität. Die Anlagen dazu hat er. Der Abgang ist sehr lang.
Thanisch (Ludwig Thanisch & Sohn), Lieserer Niederberg Helden, Riesling Spätlese (fruchtsüß), 2009, Mosel. In der Nase dem feinherben Wein sehr ähnlich, vielleicht ein bisschen hefiger und leichte Anflüge von Spontangärungsaromen. Am Gaumen sehr fruchtig mit Apfel, Birne und Honigmelone, dazu ist der Wein spürbar mineralisch und zeigt ein brillantes Süße-Säure-Spiel. Das herausstechende Merkmal ist die Balance: Der Wein ist nicht zu süß, bei nur 7,5% Alkohol – eine echte Spätlese, nicht die abgestufte Auslese, die man heutzutage aus guten Jahren überall bekommt, ob man will oder nicht. Diese Spätlese ist jetzt schon ein guter Essensgebleiter und wird mit den Jahren diese Funktion immer besser ausfüllen.
Sie haben vollkommen Recht,das Weingut Jörg Thanish präsentiert sich mit tollen Weinen die die Aufnahme in die Traubenkategorie auf jeden Fall verdient hätte.Ein Topproduzent und wirklich kollegialer Winzer.