Mein (Wein-)Leben besteht nicht nur aus Großen Gewächsen sondern auch aus Alltagsweinen. Einige davon sind erwähnenswert, über andere decke ich den Mantel des Schweigens. Hier ein paar Kurznotizen zu Weinen, die mir jüngst begegnet und positiv aufgefallen sind. Füllwein (2) weiterlesen
Kategorie: Weine
Postings, in denen (mindestens) eine Verkostungsnotiz vorkommt
Großes Gelage (4)
Uhlen – B, Riesling Erste Lage, Mosel, 2005, Heymann-Löwenstein. In der Nase Grapefruit und Aprikose gepaart mit einer leicht vanilligen Note und Spuren von blondem Tabak (also Zigarettentabak). Am Gaumen saftig aber relativ schlank, Großes Gelage (4) weiterlesen
Großes Gelage (3)
Graacher Domprobst Riesling ** Großes Gewächs, Mosel, 2005, Kees-Kieren. Mit 13,5% Alkohol ist dieser Riesling jahrgangsbedingt ein richtig fetter Brummer. In der Nase Pfirsich, Maracuja, Honigmelone, Mango und überreife Ananas gepaart mit einer leicht karamelligen Note. Am Gaumen dann sehr viel mehr Sahnekaramell, Schiefermineralik, Großes Gelage (3) weiterlesen
Großes Gelage (2)
Monzinger Halenberg, Riesling Grosses Gewächs, Nahe, 2007, Emrich Schönleber. Dieses GG ist ein Wein für all die (teils fanatischen) GG-Kritiker in der Deutschen Wein(foren&blog)szene; diejenigen, die meckern, GGs seien selten typisch, meist zu mastig, alkoholisch und qualitativ oft nur auf Niveau von guten Spätlesen.
Ich habe den Halenberg eher verkostet als getrunken, über 8 Tage immer mal wieder ein halbes oder ganzes Glas genossen, denn so jung wie er ist, hält er sich im Kühlschrank mehr als eine Woche und präsentiert jedes mal ein anderes Gesicht. Selbst im schwächsten Moment (der erste und der letzte Schluck) stemmt er für mich die 90 Punkte, das schönste Glas am vierten Tag waren auf meiner Skala ganz selten erreichte 96 Punkte.
4. Tag: In der Nase immer noch etwas hefig, mit einerseits Zitrusaroma von Grapefruit, andererseits cremigen Noten von Banane und Vanille, dazu etwas blumig. Am Gaumen eine feine Säure, ein ganz zarter Wein, dessen 13% Alkohol nicht spürbar in Erscheinung treten. Sehr tiefgründig, eher verspielt als wuchtig; ungemein mineralisch und sehr lang im Abgang
8. Tag: etwas saftiger als vorher aber immer noch eher zart. Im Abgang ein paar Gerbstoffe.
Ich glaube, in seinen besten Reifephasen wird er mitspielen, in der Liga der großen trockenen Weißweine der Welt.
Anlass für diesen Griff ins GG-Regal war der zweite Teil meiner Übersicht. Während die Ersten Gewächse im Rheingau, wie in Teil 1 beschrieben, gesetzlich geregelt sind, was eine gewisse Eindeutigkeit bedingt, sind in den anderen Deutschen Anbaugebieten privatwirtschaftlich organisierte Verbände am Werk. An der Nahe sind die Regeln noch einigermaßen übersichtlich. Von nun an gilt es allerdings zwischen Lage und Wein zu unterscheiden. Ich beziehe mich jeweils zunächst auf die trockene Variante und beschreibe am Schluss, was es mit den süßen Varianten auf sich hat. Zusammenfassend will ich behaupten, dass an der Nahe GGs etwas wirklich gutes sind, denn die besten Winzer von der Nahe sind alle im VDP und alle VDP-Nahe-Winzer sind gut. Andere Regionalverbände haben Mitglieder, die eigentlich längst ausgestoßen gehören, weil sie seit langem keinen sehr guten Wein mehr produzieren. Einen Ausschluss sieht die Satzung des VDP jedoch nicht vor. Aber das ist nur meine persönliche Einschätzung. Hier also ein paar Fakten:
Die als große oder erste Gewächse und Lagen klassifizierten Weine Deutschlands gemäß ihren jeweiligen Spezifikationen nach Anbaugebiet − Teil 2: Nahe
Name: Grosses Gewächs
Rebsorten: Riesling
Träger: Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), keine gesetzliche Regelung, (teilweise) markenrechtlicher Bezeichnungsschutz
Mindestpreis: 15€
Kriterien: besondere Lage gemäß VDP-Klassifizierung; Ertragsbegrenzung auf 50 hl/ha; Mostgewicht mindestens im Spätlesebereich; sensorische Prüfung durch eine Kommission, maximaler Zuckergehalt 9 Gramm
Vertrieb: Vermarktung als Qualitätswein ab dem 1. September des Folgejahres ; Verwendung einer speziellen Rieslingflasche mit eingeprägter „Trauben-1“; Verwendung der Bezeichnung „GG“ (Abkürzung) auf dem Vorderetikett, keine Prädikatsangabe, gesetzliche Angaben (Alk, AP-Nr. etc) auf dem Rückenetikett, Kapsel mit VDP-Adler
Lagenverbrauch: Eingeschränkt, „Zweitwein“ möglich
Die Güter an der Nahe haben den „Lagenverbrauch“ erfunden, der ab 2015 von allen VDP-Winzern in Deutschland eingehalten wird. Er besagt, dass aus einer Ersten Lage genau ein trockener Wein vermarktet wird: das Grosse Gewächs. Trauben, die nicht in das GG fließen, wandern entweder in den „Ortswein“ oder in die diversen Süssweine, die mit Angabe des Prädikats und des Erste-Lage-Logos noch möglich sind. Es gibt dann also aus der Lage Monzinger Halenberg ein trockenes GG und restsüße Spät-, Aus-, (Trocken-)Beerenauslesen. Außerdem können Trauben aus der Lage in den Gutsriesling und Ortsriesling etc. wandern (bei Emrich-Schönleber etwa der ‚Monzinger Riesling’, der ‚Mineral’ oder der ‚Lenz’) . Heute produzieren die Güter an der Nahe noch einen trockenen Lagenriesling ohne Prädikat (Monzinger Halenberg Riesling trocken), der aber mindestens Spätlesequalität hat. Ab 2015 spätestens gibt es den nicht mehr.
Die VDP-Kollegen von der Mosel setzen einen drauf und produzieren auch restsüsse Kabinette aus ersten Lagen. Aber das ist nur ein Ausschnitt aus dem Chaos, welches an der Mosel herrscht. Damit beschäftigt sich demnächst Teil drei.
Großes Gelage
Erbacher Steinmorgen, Riesling Erstes Gewächs, Rheingau, 2005, Heinz Nikolai. Der Wein kostete für ein Erstes Gewächs vergleichbar wenige 12,50 Euro ab Hof. Bei der ersten Flasche vor knapp drei Jahren notierte ich mir, das sei eine sehr hübsche halbtrockene Spätlese. Zu wenig für ein Erstes Gewächs aber vertretbar bepreist. Heute würde ich sagen, das ist eine sehr mineralische, besonders gut gelungene halbtrockene Spätlese von großer Länge. Damit wird er zu einem Wein mit besonders gutem PLV, ein Erstes Gewächs ist er irgendwie noch immer nicht. Großes Gelage weiterlesen