Das Spiel um Platz 3 sei uninteressant, er habe sich sowas früher nie angesehen, gab Nationalmannschaftskapitän Lahm jüngst zu Protokoll. Trotzdem hauten sich ‚unsere Jungs‘ gestern richtig rein und lag die Nation sich wieder feiernd in den Armen. Es ist alles eine Spur wahnsinnig, was sich dieser Tage in Deutschland ereignet (inklusive des Wetters). Also beschloss ich gestern, meine Weinauswahl ebenfalls etwas wahnsinnig zu gestalten.
Ich holte einen Wein aus dem Keller, der in vielerlei Hinsicht wahnsinnig ist. Das fängt beim Namen an, geht über ein Shakespeare-Zitat auf der Flasche weiter, setzt sich in der kitschigen Illustration nahtlos fort. Wenn er nicht aus einer geschmackssicheren Quelle stammte, über die ich bei Gelegenheit einmal schreiben werde, ließe ich sowas gar nicht in meinen Keller. Denn zu allem Überfluss ist dieser Wein auch noch die Kombination der größten Sünden der Weinwelt: Ein Pinot Grigio – als Rosé gekeltert.
Aber es passt zum Wahnsinn dieser Tage, dass der Wein richtig gut war. Und er zeigt, dass in der Welt des Fußballs und der Roséweine umgekehrte Vorzeichen gelten. Während viele pseudofrische Spanier, die fruchtig leicht scheinen, 14,5% Alkohol ins Blut schädeln, ist dieser Italiener wirklich filigran und gut verträglich mit nur 12%.
Sartori, ‚Guilietta‘ Pinot Grigio -blush-, ohne Jahrgang, Venetia IGT. Der Wein bekommt seine Farbe durch die Maischegärung der im vollreifen Stadium rötlichen Grauburgundertrauben. Er entspringt also Weißweintrauben und enthält daher kaum Tannin. In der Nase zeigt der Wein viel Frucht: zum einen Zitrus, aber auch Erdbeere und ein bisschen Himbeere. Am Gaumen ist der Wein frisch, leicht aber nicht dünn. Er zeigt Aromen von Birne, Quitte und etwas Haselnuss, süße Frucht und resche Säure. Der recht lange Abgang klingt sehr fruchtig und harmonisch aus. Viel Wein für kleines Geld und ein idealer Begleiter für die eher wahnsinnigen Momente im Leben.