Restposten des Rotweinwunders

Dieser Tage bekam ich eine Prospekt von Mövenpick in die Hände, in dem der Händler einen Wein zum Sonderpreis offeriert, den ich längst ausverkauft wähnte. Bernhard Huber zählt den einschlägigen Quellen nach zu urteilen zu den Blue Chips, der Elite Deutscher Spätburgunderproduzenten. Dass es einen 2005er aus seiner ‚R‘-Linie noch zu kaufen gibt – noch dazu mit deutlichem Preisabschlag – macht mich stutzig. Ist es am Ende gar nicht so weit her mit dem deutschen Rotweinboom? Wenn ich es mir recht überlege, sind Weine wie die GGs von Becker, sein legendärer Tafelwein und auch etliche andere Spätburgunder der Preisliga jenseits 30€ erstaunlich spät ausverkauft, dafür dass es teilweise nicht einmal tausend Flaschen von diesen Weinen gibt. Besagter Huber geht jetzt für 30€ über den Tisch, was 6€ weniger sind als der empfohlene Preis bei Erscheinen im Herbst 2007. Da ich eine Flasche damals gekauft hatte, nutzte ich dieser Tage die Gelegenheit, den Wein zu trinken, um  bei ausreichender Begeisterung  nachzulegen. Ich werde es vermutlich nicht tun.

Bombacher Sommerhalde -R-, Spätburgunder, 2005, Weingut Bernhard Huber, Baden

In der Nase sehr ‚südfranzösisch‘ mit Noten von Leder, Tabak, Zedernholz und einem Hauch Viehstall. Am Gaumen mit Kirsche, aber auch ein ‚deutscher‘ Touch mit etwas Erdbeere, dazu eine kühle Mineralik, recht viel Holz und herbes lang anhaltendes Tannin, welches den Abgang ein bisschen zu sehr prägt. Letzteres könnte sich mit der Zeit geben (muss aber nicht, wie mir diese Erfahrung zeigt). Am dritten Tag in der Nase vor allem Tabak und Pflaume was ich sehr spannend finde, am Gaumen aber irgendwie etwas schwammig, so dass sich die Eindrücke zwar verschieben, das Gesamturteil aber bleibt. Insgesamt ist da viel Freude im Glas und der Wein kratzt an 90 Punkten.

Eine schöne Erfahrung, die aber keinen (Nach-)Kaufreflex auslöst.