Gibt es so etwas wie Lieblingsweine? Schwer zu sagen, finde ich. Das Leben ist zu kurz, um immer den gleichen Wein zu trinken. Insofern ist Lieblingswein im Sinne von genau ein Wein (Jahrgang, Lage, Prädikat) nichts für mich.
Die Spätlese trio von den Schneiders ist einer meiner Lieblingsweine, wenn man Lieblingswein mal etwas laxer auslegt. Der Wein ist ohne Lagenbezeichnung, er ist zu einem guten Teil im Keller gemacht — immerhin ist der Holzfassausbau ein wesentliches Merkmal — und ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass er eine Cuvee aus verschiedenen Schneiderschen Lagen ist. Damit gibt es einige jahrgangsunabhängige Parameter mit denen der Kellermeister eine gewisse Wiedererkennungsfähigkeit herstellen kann. Über mehrere Jahrgänge hinweg nenne ich sowas dann schon mal einen Lieblingswein. Gestern also der 2006er.
Als Essensbegleiter ist der Wein großartig. Gestern zu leicht orientalisch gewürzten Speisen hat es mal wieder gepasst. Mit 13,5% Alkohol ist dieser recht stoffig-dichte Wein kein Leichtgewicht, mit dem schmeckbaren Holzeinsatz auch nicht unbedingt ein Gefährte für zart gewürzten Fisch. Aber er hält die Balance. Er ist nicht brandig, nicht holzig sondern harmonisch. Ein kräftiges Säuregerüst steht einer cremig buttrigen Textur gegenüber. Das macht diesen Wein sehr spannend. Jetzt mit zwei Stunden Luft gut zu Geflügel, Kalb oder kräftigen Fischgerichten. Ich möchte aber wetten, daß der Wein auch in zehn Jahren noch ein tolles (dann ganz anderes) Bild abgibt.
Lieblingswein!