Die VDP Große Gewächs Probe in Wiesbaden hat dieses Jahr eine Premiere erlebt: die Social Media Lümmel (von der nicht ganz letzten Bank). Und ich gebe offen zu, ich bin sehr glücklich, ein Teil dieses Quartetts gewesen zu sein – oder sagen wir dieses durch den Wiesbadener Wirsching-Graben geteilten Doppel-Duos.
Die Vorpremiere der Großen Gewächse in Wiesbaden gilt als bestorganisierte Verkostung der Weinwelt. Und dieser Ruf kommt nicht von ungefähr. Neben perfekten Arbeitsbedingungen (die gibt es in Wien auch) gestattet der VDP sogar die Äußerung eines Wunsches, neben wem der geladene Verkoster gerne sitzen möchte. So kam es, dass in Reihe 11 der Kurhaus Kolonnaden Paul von Drunken Monday an meiner Seite saß und direkt hinter uns der Würtz vom gleichnamigen Blog sowie Sam Hofschuster von Wein-plus (theoretisch waren die Herren hinter uns in Überzahl, hatten Sie doch den HuffPo-Vahlefeld an ihrer Seite, aber der verkostet ziemlich autistisch). Diese Konstellation erlaubte mir, ich geb’s zu, ein mutigeres Urteil. Ich habe mich weiter aus dem Fenster gelehnt als letztes Jahr, weil mancher Eindruck Gegenstand vorheriger Diskussionen war. Da Bibliotheksruhe zu herrschen hat, kommunizierten wir vor allem digital und das gebar recht schnell die Idee, wenn wir schon die ganze Zeit über soziale Netze kommunizieren, können wir eigentlich auch andere daran teilhaben lassen.
Das Feedback war positiv. Es ist uns gelungen, mehr als einen bloßen Das-hatte-ich-gerade-im-Mund-und-Wow-ist-das-toll-Ticker zusammenzukriegen. Wenn Sie das alles verpasst, aber einen Facebook-Account haben, können Sie es nachlesen, auch wenn Sie nicht mit einem von uns befreundet sind. Suchen Sie einfach nach dem Hash-Tag #vdpgg15. Die meisten Dinge haben wir öffentlich gepostet. Und wenn Sie sich zusätzlich in der Facebook-Gruppe ‚Hauptsache Wein‘ anmelden, sehen Sie garantiert alles, was wir geschrieben haben. Wir werden das nächstes Jahr sicher wiederholen, und dann können Sie live dabei sein.
Am Silvaner GG schieden sich die Geister
Ursprünglich kam dieser Ticker harmonisch zustande, doch dann kam Wirsching. Paul und ich hatten früh Silvaner verkostet und als wir hörten, wie die Kollegen hinter uns – den Silvaner erst am Nachmittag verkostend – Loblieder auf Wirschings GGs sangen, mussten wir doch mal kurz die Bibliotheksruhe stören. ‚Sag mal, meint Ihr das ernst???‘ Fortan verlief der Wiesbadener Wirsching-Graben zwischen Reihe 11 und 12, die kleine Privatfehde muss man kennen, um unseren Ticker besser zu verstehen. Die Herren von der dunklen Seite des Grabens sehen Sie im Bild oben (wir betrachteten uns freiwillig als die dunkle Seite, denn auf der gibt es bekanntlich Kekse).
Erwähnenswert ist diese Begebenheit aus einem Grund. Wir alle wissen, dass wir ständig irren. Manchmal vergessen wir das und manchmal sind wir uns ganz sicher, dass wir uns nicht irren. Da will man dann gerne mal schreiben: Was ist denn bitte mit Wirsching los? Normalerweise tue ich das nicht – bei einer Kurzprobe präsentieren sich viele Weine unter Wert, nur wenige über, deswegen redet man über die guten. Aber wenn Kollegen das anders sehen, dann darf ich über (meiner unfehlbaren Meinung nach) schwache Weine reden, denn noch nie gereichte es einem Winzer zum Schaden, wenn Verkoster in der Öffentlichkeit einen Streit über seinen Wein austrugen. Die Quintessenz des Lümmeldisputs ist ja: probieren Sie Wirschings Silvaner GGs! Und wenn Sie dann feststellen, Paul und ich hatten recht, spammen Sie bitte die Herren Würtz und Hofschuster zu. Laufen Sie hingegen wider Erwarten auf die andere Seite des Grabens über, kaufen Sie doch einfach kistenweise Wirsching-Silvaner. Ist sowieso spannender, als Mails zu verschicken.