Ich glaube, es war Udo Lindenberg, der den Satz prägte: „Morgens ist nach dem Aufstehen.“ Ich nehme an, er wollte damit nicht behaupten, die Tageszeiten müssten seinem Rhythmus folgen. Vielmehr hat er treffend ausgeführt, dass es unabhängig von der Uhrzeit einen gefühlten Morgen gibt. Für mich könnte ich analog anmerken: „Sommer ist nach dem Knipser (Sauvignon Blanc)“.
Es ist der erste richtig warme Abend des Jahres, an dem ich die jeweils erste Flasche des aktuellen Jahrgangs von Knipsers Sauvignon Blanc auf der heimischen Terrasse genieße. Ab da ist Sommer. Dieses Prozedere geht jetzt ins vierte Jahr. Noch nie musste ich bis Ende Juni warten – aber ich muss jedes Jahr früher an die Beschaffung denken. Der Wein ist schnell ausverkauft.
Letzte Woche war also Sommeranfang und hätte Knipser nicht mit 13 anderen „Renegaten“ für ein bisschen Aufregung gesorgt, hätte ich auch schon früher davon berichtet. Sauvignon Blanc 2008, Weingut Johannishof Knipser, Laumersheim, Pfalz, 11% Alkohol. Der Wein ist straff im besten Sinne. Klassische Sauvignon Blanc Aromen (also die berühmte Katzenpisse samt Stachelbeere und ein bisschen Gras) sind vorhanden aber nicht penetrant. Ich bin mir jetzt schon sicher, dass der Wein auch dieses Jahr wieder zu meinen schönsten Erlebnissen mit deutschen Sauvignon Blancs gehören wird (obwohl ich erst zwei oder drei probiert habe). Allerdings ist der Wein ein rechter Säurebrocken. Da lässt sich der Jahrgang nicht lumpen und mehr als eine halbe Flasche mag ich davon nicht auf einmal trinken (ist sowieso gesünder).
Man muss die Verkoster des Gault Millau richtig bedauern, dass ihnen der Wein dieses Jahr vorenthalten bleibt.