Podcast Riesling Scheurebe

Blindflug 139: Der Wert der Rebe

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Felix
fängt mit Riesling an
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Flo
übernimmt ab Minute 43 mit Scheurebe

Was macht eine hochwertige Rebsorte aus? Und wann ist eine Sorte minderwertig? Und welche Zukunft hat die Getränkedose in der Weinbranche? Wir sammeln ein paar Themen auf, die immer mal wieder aufpoppen. Dazu gibt es ambitionierte Weine.

Jeder Weintrinker kennt vermutlich ein paar Rebsorten, deren Erzeugnisse ihr oder ihm gar nicht munden. Und es gibt Rebsorten mit vielen Fans oder eher wenigen. Andererseits sind im Supermarkt erfolgreiche Rebsorten wie Dornfelder bei Kennern eher ungeliebt. Felix versucht daraus etwas abzuleiten, was eine Wertigkeitsrangliste der gängigen Rebsorten darstellen könnte. So richtig gelingen will das nicht, aber Hauptsache, wir haben mal drüber geredet. Ähnlich verhält es sich mit der Aluminiumdose, deren Erfolg in der Weinbranche auf sich warten lässt. Flo weiß zu berichten, woran das liegt.

Materne & Schmitt: Riesling ganz klassisch

Riesling Winningen

Vor einiger Zeit war das Weingut Materne & Schmitt Thema im Podcast, als es zum ersten Mal um das mittlerweile regelmäßig diskutierte Thema der defekten Feedbackschleife zwischen Produzent und Konsument ging. Als Beispiel ausgesucht hatte Felix es, weil er noch nie einen Wein der beiden Winzerinnen getrunken hatte – mithin keine eigene Meinung hatte. Das erschien im Kontext sinnvoll. Ein Hörer nahm das zum Anlass, ihm eine Flasche zu schicken, auf dass er sich ein Bild machen möge. Warum nicht live? Also schenkt Felix den Winninger Ortsriesling 2019 ein und Flo findet ihn ausgesprochen angenehm.

Pfeffingen: Scheu ganz unkonventionell

Scheurebe Maische Pfeffingen

Wir hatten das schon verschiedentlich: es gibt Weine, die sind nicht für das schwarze Glas geschaffen. Rosé gehört dazu und viele Spielarten von maischevergorenen Weißweinen auch. Die Scheurebe ‚O‘ 2022 von Pfeffingen ist so ein maischevergorenes Exemplar, das mit seiner jugendlichen Kraft viel Luft und beesser auch ein wenig Kontext vertragen kann. Erst der letzte Schluck macht Felix richtig glücklich. Wie es mit dem Wein über die nächsten Tage weiterging, verraten wir dann in der nächsten Episode.

Viel Spaß bei einer neuen Episode unseres Podcasts.

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10 Gedanken zu „Blindflug 139: Der Wert der Rebe“

  1. Spannende Folge (wie so oft)! Ein Beispiel für eine Rebsorte die ähnlich wie Alvarinho in den letzten Jahren noch einen unerhofften Aufstieg hingelegt hat, könnte noch der Mencía sein. Reinsortige Spitzenweine gibt es aus dieser Rebsorte auch noch nicht so lange, oder?

    1. Ja, wobei er keine Historie als einfacher Zechwein ohne Potenzial hat, also international. Mencía wurde lange als Hauswein gekeltert und vielleicht ein bisschen in Spanien gehandelt. Die ersten Exportweine waren eigentlich sofort im gehobenen Segment unterwegs (Petalos war auch vor 15 Jahren schon zweistellig im Preis). Rias Baixas und Vinho Verde waren hingegen mal der Edelzwicker Südeuropas.

  2. „Winzer und ihre Hunde“ – da wäre ich gerne Mäuschen in der Redaktionssitzung gewesen – unter der Voraussitzung dass ich Gedanken lesen kann. Großes Kino

  3. Vielen Dank für die ausführliche Antwort, Felix!

    Ad 1) Ja, mit dem weiter gefassten Eindruck eines lätscherten, spannungsarmen Weins kann ich mehr anfangen. Und nein, Dornfelder ist in meiner Bubble (zum Glück) nicht en vogue.

    Ad 2) Danke für die historischen Beispiele, da kennst du dich mit der deutschen Weingeschichte deutlich besser als ich aus. Dennoch bin ich der Meinung, dass die heutige Rebsortenverteilung und damit das heutige Weinangebot nicht das einzig mögliche Ergebnis einer rigorosen Optimierung ist, sondern durchaus Zufall und Pfadabhängigkeit im Spiel ist. Vielleicht denke ich da aber auch zu theoretisch.

    Ad 3) Da ich die genannten Edeldinger sehr mag, sind für mich die jeweiligen Rebsorten nicht per se minderwertig. Da reicht mir persönlich eben schon das ein oder andere Gegenbeispiel, um zu denken, dass die vielen schlechten Grauburgunder, Trollinger & Co. nicht nur auf die jeweilige Rebsorte zurückzuführen sind, sondern vielmehr die Schuld schlechter Winzer und anspruchsloser Käufer sind.

    Wie auch immer, vielen Dank für euren fundierten und unterhaltsamen Podcast, weiter so!

    1. Ahh, immer noch nicht durchgedrungen: es sind keine Gegenbeispiele! Der weltbeste Trollinger ist ein toller Wein. Der weltbeste Weissburgunder hält Dich eine Woche in Atem und der weltbeste Pinot kostet 30.000 Euro und raubt Dir drei Wochen lang den Schlaf. Welches ist die schwächste der drei Rebsorten? Du hast einfach Schwierigkeiten, das Offensichtliche auszusprechen. Am Ende kann ich sagen: Folge 139 handelt von Dir!^^

  4. Vielen Dank für die informative und kurzweilige Folge!

    Ich kann Felix in weiten Teilen in seiner Einschätzung der Rebsorten folgen, hätte aber ein paar Denkanstöße.

    Erstens wäre ich vorsichtig, mit der Aussage „Durchschnittsgaumen / Durchschnittsgeschmack“ die eigenen Urteile für weitgehend allgemeingültig zu erklären. Beispielsweise erscheint mir Felix‘ Allergie auf „Joghurtton“ / „Yogurette“ tatsächlich überdurchschnittlich ausgeprägt. Ich habe dazu zwar keine belastbare Datenbasis, habe aber den persönlichen Eindruck, dass diese Wahrnehmung von Felix im Laufe der Blindflug-Jahre auffallend oft negativ erwähnt wurde, während es bei mir und auch in meiner Wein-Bubble eher ein Nicht-Thema ist.

    Zweitens würde ich bei der Einschätzung der Qualität der Rebsorten zu Bedenken geben, dass die heutige Situation auch von Pfadabhängigkeit und selbsterfüllenden Prophezeiungen geprägt sein könnte. Wer kann wirklich wissen, ob manche sog. minderwertigen Rebsorten nicht größere Weine hervorbringen würden, wenn sie in den besten Lagen ständen und die höchste Kunst der Weinbereitung genössen. Die wenigsten Winzer werden nun nicht unbedingt das Risiko eingehen, in ihren besten Lagen Rebsortenexperimente zu machen, die sich möglicherweise erst zwanzig Jahre später auszahlen. Da verlässt man sich doch vielleicht eher auf die jahrhundertealte Weisheit der Vielen, die aber möglicherweise auch von Zufällen in der Vergangenheit beeinflusst ist.

    Drittens habt ihr natürlich Recht, dass das Argument „aber kennst du Grauburgunder XY“ für den heutigen Markt nicht unbedingt eine quantitative Relevanz hat. In Anbetracht meiner Überlegung Nummer zwei könnte man aber aus den positiven Ausnahmen auch schließen, dass die qualitativen Unterschiede zwischen den Rebsorten vielleicht doch geringer sind als gedacht. Wenn Grauburgunder (z. B. Salwey/Ziereisen), Gutedel (z. B. Ziereisen) oder Trollinger (z. B. Schnaitmann/Pranzegg) von den richtigen Winzern in den richtigen Lagen gemacht werden, kommen vielleicht nicht große, aber doch zumindest sehr schöne Weine dabei heraus. Wahrscheinlich spielen diese Rebsorten nicht in einer Liga mit den meisten der sog. Cépages Nobles, aber sie könnten aus meiner Sicht doch einen besseren Ruf haben, wenn in der Vergangenheit nicht so viel Schindluder mit ihnen getrieben worden wäre. Insofern ist die Bewertung „besser als sein Ruf“ für mich gar nicht so unsinnig und kann bisweilen sogar für Preis-Leistungs-Kracher sorgen.

    Könnt ihr mit meinen Gedanken etwas anfangen?

    1. Hallo Daniel,

      Klar, das mit dem Durchschnittsgaumen wäre schwierig, wenn ich in die Falle getappt wäre, mein Urteil dadurch zum Standard zu erheben. Ich sagte ja aber (und meine das auch), dass ich meist die Sachen nicht mag, die andere auch nicht mögen. Ich habe einen ziemlich guten Überblick über das, was gefällt und nicht gefällt. Differenzen gibt es auch: bei Scheu oder Kerner, die mir vielleicht etwas überdurchschnittlich gut gefallen und, wie erwähnt, bei Auxerrois, wo eine Abneigung gar nichts mit Durchschnittsgaumen zu tun hat, sondern eher eine Anomalie darstellt.
      Jogurt ist eine sehr persönliche Assoziation. Wenn man das etwas weiter fasst: laktisch, Buttercreme, Molke, ‘lätschert’ oder – evtl. zu generisch – spannungsarm, dann passt es vielleicht besser. Versuche es mal andersrum: frage Deine Bubble, warum sie keinen Dornfelder mögen (wenn die Antwort allerdings mehrheitlich lautet: Wieso, ich liebe Dornfelder? – dann haben wir ein Problem (eigentlich eher Du, mit Deiner Bubble^^)) Aus den Antworten sollte sich ein Bild ergeben, was mir nicht behagt, wenn ich von Jogurt rede.
      Bessere Weine, wenn in besserer Lage: nein. Erstens standen die meisten einfachen Rebsorten historisch auch in guten Lagen und zweitens stehen auch in den schrottigsten Lagen gelegentlich große Rebsorten ohne völlig abzustinken. Heunisch stand mal in 99 Prozent der heutigen GG-Lagen, Silvaner in >50% (meistangebaute Rebsorte an der Nahe, in Rheinhessen (glaub’ ich), etc). Der Rückzug/Austausch war bei einer Rebsorte total, bei der anderen sehr selektiv. Über Gutedel (meistangebaute Rebsorte der Pfalz im 18. Jahrhundert oder so ähnlich) können wir Gleiches sagen. Und dann: welche Spitzenrebsorte bricht denn komplett zusammen, wenn man Sie aus der 1A in die 2B Lage setzt? Ja, es gibt anspruchsvolle Rebsorten (Pinot Noir, aber sowas von), aber nur Schrott aus schwächeren Lagen? Gibt zu viele Gegen- und keine positiven Beispiele.
      Was besser als der Ruf angeht, sitzt Du einem Missverständnis auf. Es ging mir darum, dass der Ruf von Gutedel den Ziereisen und der von Trollinger den ‘Sine’ etc. einpreist, weil wir alle nicht auf Bäumen leben, sondern durchaus von diesen Weinen schon gehört (oder in meinem Fall auch im Glas gehabt) haben. Mein Bild von Trollinger beruht tatsächlich nur auf den Edeldingern. Ich geh nicht so oft in den Discounter und hol mir ne Pulle fürs Wirkungstrinken, und das gilt für jeden in meiner Bubble – inklusive Dir, da bin ich mir sicher, ohne Dich je getroffen zu haben.

    2. Hallo Felix,
      die Folge spricht mir aus der Seele! Ich habe WSET2 und WSET3 absolviert und mehrere Jahre versucht, alle Rebsorten durchzuprobieren. Alles aus FOMO, denn vielleicht verpasse ich ja sonst DIE allerbeste Rebsorte und merke dann mit 70 das Xinomavro oder Godello für mich das Nonplusultra ist und dann hätte ich all die Jahre mit Nebbiolo und Chardonnay verschwendet! Aber das ist ein Irrweg, die großen Weine der Welt gelten nicht ohne Grund als solche. Mir kommen jedenfalls seit geraumer Zeit nur noch bestimmte Rebsorten in den Keller (Cabernet Sauvignon, Tempranillo, Syrah, Nebbiolo, Pinot Noir, Sangiovese, Riesling, Chardonnay, Sauvignon Blanc) und damit fahre ich sehr gut.

      1. Okay, ist eine verständliche Herangehensweise. Aber wie gehst Du mit Spezialitäten um? Freisa, Timorasso, Nerello M&C, Carricante, Montepulciano, Nero d’Avola, Grillo, uwm. sind ja alle aus einem guten Grund populär: sie bilden ihre Heimat ab und stellen die Vielfalt Italiens dar. Wer WSET 2 und 3 macht, dem unterstelle ich diesbezüglich sowohl Neugier als auch Verständnis. Einige der genannten wollen aber unbedingt einen Zwischenstopp im Keller einlegen, bevor sie zeigen, wofür man sie gemeinhin liebt. Und bei den großen Weinen der Welt findest Du fast alle Rebsorten. Die teuersten und gesuchtesten Mencía, Grenache, Ansonica etc. stellen in Spanien, Frankreich oder Italien ja nicht selten Top-3-Weine, was die Preise und Nachfrage angeht (zugegeben, in Frankreich muss man aktuell bei solchen Diskussionen das Burgund ausblenden).
        Der entscheidende Satz ist natürlich ‚damit fahre ich sehr gut‘. Jeder kauft, lagert und trinkt, was er will. Insofern ist richtig, was Dich glücklich macht. Ich fand nur bemerkenswert, dass Du formelle Ausbildungen absolvierst und an deren Ende die geschilderte Position einnimmst. Gemeinhin gehen Menschen mit dieser Position in diese Ausbildung hinein, um dann mit Liebe zu fast allen Rebsorten der Welt wieder rauszukommen 😉

        1. Hallo Felix,

          das mit der Neugier ist so eine Sache: Während ich als junger Mann wechselnde Bekanntschaften mit sehr unterschiedlichen Frauen aufregend fand, bin ich mittlerweile schon seit vielen Jahren mit einer einzigen verheiratet, ohne dass mir etwas fehlen würde. Auch der Bagpacker-Urlaub durch Thailand oder Argentinien ist dem jährlichen Familienurlaub in Italien gewichen. Warum sollte es gerade beim Wein anders sein?

          Natürlich gibt es viele interessante Weine und ich freue mich sehr, wenn ich auf der Restaurant oder in unserer Weinrunde etwas entdecke, was ich noch nicht kenne. Aber der Platz im Keller und (noch wichtiger) die Zahl der Flaschen, die ich trinken kann, sind begrenzte Ressourcen: Ich trinke im Durchschnitt 1,5 Flasche pro Woche aus meinem Keller und es wird im Laufe der Zeit (und Dank Coravin) eher weniger als mehr. Das sind dann gerade mal 6 Flaschen im Monat und wenn ich z.B. jeweils einen Riesling, Chardonnay, Pinot Noir und einen Schaumwein trinken möchte, dann ist gerade noch Platz für einen Sangiovese/Nebbiolo und einen (weißen oder roten) Bordeaux. Eigentlich müsste ich von der Liste eher noch ein paar Rebsorten streichen!

          Man muss sich der Opportunitätskosten bewusst sein: Jeder Nerello Mascalese, dem ich eine Chance gebe, hätte auch ein Barolo sein können (und ich trinke sowieso schon viel zu wenig Barolo).

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