Auf den Spuren von Weinen, die plötzlich in aller Munde sind – manchmal auch im wörtlichen Sinne. Wir beschäftigen uns mit der Frage: wie entsteht ein Hype und wie reagiert man darauf, ohne wirklich Antworten zu geben. Aber gut, dass wir mal drüber geredet haben. Außerdem trinken wir guten Wein, gehypt ist der auch ein bisschen – wie wir finden zu Recht.
Plötzlich reden alle über diesen einen Wein oder dieses eine Weingut. Die ‚Timeline‘ quillt über vor Beschreibungen, Begeisterung und allem, womit der ’Schwarm‘ die ‚Fomo‘ schürt – willkommen in der sozialen Weinwelt. Doch wie viel Substanz steckt dahinter? Wirklich beantworten können wir das nicht, aber mal drüber plaudern. Wir müssen ja nicht immer alles wissen. Daneben gibt es ein paar Gedanken zu ‚Foodpairing‘ (wie die ‚Crowd‘ das heutzutage nennt).
Vinz – Silvaner ganz kompliziert
Der Silvaner Vinz – Alte Reben 2019 vom Weingut am Stein aus Würzburg in Franken ist einer von Felix Lieblingen. Er hat ihn regelmäßig im Glas, aus eigenen Beständen. Allerdings trinkt er ihn nie solo und meist noch etwas länger gereift. Im schwarzen Glas in dieser Form ruft der von Flo mitgebrachte Kandidat nur wenig Freude hervor. Also sagt Felix ehrlich was er denkt: anstrengender Wein, der ohne Essen kaum Genuss bietet. Nach dem Aufdecken ärgert er sich – nicht über sein Urteil, zu dem steht er. Er hätte diesen sehr eigenständigen Wein mit ein bisschen mehr Konzentration vielleicht erkennen können. Denn das war eine ‚normale‘ Performance des ‚Vinz‘ in diesem Reifezustand und an der Großartigkeit des Weines ändert sie gar nichts. Man muss dem Wein nur noch zwei Jahre geben und dann zu einem schönen Essen servieren.
Eisele Lemberger Goldkapsel – believe the Hype
Die Klebstoffnase des zweiten Kandidaten verflüchtigt sich im Laufe der Produktion ein wenig. Zum Glück, muss man sagen, denn anfänglich war das etwas zu hart. So präsentiert sich der Eisele Lemberger Muschelkalk Goldkapsel 2020 aus Württemberg als ausgesprochen spannender, tiefgründiger und komplexer Rotwein. Er fällt in die Kategorie ‚Minimalintervention‘ – ob er mit dem Schwefel im Naturweinbereich geblieben ist, ist uns nicht bekannt. Es ist nur wichtig zu wissen, dass das ein ziemlich wilder Geselle ist. Da lauert vielleicht der nächste Hype, hinter dem aber glücklicherweise eine Menge Substanz steckt. Der Wein ist aktuell noch ab Weingut verfügbar.
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Danke, gute Empfehlung! Ein sehr hochwertiger Lemberger steht grad vor mir. Allerdings bin ich erstaunt, da ich von dem Klebstoff nichts bemerke. Vielleicht hab ich da wie schon in ner anderen Folge beschrieben eine Geruchsblindheit. Vielleicht hat Sam Hofschuster die auch;-) Eher dunkle Kirsche, edles Holz mit etwas Fantasie auch Menthol Schnupftabak mit diesem Hauch Naturweintouch (vielleicht ist es auch das was ihr als Lösungsmittel bezeichnet). Allerdings geschliffen find ich den auch nicht. Der Wein hat meiner Meinung nach schon eher einen ungestümen Charakter! Und nur am Rande weils mir gerade passiert ist, geht es euch auch so dass man es sofort riecht wenn ne Fruchtfliege ins Glas gefallen ist;-D
Wegen des Klebstoffs: keine Ahnung, der Winzer hat die Folge gehört und nicht protestiert, was auch keine finale Aussage zulässt. Fruchtfliege: nein. Ist ein gern diskutiertes Thema. Aber eigentlich waren ja vorher schon etliche drin, die vor der Füllung entfernt wurden, das müsste man dann ja auch riechen.
Danke für die Folge.
Ihr sprecht mir aus der Seele, was die Flaschengrößen angeht.
Für mich alleine ist 0,75l auch viel zu groß, weil ich zwar gerne mal (!) ein Glas Wein trinke, aber bei guten Weinen auch in den Stress komme, den entweder jemandem überhelfen zu müssen oder selbst mehr als gewollt zu trinken. (Ein Essigfass habe ich auch, aber wie viel Essig verbrauche/verschenke ich im Jahr?)
Ich weiß nicht, ob man hier Werbung machen darf, aber es gibt einen Internethändler, der die halbflasche schon im Namen trägt, beim großen L bekommt man auch ein paar schöne Sachen, aber meine jüngste und liebste Entdeckung ist der 2/4-Wein vom Piwi-Weingut Galler aus der Pfalz. Für euch wahrscheinlich zu weit auf der günstigen Seite, aber: die haben als erste einen schönen, trinkigen Weißwein (Cuvee aus Sauvignac und Johanniter) in der 0,5l Bier-Mehrwegflasche abgefüllt. Und es würde mich soo freuen, wenn das Schule machen würde – zumindest für all die Weine, die nicht zum Weglegen, sondern zum baldigen Verbrauch bestimmt sind, also die meisten.
Ich kann den nur empfehlen, ein in jeder Hinsicht absolut picknicktaugliches Format. ;o)
Viele liebe Grüße
Effi
Galler finden wir ja sowieso gut, hatten wir auch schon im Podcast (Folge 45). Den Halbflaschenladen kannte ich noch nicht (halbflasche.de das darf man gerne sagen).
Endlich mal ein Podcast in dem Sie ich, trotz Gelegenheit, nicht an einer Jungwinzerin an der Ahr abgearbeitet haben.
Den Kommentar verstehe ich nicht. Aber der ist auch absichtlich etwas kryptisch formuliert, oder?
Hallo. Danke für die neu vertonte Folge. Das ist euch sehr gut gelungen und hat mir viel Spaß gemacht. Als kleine Randnotiz möchte ich auf die „down to earth“ Serie vom Weingut am Stein hinweisen. Das sind die Weine rein aus der Amphore. Wenn ihr den blaue Sylvaner probieren könnt macht das. Für mich hat der Wein gestrahlt.
Danke Dir – und jetzt wo Du es sagst, das habe ich sogar schon mal getrunken, wenn ich es richtig erinnere. Als wir den Vinz auf dem Tisch der Webweinschule hatten, hatten die einen davon mitgeschickt. Ach ja, das Gedächtnis…