Ich war beim Vinocamp 2014 in Geisenheim an der Weinbau-Uni. Das Klassentreffen all derer, die mit Wein und sozialen Medien zu tun haben (oder sich sehr dafür interessieren) erlebte dieses Jahr seine vierte Auflage. Und es wird besser und besser, eine Steigerung beim nächsten Mal wird kaum möglich sein – allein: das dachten wir letztes Jahr auch schon. Das Organisationsteam rund um die Initiatoren Thomas Lippert und Dirk Würtz stellte wieder ein fantastisches Rahmenprogramm rund um die Sessions der Teilnehmer auf die Beine. Dafür hier noch einmal herzlichen Dank.
Traditionell startet das Vinocamp am Freitag mit einer Weingutsbesichtigung für die Früh-Anreiser. Dieses Jahr ging es zum Weingut Robert Weil, wo uns der Hausherr, Wilhelm Weil, persönlich durch die heiligen Hallen führte. Das Weingut ist in jeder Hinsicht ein Ausnahmebetrieb. Es befindet sich mehrheitlich im Besitz eines internationalen Getränkemultis aus Japan und produziert erhebliche Mengen, was regelmäßig dazu führt, das Weinfreaks die Nase rümpfen. Dazu spielen die Weine preislich in einer eigenen Liga, der Gutsriesling kostet zweistellig, das Große Gewächs hat mittlerweile die 40-Euro-Mauer durchbrochen. Die Anlagen des Weinguts sind architektonisch wie technologisch beeindruckend und das Gut ist auf Besucher eingerichtet. Entsprechend routiniert führte uns Herr Weil durch sein Reich. Letzte Station war ein Verkostungsraum im Keller, wo er uns drei Weine präsentieren wollte.
Lediglich drei Weine – ich gebe zu: ich bin verwöhnt, ich war enttäuscht. Entschuldigend merkte der Winzer an, Organisator Würtz habe auf die Limitierung bestanden. Das entpuppte sich als Missverständnis. Ich liebe Weinproben, die aus dem Ruder laufen, weil jeder Wein eine Diskussion befeuert, in der jemand Thesen aufstellt, zu deren Überprüfung gleich der nächste Wein ins Glas muss. Und als das Limit fiel, zeigte Herr Weil, dass er ein Meister dieser Art Probe ist. 2013 sei ein wirklich spannendes Jahr, wie eigentlich alle Jahre, bei denen es zunächst so aussieht, als würden die Trauben niemals reif, beispielsweise 2010 – plopp, ein spontan geöffnetes Erstes Gewächs 2010 aus dem Gräfenberg trat den Beweis an. ‚Oder denken Sie nur an 2008‘ … plopp, 2008 Gräfenberg Erstes Gewächs … ‚und auch in der längerfristigen Entwicklung‘ … plopp, 2004 Gräfenberg EG … ‚verzeihen Sie, den hatte ich nicht in der Kühlung aber großer Wein muss bei jeder Temperatur funktionieren‘ (ja, der Wein ist richtig groß und hat auch etwas zu warm funktioniert) … ‚jetzt müssen wir aber wieder zurück zur ursprünglichen Reihenfolge‘ … plopp 2013 Spätlese fruchtsüß … ‚nein Kabinett mit Lage machen wir nicht‘ … ‚Kabinette trinke ich am liebsten von der Mosel‘ … plopp, 2008 Kabinett von J.J.Prüm – was für ein Gastgeber und auch hier: vielen Dank. Wer über Weil die Nase rümpft, hat einfach noch nicht genug Weil getrunken.
Die trockenen Weine aus dem Turmberg und dem Klosterberg aus dem Jahr 2013 – zwei der ursprünglich vorgesehenen drei Weine – machten mir übrigens Hoffnung. Hatte ich nach dem Genuss von 33 Gutsrieslingen beim BerlinGutsrieslingCup noch schlimmste Befürchtungen hinsichtlich der Qualität des Jahrgangs 2013 zeigten die beiden Weil-Weine, dass es auch anders geht. Fast 9 Promille Säure sind zwar ein extremer Wert, geschmacklich war die Säure jedoch sehr reif und angenehm. Gepaart mit etwas mehr Alkohol und einem moderaten Restzucker von 6 oder 7 Gramm präsentierten sich beide Weine als straffe Rieslinge mit hohem Trinkfluss. Es ist nicht alles verloren, sollten mehr Produzenten 2013 Weine auf diesem Niveau präsentieren.
Die beim Vinocamp anwesenden Blogger schließen sich diese Woche zu einer Weinrallye über das Camp zusammen. Die Chronistenpflicht verteilt sich auf mehrere Schultern. Für weitere Details verweise ich also auf die Seite des Rallye-Organisators und werde später weitere Links hier einfügen, wenn die Berichte der anderen online erscheinen.
Hier geht es zur Seite des Rallye-Gastgebers.
Hier findet sich Live-Berichterstattung von Susanne auf 180 Grad.
Den ersten Bericht veröffentlichte Harald im Blog von Steffens-Kess.
Der erste zweite Bericht stammt von Organisator Dirk Würtz.
Ein wunderschöner Text von Petra Pahlings beim Weinkaiser.
Chez Matze hat Tagebuch geführt – Achtung, selbstreferentiell 😉
Eine schöne Zusammenfassung des Besuches bei Weil, danke!
Harald Steffens veröffentlichte seinen 1. Bericht noch vor Dirk. 🙂
Danke, den baue ich dann ein.