Nach einer Woche ohne notierenswerte Weine finde ich jetzt endlich Zeit, diese Frage zu beantworten. Wie mir meine Blogstatistik mitteilte, ist diese Frage auch Gegenstand der ersten Suche, die auf diesem Blog stattfand (obwohl es kaum etwas zu durchsuchen gibt).
Wohlan, der erste Teil des zusammengesetzten Hauptwortes Schnutentunker ist die Schnute, also der Mund. Ob das ein umgangssprachliches oder ein mundartliches Synonym ist, weiß ich leider nicht. Wikipedia schweigt sich aus und leitet von Schnute direkt auf Mund weiter. Daraus schließe ich wenigstens, daß Schnute ein weithin verbreiteter Begriff ist. Das gute alte ‚tunken‘ ist hingegen hochdeutsch und bedeutet ‚eintauchen‘ oder etwas umgangssprachlicher ’stippen‘.
Wer nun glaubt, ein Schnutentunker sei ein Mensch, der seinen Mund in möglichst viele (alkoholische) Getränke eintaucht, denkt das naheliegende, liegt aber noch recht weit daneben. Denn eigentlich bedeutet der höchst negativ besetzte Begriff nichts anderes als Schnorrer. Winzer reden von Schnutentunkern, wenn sie Verkostungsbesucher (oder Messebesucher) meinen, die viel Interesse (und Ahnung) vortäuschen, um kostenlose Probeschlucke abzusahnen und dann ohne etwas zu kaufen wieder verschwinden. Etwas weniger negativ besetzt verwendet mancher es auch für das Publikum bei Massenverkostungen oder für die zahlreichen Nicht-Fachbesucher oder Pseudofachbesucher auf Weinveranstaltungen, die eigentlich dem Handel, der Gastronomie oder anderen Weinprofis vorbehalten sind.
Ich habe mich noch nie irgendwo eingeschmuggelt, schnorre keinen Wein und täusche hoffentlich nie mehr als das tatsächlich vorhandene Wissen vor. Aber den Titel Schnutentunker fand ich trotzdem ganz hübsch. Das ist in etwa so, wie wenn die Anhänger des FSV Mainz 05 bei Spielen ihrer Mannschaft singen: „Wir sind nur ein Karnevalsverein“.
Der Blog(ger)name hat außerdem einen unschätzbaren Vorteil. Er ist kaum zitierfähig im Sinne von werblichem Gebrauch. Nachdem ich neulich sah, wie ein Händler mit der hohen Punktzahl für einen Wein warb, der von einem Hobbyblogger positiv besprochen wurde, wollte ich das für mich verhindern. Und ich glaube, kein Winzer oder Händler käme je auf die Idee, in seine Broschüre/auf seine Website zu schreiben: „Dieser Wein hat 95 Schnutentunkerpunkte“.
Hat was beruhigendes…