Der tödliche Tropfen (2)

Blindflug 146: Der tödliche Tropfen (2)

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Felix
startet mit einem leichten Chardonnay
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Sascha
übernimmt ab Minute 48 mit einem schwereren Chardonnay

Vor etwas über einem Jahr hat Felix seine Analyse der neuen Wirklichkeit vom Kampf gegen Alkohol als legale Substanz hier veröffentlicht und mit ein paar Prognosen verknüpft. Die sind jetzt alle eingetroffen, also brauchen wir ein paar neue Vorhersagen. Als Bonustrack gibt es einen letzten Lösungsvorschlag.

Alkohol ist durch und durch giftig und hat nicht die geringste positive Eigenschaft. Diese Haltung erhebt eine gut finanzierte Sekte mit legalen aber unmoralischen Mitteln gerade zur Staatsposition in diversen westlichen Ländern. Die Zielscheiben dieses Angriffs glauben sich zu wehren, und bedienen doch nur die Strategie des Gegners. Der deutsche Wein bräuchte eine Lobby-Organisation, die diesen Namen im postfaktischen Zeitalter noch verdient. Doch die Damen und Herren möchten sich die Hände nicht schmutzig machen. Also gehen sie stilvoll unter – und mit ihnen die deutsche Weinbranche.

Lisa Bunn singt leise

Chardonnay vom Kalkstein Lisa Bunn

Wenn Felix schon laut rumpoltert, so schenkt er Sascha doch wenigstens einen Wein ein, der ein zartes, leises und trotzdem ausdrucksstarkes Liedchen singt. Lisa Bunns Chardonnay vom Kalkstein 2023 ist vielleicht derzeit das Nonplusultra im Einstiegsbereich bei dieser Traube. Für Sascha ist das ungewohnt, denn wir trinken sehr selten die Basisqualitäten vom Chardonnay. Er mag den Wein sehr, kann ihn allerdings nicht einordnen. Sehr gut: Überraschungen sind doch irgendwie das Salz in der Suppe. Der Wein ist ein Neuzugang in Felix‘ Vipino-Kollektion.

Olivier Bernstein haut in die Tasten

Puligny Montrachet Champ Gain Olivier Bernstein

Vor allem, weil Sascha das genaue Gegenteil im Gepäck hat: vollmundigen, schweren Chardonnay mit Holz und Röstnoten. Der Wein kommt nach dem Transport etwas wärmer ins Glas, weswegen Felix sich nicht zwischen Weiß- und Rotwein entscheiden kann. Doch das macht gar nichts. Das für Sascha und Felix faszinierendste an Olivier Bernsteins Puligny-Montrachet 1er Cru Champ Gain 2011 ist, dass man ihn aus dem schwarzen Glas fröhlich als beides trinken kann und er funktioniert gleichermaßen. Das ist einfach burgundisches Weinvergnügen auf höchstem Niveau.

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9 Gedanken zu „Blindflug 146: Der tödliche Tropfen (2)“

  1. Sehr geehrter Herr Bodmann,
    zunächst einmal hoffe ich sehr, diese Folge erreicht auf irgendeinem Weg einen der nötigen Schützen um den Elfer zu verwandeln!

    Ansonsten sind mir noch ein paar Argumente eingefallen die Sie gerne nutzen dürften, falls Sie irgendwann noch eine Dritte Folge zum Thema machen wollen und Munition benötigen:

    1. Angeblich sterben jedes Jahr 74.000 Menschen in Deutschland durch Alkohol. Diese Zahl ist allerdings über 20 Jahre alt, wird aber seit Jahren immer wieder hervorgeholt und findet sich wohl auch auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums. Die Menge an Alkohol die getrunken wird sinkt aber seit Jahren. Wie kann diese Zahl also stets die gleiche bleiben? (Nähere Informationen dazu im „Getränke-News“-Podcast Folge 16.)
    2. Italien ist eines der Länder mit dem höchsten Alkoholkonsum, aber mit einem eher geringen Anteil an Alkoholkranken. Wie kann das sein, wenn Alkohol ja grundsätzlich tödlich ist und allein die Menge entscheidend ist? Vermutet wird, dass die soziale Kontrolle ursächlich ist. Es ist in Italien üblich zum Essen ein Glas Wein zu trinken, das tut nahezu jeder und man tut es gemeinsam und achtet auch darauf, dass niemand es in überbordendem Maße zu anderen Anlässen tut. Folge: Relativ hoher Alkoholkonsum aber kaum Exzesse und folglich kaum Alkoholkranke.

    3. Das zuvor genannte Argument habe ich aus dem Buch „Drunk: How We Sipped, Danced, and Stumbled Our Way to Civilization“ von Edward Slingerland. Dieses Buch liefert zudem noch eine Vielzahl von anderen Argumenten die zeigen inwiefern Alkohol (und andere Rauschmittel) bei der Entwicklung von Zivilisationen rund um den Erdball förderlich waren und bietet die Chance die ganze Debatte auf eine neue Ebene zu heben. Selbst wenn man mal kurz annehmen wollte, dass Alkohol tatsächlich so gesundheitsschädlich sei, finden sich hier eine Vielzahl von Argumenten, die dienlich sein können, wenn man Gegenargumente für eine restriktive Alkoholpolitik finden will auf die Organisationen wie Movendi definitiv nicht vorbereitet sein dürfen, da sie sich ja bei der Verteufelung von Wein & Co lediglich auf diesen einen Aspekt konzentrieren.
    4. Eine Studie der Uniklinik München hat untersucht inwiefern Alkohol in geringen Mengen auf den Menschen wirkt. Die eine Gruppe bekam eine kleine Menge Alkohol zu trinken, die Kontrollgruppe eine Getränk ohne Alkohol. Man hat festgestellt, dass die Gruppe mir Alkohol, schnellere Reaktionszeiten zeigte sowie sich besser konzentrieren konnte. Was also seit Ewigkeiten bei der Führerscheinprüfung allen Fahrschülern eingetrichtert wird, dass schon kleine Mengen die Fahrtüchtigkeit herabsetzen stimmt also nicht, denn das Gegenteil ist der Fall, allerdings nur bei recht kleinen Mengen die zu eine Blutalkoholkonzentration von unter 0,3 Promille führen, danach verkehrt sich das Ganze bekanntermaßen ins Gegenteil. Leider habe ich hierfür nur einen relativ dünnen Beleg, denn berichtet wurde mir das Ganze lediglich von einem ehemaligen Vorstandsmitglied von Moselwein e.V. aber mit etwas Recherche kann man hier sicher mehr herausfinden. Erzählt wurde mir im Rahmen des Gesprächs überdies auch, dass eigentlich eine Folgestudie geplant war, die aber nie durchgeführt wurde, weil die Professorin der Erststudie hierfür keine Gelder bekam. Derartige Ergebnisse wollte man wohl nicht.
    5. Nach Einstufung der Kultusministerkonferenz und der Deutschen UNESCO-Kommission ist die deutsche Weinkultur als immaterielles Kulturerbe in Deutschland anerkannt. Keine Weinkultur ohne Wein, einer der Punkte weshalb ich hoffe das die Abstinenzler in Deutschland Schwierigkeiten haben dürften den Geldhahn völlig zuzudrehen denn die Förderung dieses Kulturguts und das Zudrehen des Geldhahns desselbigen beißen sich schließlich. Zudem denke ich, dass gerade diese Anerkennung von Wein als kulturell bedeutend als Argument verwendet werden kann solchen den Abstinenzlern entgegenzutreten. (Die belgische Bierkultur ist glaube ich sogar immaterielles Weltkulturerbe, vielleicht auch nicht ganz unwichtig wenn man bedenkt, das dieser Kampf ja nicht nur um Wein und nicht nur in Deutschland geführt wird.)

    Darüber hinaus vielleicht noch ein paar weitere Gedanken und Fragen:

    Unabhängig davon wie leicht es ihren Ausführungen nach ist den Elfmeter ohne Torwart zu verwandeln bin ich doch sehr schockiert darüber wie wenig der wirkliche „Big Alkohol“ dieser „Jeder Tropfen ist tödlich“-Kampagne gegenwärtig entgegensetzt. Mich wundert es, das große Konzerne wie die Carlsberg-Group, Anheuser-Busch InBev, Heineken, Rémy Cointreau oder Suntory nichts anderes einfällt als „drink responsibly/moderately“, um all diesem Treiben entgegenzuwirken. Es ist schließlich kaum vorstellbar, dass die alle im Zweifelsfall auf Limo umsteigen, gerade wo der Markt von zwei großen Limonandenherstellern aus den USA ja bereits so gut abgedeckt ist und man darf ohne weiteres annehmen, dass auch die den Elfmeter verwandeln könnten, da gerade solche Konzerne spielend in der Lage sein dürften, bei der WHO Spenden in Höhen zu machen, die Movendi vermutlich nie erreichen könnte.
    Wie ist eigentliche Ihre persönliche Erfahrung im Gespräch mit Playern in dem Geschäft zu diesem Thema? Also soweit ich Sie durch die Podcasts und den Schnutentunker-Blog kenne haben Sie meines Wissens nach keine Kontakte zu Carlsberg und Co, zweifelsohne aber zum VDP und dem einen oder anderem Weinbauverband. Wie reagieren deren Mitglieder so, wenn Sie mit denen über dieses Thema reden? Meinem Empfinden nach scheint man sich hier zu dem Thema bisher leider auch auszuschweigen und ich denke dabei jetzt gerade bei eher kleinen Verbänden wegen mangelnder finanzieller Potenz nun nicht an Spenden an die WHO um das narrativ zu verändern, aber es wird ja auch argumentativ nichts getan um gegen diese Kampagne vorzugehen, wie gegenteilige Fakten zu präsentieren Außer von Philipp Schwander (und Ihnen) habe ich in den letzten Jahren von keinem einzigen namhaften Branchenvertreter oder Verband irgendwas gehört und auch das entsetzt mich regelrecht.

    Abschließend noch ein paar Worte ein kleinwenig Off-Topic zum Thema post-faktisch, Afd und so weiter:
    Leider ist es oft so, dass gerade in unserer links-liberal geprägten Medienlandschaft die Dinge nur einseitig betrachtet werden und bestimmte Argumente und andere Positionen überhaupt nicht dargestellt werden. DAS und nicht das oftmals angeblich besonders geschickte Vorgehen der AfD im Bereich Kommunikation sind die Hauptgründe für den Erfolg dieser Partei. Manche Erkenntnisse sind für bestimmte Wählergruppen derart offensichtlich, dass es dafür keiner Studie (sie erinnern sich an Ihr „Kinder und Handynutzung“-Beispiel) bedarf. Ich selbst habe dieses Jahr als Folge der rot-grünen Politik, schon mehrere hundert Euro an Geld verloren die ich ohne deren ideologische Getriebenheit noch hätte, ich bin keinesfalls der Einzige (wenn die genaues wissen wollen gerne in einem persönlichen Mail-Austausch) und die Leute merken wenn Sie belogen werden oder man sie als Idioten darstellt. (Ich denke hier gerade an Esken und Künert die beide nach der Schlappe bei der Europawahl sinngemäß sagten: „Unsere Politik ist gut, wir müssen sie dem Wähler nur besser erklären.“ Ein Satz wie er kaum arroganter sein könnte, sagt er doch a) dass man alles richtig macht und b) der Wähler nur zu blöd ist es zu begreifen, zudem völlig unbeachtet lassend, dass man die Politik der SPD begreifen und dennoch schlecht finden kann).
    Besonders erschreckend ist dabei aber vor allen Dingen wenn „Big Media Germany“ 😉bei solchen Dingen so eifrig mitmacht und Journalisten aller großen Fernsehkanäle nicht alle Fakten und Perspektiven präsentieren sondern nur einseitig unterwegs sind wie Sie auch gerade am Thema „Jeder Tropfen ist tödlich“ perfekt nachvollziehen können, denn diese Propaganda wird insbesondere vom ZDF seit einiger Zeit aktiv verbreitet und das sogar obwohl sie es besser wissen könnten, da ich selbst das ZDF einmal über die argumentativen Schwächen dieser Behauptung und den Mangel an Multiperspektivität aufmerksam gemacht habe und der Kern der Antwort lediglich war ich könne ja „weiter saufen“ wenn ich es besser wisse.
    Ein weiteres Beispiel für solche Vorgehensweisen haben Sie ja auch am eigenen Leib zu spüren bekommen, ich denke dabei an Ihr Eskimo-Inuit Beispiel und hier waren sie im Übrigen der erste Journalist von dem ich gehört habe wie die Hintergründe hier wirklich sind während aber diverse Ihrer Kollegen unhinterfragt in die Welt hinaustuteten „Eskimo“ sei eine rassistische Bezeichnung.
    Ansonsten bin ich übrigens völlig bei Ihnen das Niveau nach oben zu schreiben hat Trump definitiv das Weiße Haus geschenkt, denn auch wenn man die Wahrheit spricht hilft das keinem wenn man es auf einem Niveau tut wo es nur wenige verstehen. Die Mehrheit der Wähler sind keine Akademiker und wer einer ist erhält dafür nicht mehr Stimmen an der Urne. Man muss die Massen auf seine Seite ziehen, wenn man gewinnen will und dabei sind die Mittel egal und das ist beileibe keine neue Erkenntnis. (umso erstaunlicher, dass man das bei der demokratischen Partei in den USA wohl nicht gewusst hat). Wenn zwei gleichwertige Mächte sich bekämpfen hängt der Sieg von der besseren Strategie, dem größeren Willen und der Bereitschaft dreckiger zu kämpfen als der Gegner ab (Clausewitz „Vom Kriege“, dem Inhalt nach). Mit anderen Worten Movendi lügt und bewirft andere mit Dreck, um sie zu diskreditieren und hat deshalb Erfolg. Ergo: Man muss Movendi mit Dreck bewerfen und notfalls bereits sein selbst zu lügen und das so lange bis genug Dreck kleben bleibt das diese fragwürdige Organisation mal mindestens von vorn beginnen und den Namen ändern muss, um überhaupt eine Chance zu haben weiterzumachen, wie sie es freilich schon einmal aus ähnlichem Grund getan haben, denn der Begriff „Gut-Templer“ schreit ja nur schon so heraus „Wir sind religiös motivierte Fanatiker“.

    Also, danke nochmal für Ihren wertvollen Beitrag im Interesse aller Genießer edler Tropfen und machen Sie weiter so!

    1. Danke für die Gedanken. Einige der Fakten und Studien, auch die zum Alkohol als Doping, haben wir in den anderen Folgen (Neben dem ersten tödlichen Tropfen gab es auch mal eine zum Thema ‚Wann ist man Alkoholiker?‘) thematisiert. Ich kann gut verstehen, warum sich klassische Medien den Shitstorm nicht ans Bein binden. Die Verbände bzw. deren Vertreter verweisen regelmäßig auf die DWA. Deswegen musste ich ja jetzt mal etwas deutlicher werden und den Damen und Herren erklären, dass die DWA nicht hilft. Das Big Alcohol glaubte, man könne mit freiwilligen Programmen und Werbebeschränkungen dem Schicksal der Zigarettenindustrie entgehen, war lange begründet. Erst seit den Aktivitäten von Movendi ist die stillschweigende Übereinkunft mit der Politik aufgekündigt. Warum die jetzt nicht aus dem Quark kommen, weiß ich nicht, aber das ist der zweite Grund für Teil 2 gewesen. Wie im Podcast gesagt, muss man mMn nicht ganz auf das Niveua der Gegner sinken und Lügen verbreiten. Es reicht vollkommen, die Boxhandschuhe anzuziehen und gelegentlich die Kinderstube hintenan zu stellen.

  2. Vielen Dank für die neue Folge. Mal wieder ein Ohrenschmaus. Ich fiebere jeder neuen Episode entgegen!

    Das Thema WHO/Alkoholempfehlung ist ein wichtiges. Gerade wie von euch beschrieben, wenn es dabei um öffentliche Gelder, öffentliche Wahrnehmung und damit konkret um reale Existenzen geht. Was hier geschieht, ist absichtliche Fehlinterpretation, um wissenschaftliche Ergebnisse gewollt in eine bestimmte Ecke zu drängen, zum Zwecke der eigenen persönlichen Agenda. Gut und wichtig, dass ihr das anprangert!

    Nur mahne ich auf der persönlichen Ebene zu etwas Vorsicht. In meinem Umfeld kenne ich genau niemanden, der “moderat trinkt”. Ein paar wenige Menschen trinken überhaupt keinen Alkohol, die große Mehrheit (inklusive meiner Wenigkeit) trinkt klar oberhalb der moderaten Definition. Das häufigste Modell ist meist “unter der Woche kein Alkohol, dafür Freitag/Samstag auch gern mal eine Flasche Wein pro Person”. Dass dies gesundheitlich nicht förderlich ist, ist den meisten klar. Für mich ist daher die Diskussion rund um einen moderaten Konsum auf der individuellen Ebene obsolet, da kaum jemand moderat trinkt, sondern entweder gar nicht oder darüber. Das erste Glas führt eben meistens zum zweiten. Man muss aufpassen, dass man mit dieser Diskussion nicht unterbewusst seinen eigenen Alkoholkonsum zu rechtfertigen versucht. Vor sich selbst oder vor anderen. Unabhängig von WHO/DGE-Definitionen ist das “Hobby Wein”, welches fast immer mit einem nicht-moderaten Konsum einhergeht, fast immer ungesund. Darauf muss auch öffentlich hingewiesen werden dürfen.

    1. Das Hobby Wein geht nicht mit moderatem Konsum einher. In Deutschland ist der Rausch unangemessen verniedlicht. Der Kult ums Saufen ist unerträglich. Wenn das erste Glas das zweite bedingt, dann zieht eine Bedrohung am Horizont auf, die man früh bekämpfen sollte. Kriegt man sie nicht in den Griff, muss man sich irgendwann ein anderes Hobby suchen. Das machen ja auch gar nicht so wenige. Da wiederholst Du zu Recht Dinge, die eins zu eins so von mir mehr als einmal im Blindflug ausgesprochen wurden.
      Ob ein Intake von 5 Tagen Abstinenz und zwei Tage je eine Flasche (nicht gestürzt, sondern über einen Zeitraum von 5 Stunden getrunken) tatsächlich so viel schädlicher ist, hat nie jemand untersucht. Die von Dir beschriebene Trinkgewohnheit wird in den Studien im Zweifelsfall als moderat kategorisiert (6 Viertel in der Woche mit einem Tag Pause). Die riesige Zahl möglicher Verbrauchsmuster ist eine Herausforderung, der durch Clusterung begegnet wird. Alles Obige bleibt in Kraft, aber man muss sich auch nicht über Gebühr kasteien. Man erinnere sich: als ich das erste Mal über das Thema im Podcast sprach, war die offizielle Konsumgrenzempfehlung für Männer noch bei einer Flasche pro Abend an 5 Abenden in der Woche – in Spanien, einem der Länder mit der hohen Lebenserwartung. Die Empfahlung war sicher zu großzügig, aber sie war vor vier Jahren noch in Kraft. Zwei Flaschen pro Woche sind offiziell noch moderater Intake für Männer. Die Unterschiede zwischen den beiden Konsummustern sind nicht separat erforscht. Warum automatisch das eine über das andere stellen, wenn man doch eigentlich nur raten kann? (und wieder: wer die Flasche so konsumiert (säuft), dass er einen richtigen Rausch erfährt, der macht ganz sicher was falsch, aber von 18.00 bis 23.00 Uhr mit einer großen Mahlzeit dazu …).

  3. „Naturwein ist tot“ finde ich eine deutliche Übertreibung. Vielleicht hat das sogar was mit eurer Berlin-Bubble zu tun, in der es wahrscheinlich mal einen richtigen Hype gegeben hat. Der ist tatsächlich vorbei. Ebenso wächst die Anzahl der ganz konsequenten zero-zero Weingüter wohl erstmal nicht mehr, die ‚kleine Schwefelgabe vor der Abfüllung‘-Schule aber schon. Allgemein dürfte unbestritten sein, dass der Einfluss auf die jetzt junge Generation in den Weingütern groß ist.

    Ansonsten kommt Naturwein mehr und mehr in der Normalität an, und es verbleiben immer noch sehr, sehr viele Menschen, die noch nie einen getrunken haben. In neu eröffneten Weinbars etc sind solche Weine dann eine Option unter mehreren, strenges Lagerdenken dagegen ist out.
    Ist alles nur mein Eindruck, aber dass Best of Franken dieses Jahr zum ersten mal eine Kategorie hatte, in der auch Naturwein enthalten war, ist doch das beste Beispiel für dieses Ankommen in der Normalität.

  4. Hi Felix,

    kleine Korrektur: Das Zitat „When they go low, we go high“ stammt nicht von Hillary Clinton, sondern von Michelle Obama (auf Clintons Nominierungsparteitag 2016). Du hast diesen Fehler sicher absichtlich eingebaut, um einen weiteren Beleg für das Voranschreiten des post-faktischen Zeitalters zu liefern. Das Zitat, mit welchem Clinton Trump die Präsidentschaft geschenkt hat, war als sie seine Supporter als „basket of deplorables“ bezeichnet hat.

    Schöne Grüße
    Michael

    1. Danke für die Korrektur. Nein, das war keine Absicht. Es geht ja um die Strategie im Kampf gegen die neuen Lügner, die nicht aufgeht. Wer es gesagt hat, finde ich dann zweitrangig, solange ich nicht die Kampagnen verwechsle 😅

  5. Hallo Felix,

    vielen Dank für das Update zur aggressiven Abstinenzbewegung und die schöne Aufbereitung. Bereits die erste Folge war eine der besten, weil interessantesten Podcast-Folgen. Ich hatte von der ersten Folge einem guten Freund erzählt, nachdem ich sie gehört hatte. Dort wurden ja auch Studien genannt, die im Hinblick auf bestimmte Krankheitsbilder gesundheitliche Vorteile eines moderaten Wein- bzw. Alkoholkonsums gefunden hatten. Vor ein paar Wochen hatte er mir dazu eine Meldung aus dem Deutschlandfunk geschickt:
    https://www.deutschlandfunk.de/alkohol-in-massen-ist-doch-nicht-gesund-100.html

    Leider ist die Meta-Studie über die dort berichtet wird nicht direkt verlinkt. Es müsste diese sein: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38289182/

    Demnach sind wohl einige Studien, die moderatem Konsum einen gesundheitlichen Vorteil attestierten, in ihrer Methodik was den Ausschluss von anderen Risikofaktoren angeht unsauber. Studien, die in dieser Hinsicht höhere Qualitätskriterien erfüllten, würden kein signifikant geringeres Mortalitätsrisiko bei moderatem Konsum belegen können.

    Ob man daraus im Umkehrschluss lesen kann, dass aber moderater Konsum wenigstens kein signifikant höheres Mortalitätsrisiko birgt? Ich habe zugegebenermaßen nur das Abstract gelesen, für einen tieferen Einstieg fehlt mir leider die Zeit.
    In einer Erklärung zu potentiellen Interessenskonflikten ist zudem zu lesen, dass die Forscher (zumindest in der Vergangenheit) auch von NGOs finanziert wurden, die sich gegen den Alkoholkonsum einsetzen.

    Ich dachte ich werfe das mal in die digitale Runde.

    Liebe Grüße

    Henrik

    1. Hallo Henrik, habe auch nur kurz die Meldung gelesen. Das ist ja eine Absage an beide Parteien, wenn das Sterberisiko gleich hoch wie bei Abstinenzlern ist. Allerdings kann ich Dir aus dem Kopf sagen, dass 0,25 Liter Wein kein ‚moderate intake‘ ist. Bei Männern brauchst Du als zweite Bedingung mindestens einen Tag Pause pro Woche und bei Frauen ist das so oder so zu viel. Damit ziehst Du bei 50% der Probanden die falsche Grenze und die Studie ist kompromittiert. Die Guttempler wiederum (das wollte ich eigentlich noch im Podcast erwähnen) haben auch ein valides Gegenargument, nämlich dass die meisten Studien bei den Abstinenzlern auch die Ex-Alkoholiker mit drin haben (wobei aber hier u.U. mit höherwertigen Studien solche gemeint sind, die diese Gruppe ganz rausnehmen). Die Quelle aus der ersten Folge mit dem Lancet-Artikel insbesondere zur Rheumatologie finde ich da etwas ergiebiger. Und dann gibt es natürlich einfach noch die J-Stick/French Paradox/Mediterrane-Diät-Problematik, die diese Studien alle nicht in den Griff kriegen.

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