Wir haben zwei Weine im Glas, die durchaus als Spekulationsobjekte taugen und müssen noch ein letztes Mal auf genau dieses Thema zurückkommen: Weinspekulation.
Das angekündigte Verkostungspaket findet Ihr hier. Die Verkostung findet statt am Mittwoch, dem 12. Mai um 19.30 Uhr. Wer wissen will, was ihn ungefähr erwartet, kann hier das IGTV der Verkostung vom letzten Jahr sehen.
Was ist ein Wein wert? Die einfachste Antwort: ‚Das, was man dafür bezahlt‘ gilt aus vielerlei Gründen nicht beim Wein. Oder doch? Wie funktioniert der Fine-Wine-Markt und wohin entwickelt er sich? Zu diesem Themenkomplex haben Felix und Sascha diverse lose Enden rumliegen, die jetzt in Überlänge aufgenommen und abschließend verknüpft werden.
Clos de Sarpe: am Ende 97 Parker
Felix serviert dazu einen Chateau Clos de Sarpe, St. Emilion Grand Cru, 2005 vom ‚rechten Ufer‘ aus Bordeaux. 85% Merlot und 15% Cabernet Franc mit 14% Alkohol aus warmem Jahr – Sascha und Felix sind gleichermaßen angetan, würden aber wohl nicht auf 97 Punkte gehen, die der Wine Advocat vor kurzem als Upgrade springen ließ. Mit 95+ hatte WA-Gründer Robert Parker dereinst in der Primeur-Kampagne den Wein bewertet und Felix’ Subs-Entscheidung bei 71 Euro pro Flasche damit maßgeblich beeinflusst. Warum das für die Geschichte wichtig ist, hört Ihr im Podcast.
Sommerwein für Etikettentrinker
Sascha spendiert eine Rarität unter den Basisweinen des Burgunds. Der Bourgogne Blanc 2016 von Jean-Marc Roulot liefert am Ende gut gegen das, was auf dem Etikett steht. Allerdings passt der Preis von 60 Euro nicht zum Erlebnis, was man dem Wein nicht vorwerfen sollte. Das passiert halt, wenn ein Weingut in die Liga des Überdrüberkults aufsteigt. Die Süße irritiert im ersten Augenblick etwas, aber mit etwas Zeit spielt sich das ein. Wer – und das ist ein verständlicher Wunsch – davon träumt ‚einmal Was von Roulot‘ zu trinken, sollte allerdings eine Stufe weiter oben im Sortiment des Winzers suchen, der in Frankreich auch ein bekannter Schauspieler ist.
Viel Spaß bei einer neuen Episode unseres Podcasts.
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Als Clubmitglied gibt es bei LOB 10% Rabatt. Daher sind die 199 eigentlich gar nicht gültig, es gibt den Wein ja nur für Clubmitglieder. Und dann eben für 179,10. Aber nur eine Flasche… nun die obligatorische Frage: „once in a lifetime“ oder bei einschlägigen Seiten in 5-10 Jahren verticken? Rar sind die Dinger ja, aber es gibt halt auch nur wenige Freaks, die das wollen.
Der Wein eignet sich nicht als Spekulationsobjekt. Der derzeitig hohe Preis älterer Jahrgänge ist nicht repräsentativ, denn es hat jetzt fünf Jahre lang keinen neuen Jahrgang gegeben. Da bricht der Nachschub auch deswegen mal zusammen, weil gar nicht wenige Leute einen neuen Jahrgang zum Anlass für eine Bestandsaufnahme nutzen: wie viel habe ich noch von den alten Jahrgängen? Dann wird die eine oder andere Flasche abgegeben um den neuen Jahrgang zu finanzieren. Meine Aussage aus der Folge stimmt nämlich schon nicht mehr: es gibt derzeit wieder alte Jahrgänge zu kaufen, auch in Deutschland. Niemand weiß, ob das jetzt wieder 5 Jahre dauert. Es ist aber zu bezweifeln. Genau dann, wenn Du ans Verkaufen denkst, werden nacheinander die Überdrüberjahrgänge 2004 und 2005 erscheinen und Du kannst froh sein, wenn Du deinen Einstandspreis wieder bekommst. Steile These, bin mal gespannt, ob mir das in fünf Jahren peinlich ist.
Ansonsten: Das ist kein ‚once in a lifetime‘ Wein, das ist ein ‚once in a month wine‘. Wenn man sich so für Wein interessiert, dass man bei Lobenberg die Club-Bedingungen erfüllt, sollte man ein paar Gleichgesinnte um sich scharen. Sechs Leute treffen sich einmal im Monat (Corona mal weggedacht) und dann schmeißt jeder dreißig Euro in den Topf und es wird ein bisschen Fortbildung betrieben. Jeder kriegt großzügig geschenkte 0,1 Liter, das reicht vollkommen. Abgerundet wird das mit Weinen, die der jeweilige Gastgeber reihum aus seinem Keller holt. Evtl. klappt das auch nur alle zwei Monate. Die Zeiten, in denen ich auf solche Runden verzichten musste, waren für mich immer fürchterlich. Es lohnt sich sehr, sich darum zu bemühen (ich schließe aus Deiner Frage ganz frech, dass Dir eine solche Runde derzeit fehlt).
Korrekt 🙂 ist in Berlin vielleicht auch einfacher als in der Provinz. Also halte ich mich als Alleintrinker erstmal an die normalen Blancos und freu mich auf den Rosado Gran Reserva. Der ist mit 40€ verträglicher fürs Budget
Hallo!
Wo ist mein Denkfehler? Wenn die Bevölkerung älter wird und die Geburtenrate gesunken ist, warum war 1990 der Anteil derer, die Wein trinken durften geringer als heute? Aber ansonsten bei gleichem Konsum ist es natürlich pro Kopf weniger (ca. 29:40).
Weinpreise: jeder der einen Podcast findet, findet auch Weinpreise
Bonneau du Martray Corton Charlemagne 1993 hat damals nicht ganz so viel gekosten – aber geschenkt
Ich bin auch ein weißer alter Mann (leider auch mit Briefmarkensammlung) zum Thema gereifter Champagner: ich habe festgestellt, dass bei Magnumflaschen ist der Verlust an CO2 und Reifeentwicklung deutlich geringer. Auch wenn meine Erfahrungen statistisch sicherlich nicht belastbar sind, aber z.B. Pol Roger 1955 war noch deutlich sprudelnd mit einer sehr schönen Reife. Mittlerweile sind auch Vergleiche zwischen 1990 Eintel und Magnum klasse, die Eintel ist sehr schön reif – lecker, wenn man es mag, die Magnum ist noch sehr frisch (Probe jeweils Eintel und Magnum Pommery und Pol Roger).
Schöne Grüße von der Ostsee
Burghard
Kein Denkfehler, im Eifer des Gefechts verhaspelt, das Gegenteil ist richtig, ist aber aus dem Kontext hoffentlich ersichtlich, weil es ja auch die ganze Zeit um das Gegenteil geht, den abnehmenden Weinkonsum (er würde ja sonst zunehmen).
Jeder der einen Podcast findet… – hilf mir bitte auf die Sprünge, verstehe ich in der Kürze nicht, kann also wenig dazu sagen.
Cheers
Felix
na ja, es sollte eigentlich wirkliches Problem darstellen, einen Preis im Internet zu finden sein. Allerdings kann bei gereiften Weinen auch der Anfangspreis interessant sein.
achso. Nachdem ich zwei mal zwanzig Minuten Erfahrungen, Gedanken und Daten vorgetragen habe, warum ich das anders sehe, hatte ich gehofft als Gegenargument mehr als ein ‚ich glaube‘ zu bekommen, zumal wir da schon mal waren. Aber sehen wir es positiv: es ist vermutlich einfach alles zum Thema gesagt und wir nehmen Dein Statement zum Anlass, nunmehr den Deckel auf das Thema zu machen.
wie peinlich – natürlich sollte es heißen, dass es k e i n wirkliches Problem darstellen sollte, einen Preis im Internet zu finden!! Sorry
Hatte ich auch so verstanden, hatte das fehlende Wort gar nicht bemerkt.
Ich mein, vielleicht blöde Frage, aber beim Vina Tondonina Blanco Reserva/ Gran Reserva… den kriegt man bei Lobenberg für 60/180€… ist bei letzterem über Felix‘ Grenze, aber nicht über Saschas.
Wollt ihr den noch älter trinken oder überhaupt noch länger liegen lassen? Ich dachte ja eigentlich, dass die Spanier ja sowieso nur das auf den Markt bringen, wenn es getrunken werden kann (und 2021 hätte ich schon gemeint, dass man was aus 2001 ohne schlechtem Gewissen anreißen kann)?
Muss zugeben, was Spanien angeht, spielt viel Unwissen mit und ich hatte auch noch keinen im Glas (Blanco wird auch wohl etwas dauern).
Oder kauft keiner von euch beiden mehr bei Lobenberg?
Ach, Du bist ein Schatz! Vorgestern war der 01er noch nicht da. Die letzten Jahre hat Lobenberg keine Gran Reserva bekommen. Nu isser da und es dürfte sich ein Problem lösen 😉 Und wenn Du nicht wärst, hätten wir die acht Tage, in denen man den subskribieren kann vermutlich schon wieder verpasst!
Oh, na da freue ich mich, wenn ich da helfen konnte :D!
Der ist bei Lobenberg schon länger „verfügbar“ und ich starre den auch schon länger an und schließe die Seite wieder, weil 180 € dann doch… ne Menge sind. Lustig, dass der dann sonst anscheinend so schnell vergriffen ist. Aber wenn du das so sagst, dann subskribiere ich den auch Mal auf Rechnung und mein zukünftiges Ich soll sich dann darum kümmern. Meine Frage besteht: würdet ihr den dann noch weiter liegen lassen oder ist der dann einfach jederzeit trinkbar?
Würde mich natürlich auch über eine Blindflug-Folge mit dem Gran Reserva freuen.
Was heißt denn ‚länger‘? Ich checke eigentlich alle paar Wochen die einschlägigen Suchmaschinen. Heute tauchte zum Beispiel auch einer auf, 1981er bei Nussbaum, für allerdings 350. Der bei Lobenberg taucht in den Suchmaschinen nicht auf, weil er ein Club-Wein ist, daher würde mich das interessieren. Bei mir steht er allerdings auf 199,- Euro. Ist scheinbar limitiert auf einen pro Kunde. Beim weiteren Suchen habe ich dann gesehen, dass dieser Tage wohl der aktuelle Jahrgang verhandelt wird und man ihn gerade subskribieren kann, bei Wein Direktimport kostet er zirka 220 Euro, ist aber angeblich schon lieferbar. Das passiert halt nur alle paar Jahre, der letzte Jahrgang war 1996. Der wäre dann analog vor 5 Jahren auf den Markt gekommen. Dieses Mal war das eine wirklich lange Spanne, davor waren es nur 2 Jahre vom 94er auf den 96er.
Der Wein ist jederzeit trinkbar und man muss ihn auch nicht ewig alt werden lassen. Bei der Reserva empfinde ich persönlich zum Beispiel 2003 schon als eher alt (2004 ist jetzt wunderbar und 2005 fand ich vor zwei Jahren sogar zu jung.)
cheers
Felix
Achso, daran, dass das nur auf den Club beschränkt ist, habe ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Den Club-Status habe ich, denke ich, so im März erreicht. Ich habe dann im Podcast die Folge mit dem Reserva gehört und mich daran erinnert, wie ich den Namen mal bei meinem Ex-Freund gesehen habe und dass ich das mal probieren wollte. Also ab zu Lobenberg und da hab ich den sofort gesehen. Also sicher schon ein paar Wochen.
Danke für die Ausführung zum Alter!
Noch eine Frage, und dann bin ich (zumindest bis zum nächsten Podcast) auch wieder still: taugt Catawiki was? Ein Freund hat mir das letztens empfohlen und da werden auch ganz interessante Sachen angeboten… aber ich bin irgendwie skeptisch.
Catawiki ist eine seriöse Plattform, bei der Sascha alle Nase lang Weine ersteigert. Wie alle Plattformen ist sie kein Instrument des Verbraucherschutzes 😉 also Augen auf beim Weinkauf. Aber es gibt keinen Grund sie zu meiden.