Kurz vor dem Ende des letzten Jahres erschien der wie immer mit Spannung erwartete neue Wein der Deutschen Weinentdeckungsgesellschaft. Er heißt Gipfelstürmer. Wie fast jedes Jahr ließ ich dem Wein gerade mal drei Tage Zeit sich von den Reisestrapazen zu erholen und riss dann ein Püllecken auf um es über ein paar Tage zu verkosten und zu trinken. Um mit der Tür ins Haus zu fallen: der Gipfelstürmer ist endlich wieder ein Volltreffer.
Was die Weinentdeckungsgesellschaft ist und was es mit den Weinen auf sich hat, beschreibe ich jetzt nicht zum x-ten Mal. Ich bin einfach selbstreferentiell bis zum Anschlag. Hier die Historie. In den Texten zum ‚Roten BAron‘ stecken die meisten Hintergrundinformationen.
Weinentdeckungsgesellschaft: Red Light (Weinrallye #95)
Weingut Huber (und Deutsche Wein-Entdeckungs-Gesellschaft,) ‚Liebesheirat‘
K. P. Keller (und Deutsche Wein-Entdeckungs-Gesellschaft), Riesling QbA ‚Neumond‘, 2009
K. P. Keller (und Deutsche Wein-Entdeckungs-Gesellschaft), Riesling QbA ‚Neumond‘, 2009
K. P. Keller (und Deutsche Wein-Entdeckungs-Gesellschaft), Riesling QbA ‚Neumond‘,
2009 Weingut Knipser (und Deutsche Wein-Entdeckungs-Gesellschaft,) ‚Der rote Baron‘
Weingut Knipser (und Deutsche Wein-Entdeckungs-Gesellschaft,) ‚Der rote Baron‘
Projektkoordinator Henn und seine Komplizen, beim neuesten Streich ist es das Weingut Aldinger, liefern mit dem Gipfelstürmer einen Wein, der Antworten liefert. Antworten auf Fragen rund um ein simples Thema: Was kann Trollinger? Ich gehöre zu den Menschen, die dieser Frage bisher ein herzliches ‚Wen juckt’s?‘ entgegenschleuderten. Aber Henn hat beim ersten Wein der Gesellschaft schon einmal eine Dornfelder-Cuvée geboren, die mich die Ohren anlegen ließ. Deswegen heißt es bei Eintreffen des Entdeckerpakets regelmäßig Hände an die Hosennaht und Klappe halten. Erzählen soll einzig der Wein.
Gipfelstürmer – reinsortig aber gedopt
Es ist ein Trollinger, ein Edel-Trollinger. So viel sei verraten. Sorgfältigste Aufzucht, Selektion und Verarbeitung, späte Lese, aber auch etwas Chaptalisation, mit Rappen vergoren, burgundisches Tonneau, keine Filtration, kein Schwefel. Die ganze Entstehungsgeschichte wird hier nicht verraten, stattdessen darf ich meine Leser wie jedes Jahr auffordern doch mitzumachen bei dem Spaß: Hier geht’s zur Weinentdeckungsgesellschaft.
Bei zwei der letzten Weine waren Henn und seine Winzer der Versuchung erlegen, die Projektweine ein wenig mit bezeichnungsunschädlichem Verschnitt zu pimpen. Der Muskateller in Müller-Thurgau und Sekt war dann kontraproduktiv-dominant (teils erst mit etwas Flaschenlager). Beim diesjährigen Trollinger widerstand das Team Henn/Aldinger der vermutlich recht großen Versuchung mit ein paar Prozent Lemberger für Farbe und Schmelz zu sorgen. Der Gipfelstürmer ist ein reinrassiger Trollinger. Mit Turbolader und Lachgaseinspritzung, aber ein reiner Trollo.
Deutsche Weinentdeckungsgesellschaft (und Weingut Aldinger), Gipfelstürmer, Trollinger, 2015, Württemberg. Tag 1: In der Nase legt der Wein zunächst eine falsche Fährte nach Westen, irgendwo zwischen Gamay und Pinot. Waldbeeren, Holz, fabelhaft. Am Gaumen feine Struktur, spür- und schmeckbares aber keinesfalls penetrantes Holz, beerig, konzentriert, feine Säure, guter Druck, aber kein Gramm Fett. Langer Abgang. Nicht der komplexeste und leckerste Rotwein der Pinot-Klasse, den ich je im Glas gehabt habe, aber geht als guter Spätburgunder eines Erzeugers mit einem Händchen für Balance durch. Allerdings nur geschätzte drei Stunden, dann kommt der Absturz. Tag 2 (eigentlich schon ab dem Ende des ersten Abends): Der Trollo ist da. Die Frucht geht ins verwaschene, diese komische an Katjes Yoghurt Gum erinnernde Textur, selbst die Säure wirkt weniger strukturierend. Das edle Holz hat sich aus dem Staub gemacht – und es kommt auch an den nächsten drei Tagen nicht wieder.
Also, was kann Trollinger: Er kann in feine Kleider schlüpfen und sich unendlich elegant präsentieren, allerdings nur kurzzeitig, dann scheint er sich zwanghaft die Klamotten vom Leib reißen und wieder den leicht übergewichtigen Vorsitzenden des FKK-Clubs geben zu müssen. Fein für mich. Die ersten drei Stunden waren großartig. Eine weitere Flasche gibt es nächstes Jahr um festzustellen, ob die Klamotten vielleicht doch noch anwachsen und die dritte mache ich in drei Jahre auf, um etwas über die Haltbarkeit zu lernen, denn ums lernen geht es – gerne in Kombination mit großem Genuss, der aber nicht von Dauer sein muss. Von daher macht der Gipfelstürmer seinem Namen alle Ehre.
Einfache Gebrauchsanweisung für Mitentdecker, die ihre erste Flasche noch vor sich haben: Leicht gekühlt bei eher 16 Grad, Burgunderpokale, nicht dekantieren. Wer nur eine Flasche hat, sollte sie in 2017 trinken.
Heute kam der neue, Back to our future` an, ich bin sehr gespannt….
Ja, ich werde zwischen den Jahren bestimmt einen auf machen…
Danke lieber Schnutentunker für deine Empfehlung und die Gebrauchsanweisung, wir werden sie gebrauchen!