Weinschätze

Schätze heben

Zurück aus Wiesbaden fand ich eine kleine Auswahl wunderbarer Weine vor, die zu verkosten ich mir ein paar Freiwillige einsammelte. Es gab Schätze zu entdecken, zu bestaunen und zu empfehlen.

Das Team verkostete blind. Ich wollte die Weine in einer bestimmten Reihenfolge präsentieren und war daher im Bilde. Außerdem briefte ich meine Mitstreiter jeweils so, dass sie ein bisschen Kontext hatten. 

Der Bio-Schatz

Löwenkiste 2023

Den Anfang machten die sechs Weine der Löwenkiste vom Weingut Korrell. Der Winzer hatte sich im Mai gemeldet und berichtet, dass er jetzt mit der Bio-Zertifizierung durch sei und gefragt, ob ich Lust hätte, die Kiste zu verkosten. Wir hatten im Vorjahr einen Wein aus der Kiste im Podcast. Lust hatte ich, nur war ich den Sommer über weg, also einigten wir uns, dass er die Kiste Ende August auf den Weg bringen würde.

Dem Team servierte ich die Kiste in zwei Dreier-Flights mit der Info: ‚Ein Winzer, ein Jahrgang, sechs Lagen‘. Die hier gelieferten Beschreibungen sind Teamwork, die geäußerte Wertung ist meine persönliche, ergänzt um Meinungen aus dem Team.

Weingut Korrell, Nahe, Löwenkiste (sechs Lagenweine, Riesling trocken, Jahrgang 2023)

Jeroen im Paradies
Jeroen im Paradies

Norheimer Dellchen: frische Nase, noch etwas von Gäraromen geprägt, schöner süßer Antrunk, auf den ersten Schluck ist das fast plakativ, auf den zweiten aber einfach sehr klassisch, saftig, strahlend, lagentypisch, da steckt enormes Potenzial drin.

Kreuznacher Paradies: Deutlich würzigere Nase, aber auch etwas grün (kein bisschen unangenehm), saftiger Apfel, vibrierend am Gaumen, toller Zug, leichtes Bitterl, das viel Lust auf den nächsten Schluck macht. Vier der sechs Verkoster sehen den Wein ganz vorne (wobei jeder bis zu zwei Favoriten benennen konnte).

Felix und die Klamm
Yours Truly steht auf die Klamm

Niederhauser Klamm: Hat die straffste Säure, ist stahlig, straight, in der Frucht apfelig. Das ist diese Reise durch den Mund, die ein abruptes Ende nimmt, wenn die Zunge gegen die Felswand rennt. Wie hinlänglich bekannt, ist das genau mein Beuteschema und ja, das ist derzeit etwas anstrengend. Ich finde das Potenzial nach hinten raus atemberaubend. Mein Favorit, aber mit dieser Meinung bin ich alleine (womit ich gut leben kann).

Im Honigberg: Die Spitze der sechs Spitzen, ein Gewann im Paradies. Jetzt wird es konservativ: Sehr klassische Riesling-Nase, sehr Frucht-Säurespiel orientierter Gaumen, sehr geradeaus, viel Säurezug mit exquisiten Tänzer-Qualitäten. Ist Riesling pur und groß – der Favorit zweier Verkoster.

Schlossböckelheimer Felsenberg: Die Aromatik ist sehr jung: Ananas hoch sieben – fantastisch. Da kann der sehr crispe und etwas einfache Gaumen nicht so mithalten. Nun ist Ananas erfahrungsgemäß zwar ein eher langlebiges Aroma, aber dass sie in dieser betörenden Intensität lange erhalten bleibt, ist eher unwahrscheinlich. Der Wein wird sich voraussichtlich schon bald verändert präsentieren. Bei dieser Verkostung erntete er die rote Laterne.

Ollie mag Kirschheck und Paradies
Ollie mag Kirschheck und Paradies

Norheimer Kirschheck: Erst sehr verhaltene Nase, dann viel Aprikose, die sich auch am Gaumen fortsetzt. Wer Wein ist ein bisschen mollig nach hinten raus, aber die Mehrheit liebt das. Das ist Extrakt. Der hat Stoff und von vorne bis hinten aromatisch und strukturell einiges anzubieten. Mir ist das ein bisschen zu viel, aber ich kann verstehen, warum der Wein bei drei Leuten auf der Lieblingsliste landet.

Fazit: Die Löwenkiste liefert, die Verkoster sind zufrieden mit dem Auftakt. Wie gut oder schlecht das ist, lässt sich noch besser nach dem nächsten Abschnitt beurteilen, denn es folgte …

Der Kollateral-Schatz

Dönnhoff 2023

Es war ein Versehen. Die Kiste hätte eigentlich woanders hin gesollt. Sie stand schon drei Wochen bei mir, war von Nachbarn angenommen worden. Das Weingut hatte dem eigentlichen Empfänger längst Ersatz geliefert. Also rief ich an und bot an, die Weine zurück zu schicken oder sie alternativ in meine Probe einzubauen. Ach, war die Antwort, das mit der Probe wäre doch schön. Also gab es die fünf regulären GGs von Dönnhoff, den Verkostern ausgeschenkt mit der Info: ‚Ein Winzer, ein Jahrgang, fünf Lagen‘.

Dönnhoff (Nahe), 2023er GGs

Norheimer Dellchen: In der Nase eher fruchtig, Aprikose und etwas kräutrig, am Gaumen eher mollig, etwas wachsig oder wollüstig (je nach Präferenz), die Säure ist aber sehr passend. Ich finde ihn hier schwächer, nicht ganz so strahlend wie in Wiesbaden. Bei der Nachprobe am nächsten Morgen stellt sich die Frische dann ein. Ein sehr gutes Dellchen, das nicht alles zeigt und daher keine Favoritenrolle holt.

Roxheimer Höllenpfad im Mühlenberg: Leichter Stinker, von Anfang an etwas austrocknend, gleichzeitig fette Frucht, die eine cremige Komponente hat. Im letzten Drittel erscheint dann eine staubige Phenolik, die schmirgelnd alles auffrisst. Ich finde das stark (besser als in Wiesbaden), aber in der Runde kommt das nicht an. Nachprobe: Der schmirgelnde Zug wird immer krasser und ich werde zum Superfan. In fünf Jahren wird dieser Wein feiner als das Dellchen, da lehne ich mich aus dem Fenster.

Jan und Sascha und das Felsentürmchen
Jan und Sascha und das Felsentürmchen

Schlossböckelheimer Felsenberg (Felsentürmchen): In der Nase Grüne Paprika und Stachelbeere, nicht ganz reife Mirabelle, aber auf der sicheren Seite, also nicht unreif, sondern frisch, trotzdem ein bisschen belegt und von Gärungsthemen überlagert. Am Gaumen dann eine sehr straffe Struktur. Ich habe schon in Wiesbaden gedacht, dass dieser Wein derzeit sein Geheimnis bewahrt. Allerdings sendet er positive Signale, was ihm zwei erste Plätze bei den Verkostern beschert.

Kreuznacher Krötenpfuhl: Das hat sehr viel Zug, ist auf der angenehmen Seite von grün, hat vielleicht etwas Kork, an dem man aber vorbei trinken kann, um einen sehr ordentlichen Wein zu erleben. Die Nachprobe allerdings zeigt, das war kein Kork. Die Nase wird ganz klar, der Körper wird üppiger, vollfruchtig-saftig und versöhnt mich. Erreicht aber nur gutes GG-Niveau.

Niederhäuser Herrmannshöhle: Kräftigste Säure der fünf Weine, sehr intensiv, aromatisch von Granny Smith geprägt und wie schon in Wiesbaden dunkelt der Wein nach, wird würziger und üppiger, auch ein bisschen geheimnisvoll. Erobert damit hier die Herzen und nimmt vier Favoritenstimmen mit.

Fazit: Die Dönnhoff-Kollektion ist stimmig. Der schwächste Wein ist mindestens ein gutes GG und die Herrmannshöhle ein Highlight. Sie zeigt aber auch, wie gut die Löwenkiste ist, denn die hat insgesamt an diesem Abend einen noch etwas besseren Eindruck hinterlassen.

Die Gäste sind angefixt, fühlen sich verwöhnt und fragen sich, was kommt als nächstes? Kann man das noch steigern. Man kann. Denn als nächstes kommt …

Der Super-Schatz

Groebes Meisterwerke

Zugegeben, dieser Name war nicht der Arbeitstitel, diesen Namen hat sich Familie Groebe ehrlich verdient. Es war im Shuttlebus von Wittmann zu Diel am Wiesbaden-Samstag, als jemand erzählte, Familie Groebe werde dieses Jahr nicht in Wiesbaden anstellen. Sie habe stattdessen ausgewählten Partnern und Medienvertretern eine Mail geschickt und angeboten, einen Mustersatz zu schicken. Ich hatte keine derartige Einladung bekommen. In solchen Fällen bin ich immer etwas traurig, aber nie sauer. Ich denke lieber positiv. Positiv denkende Menschen machen merkwürdige Sachen, Spam-Filter checken zum Beispiel. Und siehe da: Post von Groebes. Noch im Shuttle fragte ich Muster an, die direkt am Montag rausgingen. Die Familie macht nur 50.000 Flaschen und ob es die mittlerweile recht üppige Anstellgebühr für Wiesbaden war oder die Tatsache, dass alle immer nur über Wittmann reden – dieses Jahr also ein anderer Weg. Jury-Briefing: ‚Ein Winzer, ein Jahrgang, drei Lagen‘

Groebe (Rheinhessen), 2023er GGs

Westhofener Aulerde: In der Nase Birne und Fleischbrühe, so viel würzige Fleischbrühe, dass Kollege Jan nicht ausschließen wollte, dass wir den Wein blind aus einem schwarzen Glas für einen jungen Rotwein gehalten hätten. Auch am Gaumen fleischig und unglaublich druckvoll, aber ohne Fett. Das schiebt endlos und ist dabei sehr komplex, hört gar nicht auf, seine Geschichte zu erzählen. In der Nachprobe zeigt sich eine etwas fruchtig-konventionellere Nase, aber nur etwas. Ganz toller Wein.

Westhofener Kirchspiel ist in der Nase und am Gaumen konventioneller, fruchtiger. Aber auch dieser tolle Riesling schiebt ohne Ende, ist dabei noch nicht so komplex wie die Aulerde. In der Nachprobe schmirgelt die Phenolik im Abgang wunderbar kräftig. Da wird das Kirchspiel zur Granate.

Westhofener Morstein: Der schiebt so dunkelwürzig und steinig, dass es einen umhaut. Das ist betörend. Aber natürlich startet der Wein wie jeder pflichtbewusste Riesling erst einmal mit viel Frucht (in der Nachprobe etwas kandiert, aber nicht belegt oder wachsig), dann mittlere Säure und dann walzt eine leicht rauchig-nussige Phenolik durch den Abgang. Das klingt wie ein schwerer Wein, ist es aber nicht. Der swingt.

Fazit: In einem endlos begeisternden Flight konnte der Morstein sich knapp vor die anderen beiden Weine setzen. Ich mache das selten, aber hier erteile ich Kaufbefehl – für das komplette Trio.

Der nächste Flight hatte es dann schwer. Es kam …

Der Freund-Schatz

Thanisch Lieser

Jörg Thanisch macht ausgezeichneten Wein, aber weil er ein Freund von mir ist, habe ich seine Rieslinge schon einige Zeit aus meinen Proben verbannt. Ich bin schließlich parteiisch. Das ist ja aber eigentlich nicht Sinn der Sache. Also rief ich ihn an und fragte, ob er Lust hätte, zwei Helden zu schicken. Er schickte beim GG den 22er, denn der aktuelle Jahrgang wird erst dieser Tage gefüllt.

Thanisch (Mosel), zwei Mal Niederberg Helden

Lieser Niederberg Helden GG 2022. Der Wein hat eine klassische, restsüße Rieslingnase. Das riecht sehr nach Mosel, war der Tenor. Am Gaumen dann Kulturschock: furztrocken, sehr schlank, karg, kreidige Textur und auf Strecke gebaut, zeigt derzeit nicht viel. Ich kenne die Weine, ich schätze diesen sehr, habe ihn noch drei Tage weiter beobachtet und finde ihn leise und sehr gut. Nach den Groebes mit ihrem unendlichen Schub war er aber schlecht platziert.

Alte Reben 2023 (aus Niederberg Helden) ist etwas gemütlich und kompottig, liefert nicht so, wie wir uns das an diesem Punkt gewünscht hätten. Ein gewisser Lecker-Faktor verhindert schlechte Stimmung, eine inspirierte gemeinsame Beschreibung kommt aber nicht zustande.

Der Winzer trug das mit Fassung und wusste zu berichten, dass die Ernte ganz speziell in Lieser erheblich problematischer war als in großen Teilen Deutschlands. Am Ende lag mehr am Boden als in den Ernteboxen. Zu diesem Thema gibt es im aktuellen Podcast noch ein paar Gedanken. Sehr schön gefiel uns später zum Essen der 22er Spätburgunder unfiltriert, der mir den Eindruck vermittelte, dass man ihn ruhig für eine erhebliche Zeit im Keller verstecken darf.

Wahnsinnig lang hielten wir uns mit dem Flight nicht auf und es ging rasch weiter. Es kam …

Der Ritterschatz

von Oetinger GGs

Ö hatte angerufen und angekündigt, er werde dieses Jahr nicht in Wiesbaden anstellen. ‚Kann ich Dir ein Set schicken?‘. Fand ich aus vielen Gründen gut. Einige meiner Gäste hatten wenig Erfahrung mit jungen GGs von Achim Ritter und Edler von Oetinger. Trotzdem schenkte ich die drei mit nichts als der Ankündigung ‚ein Winzer, ein Jahr, drei Lagen‘ aus. Anders als die Weine von Dönnhoff und Korrell gab ich sie nicht an Instafollower für weitere Proben ab, sondern probierte sie noch über drei Tage zuhause.

Weingut von Oetinger (Rheingau), 2023er GGs

Phase 1:

Siegelsberg: Etwas kandiert und bonbonbunt in der Nase, am Gaumen strahlte das erst ein bisschen. Da war so eine gewisse Strenge, der aktuell nicht genug gegenüber stand. 

Hohenrain: Auch bunt in der Nase, am Gaumen wieder streng.

Marcobrunn: War verschlossen und streng, aber monumental steinig, stoffig, druckvoll.

Einschlägige Erfahrung hilft dabei, die Weine einzuordnen und Mitflieger Flo und Sascha hatten nach dem Aufdecken ihr Aha-Erlebnis. Denn wenn man Marcobrunn in jung und alt kennt, dann beschleicht einen das Gefühl, dies könnte der größte Marcobrunn sein, den der Ö je gemacht hat. Dabei will ich nicht verheimlichen, dass Jan, Ollie und Jeroen da saßen und fragten: ‚Dropsige Nase und leicht bitterer Gaumen: soll das so?‘ Ja, das sind aktuell Weine zum kleine Kinder Erschrecken. Also hier ein Nachtrag aus der weiteren Beobachtung

Phase 2:

Siegelsberg: nach zwei Tagen gelbfruchtige Nase mit Kräutern (Estragon), am Gaumen Aprikose, Zitrus, grüner Apfel, klar, saftiger Start, wird dann steinig. Das ist ein Wein für Team Siegelsberg!

Hohenrain beruhigt sich mit Luft, wird aber nur ein ordentliches GG

Marcobrunn: Die Bitterkeit verwandelt sich in anspruchsvoll phenolisches Schmirgeln mit wunderbar dunkelwürzigem Abgang. Die Frucht verliert die Bonbonanmutung und wird etwas leiser, reif und komplex. Das ist immer noch eher verschlossen, aber monumental. Großer Wein.

Aus Gründen der Dramaturgie und Logistik servierte ich die Weine des nächsten Weinguts in zwei Teilen. Zunächst einen einzelnen Wein blind, den Rest offen zum Essen, da es sich um sehr unterschiedliche Qualitäten handelte. Es kam nämlich …

Der Hammerschatz

Eberbach Versteigerung

Da es zuletzt immer zeitlich eng wurde, schlug Kathrin Puff von Kloster Eberbach vor, sie könne mir die Weine für die traditionsreiche Auktion im Frühjahr doch einfach schicken, sobald sie gefüllt seien. Also standen auch die bereit, als ich zur Probe rief. Als erstes servierte ich einzeln einen Wein, den ich am Nachmittag schon Flo im schwarzen Glas kredenzt hatte

Kloster Eberbach, Versteigerungskollektion 2025

Steinberger Riesling Wild Ferment 2019. Limette in der Nase, ein ganzer Korb Zitrusfrüchte am Gaumen, von vorne bis hinten durchzogen von blondem Tabak und einem großen Kräutergarten, dann auf feinste Phenolik abschließend – das singt und swingt und hat so viel Harmonie, dass es alle am Tisch umhaut. Vielleicht nicht der beste, aber wohl der aufregendste Riesling, den ich in diese Saison im Glas hatte.

Später dann

Steinberg Goldener Becher Riesling Kabinett 2023 hat eine schöne Kabi-Nase und am Gaumen sehr balanciertes Süße-Säure-Spiel. Er ist aber noch etwas hefig und hat eine feste, stoffige Art. Die Süße empfinden alle als sehr passend. Wird nie ganz leicht und flirrend werden, sondern immer eine kernige Festigkeit behalten, ist meine Vermutung. Sehr schön, aber kein Zauberer, wie manch Mosel-Versteigerungskabi in der jüngeren Vergangenheit.

23er Riesling Auktionsreserve, Hessische Bergstrasse. Wow, was für eine steinige (eher felsige, Granit statt Kreide), würzige Art. In der Frucht geizig, das hat unerhört hohes Niveau (wegen dieser phenolischen Tiefe). Sehr jung, aber jetzt schon sehr gut.

22er Pinot Noir Auktionsreserve. Sehr typische, eher deutsche Nase, am Gaumen macht der mich nicht so an, schöne, saftige Frucht, etwas Tabakwürze, ordentliche Säure, aber das strahlt aktuell nicht so. Ist sehr tief für die Liga ‚Auktionsreserve‘, aber insgesamt nur okay.

22er Assmannshäuser Im Höllenberg Crescentia Frühburgunder. Etwas Erdbeere, Waldbeeren und Ziegelstein, am Gaumen minimal grün, vor allem beerig, dann Rhabarber, etwas Vanille und dezent erdige Noten. Das empfinde ich als einen interessanten Mix. Kräftige Säure, besonders feines Tannin, viel Trinkfluss. Mag ich sehr!

Natürlich kann so eine Veranstaltung niemals auskommen ohne eine kleine Herausforderung. Also war auch er mit von der Partie:

Der Piratenschatz

Schwab Silvaner

Der wild-kräuterwürzige Wild Ferment war die ideale Überleitung zu einem Flight mit Silvanern. Auch Familie Schwab hatte sich gemeldet, ob sie was schicken könnten. Gerne doch. Also gab es einen Flight mit der wahrheitsgemäßen Ankündigung ‚Ein Winzer, Erste und Große Lage‘. Nach der Hälfte der Zeit fragte ich meine Mitstreiter, ob sie die bis dahin gefeierten Rieslinge vor dem Aufdecken vielleicht auch noch mal als Silvaner verkosten wollten (ich gebe es zu: ganz ohne Schadenfreude kam der Vorschlag nicht). Zur Ehrenrettung versichere ich an Eides statt: Ohne den Wild Ferment hätte das nicht geklappt.

23er Thüngersheimer Johannisberg, Silvaner Erste Lage: So würzig und dabei angenehm, offen, gelbfruchtig, mit feiner Phenolik, der typischen ‚Trockenkräuter, Heu & Stroh‘-Thematik. Komplex mit Reserven, aber auch Präsenz und Trinkspaß.

23er Silvaner Rothlauf GG: Die zusätzliche Tiefe ist wunderbar, am Gaumen ist der Wein jetzt sortentypisch dezent gemüsig, hat dabei eine feine und leise Art, die beeindruckend ist. Wird in der Runde als das GG erkannt und von allen außer Ollie auch bevorzugt.

Fazit: Das waren zum Abschluss noch einmal zwei sehr starke Weine, die für mich das Thema des Jahrgangs betonen: 2023 ist für deutsche Weiße ein Jahr, in dem man bei der zweiten und dritten Reihe der Erzeuger unglaublich Beute machen kann. Gleichzeitig gibt es keinen Grund, große Namen wie Dönnhoff zu meiden. Weine wie die Hermannshöhle sind schließlich die Monumente, die den Jahrgang am Ende als besonders gut erscheinen lassen werden.

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