Blindflug 09 Othegraven Santa Duc

Blindflug 9: Lieblingswein? Ham wir nich…

Sascha schenkt mal wieder einen Südfranzosen aus und Felix findet ein Bitzeln. Das wäre mit Filtration nicht passiert! Doch bevor es um die geht, kriegt Sascha erst mal ein Riesling GG. Endlich!

Santa Duc Grand Grenache 66 GigondasSascha will was klarstellen: viel Alkohol muss nicht im Desaster enden, wie in der letzten Episode. Und dann hat Felix auch noch gesagt, er möge Grenache nicht so gerne. Also kriegt Felix einen alkoholstarken 2010er Santa Duc Grand Grenache 66 aus dem Gigondas eingeschenkt. Der hat leider einen klitzekleinen biologischen Prozess auf der Flasche durchgemacht und dabei zarte Kohlensäure entwickelt, ist ansonsten aber geschmacklich unbeeinträchtigt. Felix freut sich über die ungewöhnlich noble Frucht.

von Othegraven Kanzem Altenberg GGIm Gegenzug schenkt Felix einen 2005er Kanzemer Altenberg Erste Lage trocken vom Weingut von Othegraven aus. 2005 gab es an der Mosel noch keine GGs, dieser Wein ist aber der Vorgänger des heutigen GGs. Felix hatte mal 13 Flaschen davon gekauft. Warum, erklärt er bei der Auflösung. Es ist ein Tipp vor allem für die jüngeren unter den Hörern. Während Sascha probiert, redet Felix über die Filtration von Rotweinen, was aber nichts mit dem Grenache zu tun hat. Auch die Weinwelt ist voller Zufälle.

 

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14 Gedanken zu „Blindflug 9: Lieblingswein? Ham wir nich…“

  1. Hast Du Tipps für Weißweine um 15€, die für so ein Unterfangen in Frage kommen? Riesling von MSR oder aus dem Rheingau? Gibts es in dem Preisbereich überhaupt was oder muss man zu GGs etc. >20€ greifen?

    1. Sowas geht auch mit einem trockenen Kabi von Markus Molitor oder den Alten Reben von Jörg Thanisch (Weingut Ludwig Thanisch und Sohn). Im Rheingau ginge das sicher auch gut mit dem Charta von Jakob Jung, oder diversen Ersten Lagen guter Erzeuger. Dieses Jahr würde ich aber eher die Nahe empfehlen, da geht das gut mit den Ersten Lagen von Diel oder Kruger-Rumpf.

    2. Der Karthäuserhof (Ruwer) bietet Riesling Kabinette von der großen Lage für unter 15 Euro an. Warum die auf ihrer Seite aber zwischen „VDP Große Lage§ und „VDP Großes Gewächs“ unterscheiden ist mir jedoch schleierhaft.

      1. Die Kabinette sind allerdings feinherb oder fruchtsüß und bei Jonas ging es um trockene Weine. Das ist auch der Grund für die Unterscheidung. Es gibt Lagenweine beim VDP nur aus Ersten und Großen Lagen (wobei die Mosel keine Ersten Lagen kennt). Dabei gilt bei den trockenen der so genannte Lagenverbrauch, sprich: es gibt nur einen trockenen Wein aus großer Lage und das ist das Große Gewächs. Prädikate finden bei feinherben, frucht- und edelsüßen Weinen Verwendung und können in allen Qualitätsstufen zum Einsatz kommen. Es gibt manchmal einen einfachen Kabinett, es gibt recht bekannte Ortskabinette (Monzinger Kabi von Emrich-Schönleber zum Beispiel) und es gibt Lagenkabis. Wenn die Lage dann eine Große Lage ist, steht das so entsprechend in der Preisliste und auf dem Etikett. Analoges gilt für Spät- und Auslesen.

        1. Ah stimmt. Das feinherb bzw. fruchtig hatte ich überlesen. Es mag wohl der späten Stunde meiner Antwort geschuldet gewesen sein. Und danke nochmal für die Erläuterung, ist manchmal etwas verwirrend mit dem Lagenverbrauch bzw. dem einen trockenen von der „Großen Lage“ dem „Großen Gewächs“.

          1. Danke für Eure Hilfe!
            Nach den jüngsten Beiträgen hier und bei der Webweinschule bin ich fast geneigt es vielleicht mal dem Gutswein von Weil zu probieren 🙂

  2. Hehe, nichts für ungut, aber das man von Dir viel lernen kann und ich bereits viel von Dir gelernt habe konnte man bisher hoffentlich erkennen (auch wenn ich ein Parker/Rolland-Ignorant bin ;-)).

  3. Hallo Felix,
    also ich muss deinen Expertenkollegen insofern verteidigen, als dass ich nur sehr knapp und nicht genau zitiert habe. Im Wortlaut steht da:

    „Um die Alterungsfähigkeit eines angesehenen Médoc-Weinguts selbst zu studieren, besorgen Sie sich einen jungen Wein aus gutem Jahrgang in ausreichender Menge (mindestens 12, besser 24 Flaschen), lagern Sie ihn für fünf bis acht Jahre ein und beginnen Sie dann durch jährliches Öffnen von einer bis zwei Flaschen die Entwicklung des Weines zu verfolgen“

    Heißt das Experiment ist auf 17 bis 20 Jahre ausgelegt und man bringt sich um die Erfahrung des Geschmacks des Jungweines bzw. der „verschlossenen Stufe“. Und Du hast definitiv recht, dass ganze ist sehr vage. Einerseits denke ich wenn ich das lese zwar an einen klassischen Bordeaux-Blend, andererseits muss damit aber nicht zwingend ein solcher gemeint sein. Zudem besteht doch ein erheblicher Unterschied zwischen einem „gewöhnlichen“ AOC Medoc und einem GC oder gar PGC.

    Das Buch kann ich für Einsteiger allerdings empfehlen. Wenn man mal außer acht lässt, dass der Tipp zu ungenau ist und Herr Staudt Zinfandel und Primitivo getrennt behandelt (was vielleicht daran liegt dass noch nicht so lange bekannt ist, dass beide genetisch identisch sind), muss ich sagen ist es recht gelungen. Aber genug davon. Geht ja hier nicht um Buchtipps.

    1. So klingt es tatsächlich nach klassifiziertem Gewächs. Macht immer noch keinen Sinn. Wenn Du Beispielsweise 2005 nimmst, da sind bei mir (und Menschen die sich gewohnheitsmäßig Bdx in den Keller legen) die OHKs der angesehenen Güter noch zu. Wäre sinnlos gewesen sie anzubrechen. Parker schlug damals glaube ich vor, ab 2020 mal was anzutesten. Wenn Du aber 2004 zum Vergleich ranziehst, die Weine haben schon früh viel Spaß gemacht und sind derzeit auf dem Höhepunkt. Bdx und Bdx-Cuvées entziehen sich einfach diesem Spiel, weil sie pauschale Aussagen Lügen strafen. Und das einzige Buch für Einsteiger, das hier empfohlen wird, ist ja wohl bitte meins. So viel Benehmen erwarte ich von meinen Gästen…

  4. Hm, also bei Wolfgang Staudt („50 einfache Dinge die Sie über Wein wissen sollten“) habe die selbe Empfehlung gelesen (also alterungsfähige Flaschen hinlegen, regelmäßig verkosten und die Entwicklung beobachten). Staudt empfiehlt jedoch das mit einem Medoc aus angesehenem Hause zu tun, und damit müsste ja dann eine Bordeaux-Cuvée gemeint sein.
    Ich selbst kann dazu allerdings nichts sagen, da ich das Experiment noch nicht gemacht habe.

    1. Ja, das ist halt hinreichend vage. Ein angesehener Medoc? Ein AOC Medoc, also sowas wie La Tour de By? Oder ein angesehenes Haus von der Halbinsel Medoc, also zum Beispiel Chateau Mouton Rothschild? Und was heißt regelmäßig verkosten? Alle 4 Jahre, damit ich dann mit 70 einen Eindruck habe, wie Mouton reift? Oder alle 1 Jahre, damit ich dann vom Mouton 9 Flaschen Wein zur Unzeit getrunken habe? Oder damit ich weiß, wie Supermarkt-Bordeaux reift? Es ist genau so formuliert, dass man jedem der eben vorgebrachten berechtigten Einwände entgegenwerfen kann, das sei ja gar nicht so gemeint gewesen. Ich mags gern konkret und sage deswegen einfach: Ich halte das für einen ganz schlechten Rat.

  5. Guten Tag Herr Bodmann,

    zunächst vielen Dank für Ihren noch jungen Podcast! Ich höre ihn mit viel Freude und kann immer wieder etwas Neues lernen. Deswegen fand ich auch Ihren Tipp besonders toll, sich zehn Flaschen eines lagerfähigen Weins zu kaufen, um dessen Entwicklung zu verfolgen.

    Bei der Auswahl passender Weine hat sich dann eine Frage ergeben: oft sind lagerfähige Weine nicht nur zu einer längeren Lagerung im Stande, sondern benötigen diese, um überhaupt mit Genuss trinkbar zu sein (gerade Rotweine). Wie würden Sie in einem solchen Fall vorgehen? Denkbar wären für mich folgende zwei Varianten:

    1) Bis zur voraussichtlichen Trinkreife warten und von da an zehn Jahre probieren (ggf. einen älteren Jahrgang kaufen, um nicht noch warten zu müssen)

    2) Denn vermeintlich noch nicht gut zu trinkenden Wein bereits probieren (evtl. auch mit Coravin), um auch dieses Stadium der (Un-)Reife kennen zu lernen

    Über Ihre Hilfe würde ich mich sehr freuen – vielleicht sogar über eine andere Möglichkeit, die mir noch nicht in den Sinn gekommen ist.

    Noch einmal vielen Dank für Ihren Podcast und auch den Blog sowie Ihre YouTube-Videos. Ich werde Ihnen weiterhin mit Freude folgen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Andreas Bäurle

    1. Also bei Weißweinen funktioniert das eigentlich immer. Es geht ja darum, die Reife zu verstehen, natürlich trinkt man da auch welche zu früh. Das meiste passiert in den ersten zehn Jahren. Der im Podcast getrunkene vO hat sich in den letzten drei Jahren kaum verändert und wird sich, wie gesagt, wohl eine ganze Weile auf dem derzeitigen Niveau behaupten.
      Bei Rotweinen ist es schwieriger, ich denke, es funktioniert bei Pinot und Sangiovese, wenn der Winzer sie nicht mit Gerbstoff und Holz überschüttet: mit Huber geht es beispielsweise deutlich besser als mit Becker. Bei den Brunellos geht es eher mit den Klassikern als mit den Modernisten. Südrhone, hat Sascha ja in einer anderen Episode beschrieben, passiert das spannende auch in den ersten Jahren, kann man auch machen, wie eigentlich auch bei anderen Südfranzosen außer der absoluten Spitze der Nordrhone, aber wer sowas mit LaLas oder ähnlichem veranstaltet, schmeißt eh Geld zum Fenster raus. Bei Barolo denke ich, man kann die Intervalle strecken: die ersten drei im Jahresabstand, dann im Zwei-Jahres-Intervall.
      Bei Bordeaux funktioniert es nicht. Bei BDX-Blends aus anderen Ländern auch nicht. Das liegt erstens daran, dass die Weine einfach zwischenzeitlich gar nichts zeigen und sie zweitens nie wissen, wie lange die jeweilige Phase dauert. Und niemand kann verlässlich sagen, was wann reif werden wird. Ich habe mir vor 10 Jahren eine Kiste 95er Pontet Canet gekauft, von dem hieß es, das dauert noch zehn Jahre. Hat dann aber nur zwei gedauert, während andere 95er noch heute sehr zurückhaltend sind. Der PC hält aber ewig, hätte ich da jedes Jahr eine getrunken, wäre die Kiste jetzt fast leer, ich hätte aber einfach 10 identische Weinerlebnisse gehabt.

  6. Hallo Felix,

    denke mit den „Lieblingdingen“ ist es immer gleich wenn es sich um eine Kategorie handelt wo man einfach viel kennt. Ich könnte beispielsweise nicht sagen, dass ich ein Lieblingsbuch habe. Ich kenne viele (aus meiner Sicht) gute Bücher, aber ich kann mich nicht auf eines festlegen und sagen: So, dass ist nun DAS Buch und es ist so viel besser als alle anderen die ich las und ich denke daher bei Wein ist es ähnlich.

    Ich beneide übrigens Sascha um den Wein, den er verkosten durfte. Ich war vergangenes Wochenende auf der Jahrgangsvorstellung von Dr. Loosen und hatte dort die Gelegenheit das von Othegraven GG Altenberg von 2016 zu probieren und musste feststellen, dass der Wein abgesehen von einer fruchtigen Note im Abgang sonst sehr neutral schmeckt. Soll wohl wie mir gesagt wurde zu Beginn sehr verschlossen sein, was ich bestätigen kann.

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