Ich weiß, was Sie jetzt denken: blöde Angeberüberschrift. Klingt so ein bisschen wie „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“ – aber lassen Sie mich erklären. Eigentlich müsste die Schlagzeile lauten: „Wie der Schnutentunker dank der unendlichen Großzügigkeit eines Weinfreundes zu seiner vermutlich einzigen Begegnung mit einem Wein kam, der drei bis fünf Preisklassen über der Liga des Schnutentunkers spielt“ – aber wer will so was lesen? Und ich will das auch gar nicht schreiben, denn „mein erster Gaja“ weckt in mir zumindest Hoffnung, ich könnte dereinst einen Artikel mit „mein zweiter Gaja“ überschreiben. Denn ein Gaja ist wirklich etwas besonderes – wie ich jetzt aus eigener Erfahrung weiß.
Aber der Reihe nach: ich war am Freitag mit ein paar Freunden zu einem Essen im Richtershof in Mülheim an der Mosel verabredet. Rieslinge wollten wir von der wirklich gut sortierten Karte des Hauses ordern, Rotweine sollten zwei Teilnehmer mitbringen. Und so kam es, dass einer von denen mit einem 1997er Barbaresco von Angelo Gaja auftauchte. Und damit wir alle was davon haben, war es eine Magnumflasche. (Irgendjemand auf der Suche nach einem guten Beispiel für Großzügigkeit? Hierher verlinken!) Für diejenigen, die nun gar nix damit anzufangen wissen: Angelo Gaja ist ein visionärer italienischer Winzer, der einen Barbaresco keltert, der sehr modern, fruchtig und holzbetont daherkommt und trotzdem auf der ganzen Welt gesucht wird – selbst von denen, die jeden anderen Winzer für so ein Produkt als Parkersklaven beschimpfen würden.
Als das letzte Glas am Tisch gefüllt war, roch bereits der ganze Raum nach dem Wein, man musste die Nase kaum ins Glas halten. Kirsche und Himbeere lagen genauso in der Luft wie Zedernholz und eine fleischige Note. Am Gaumen war der Wein straff mit massig Tannin und einer guten Säure. Der Wein wirkte sehr jung. Erst wenn man ihn eine Weile kaute, explodierten die Aromen am Gaumen und die Frucht kam durch. Der Abgang war wirklich lang. Für mich waren das 95 Punkte für einen jugendlichen Wein.
Was wäre das schön, diesem Wein in ein paar Jahren noch mal zu begegnen.