Ich bin ein paar spannenden Menschen begegnet. Die hatten spannenden Wein im Gepäck. Logisch. Sonst würde ich nicht hier davon berichten.
Alex Saltaren Castro ist Mitte dreißig und stammt aus Kolumbien. Ich traf ihn am letzten Donnerstag und er hatte seine ersten Weine im Gepäck, denn er baut sich gerade ein Weingut auf. Armand Schuster de Ballwil ist Mitte siebzig und stammt aus der Schweiz. Ich traf ihn vier Tage später und er hatte seine ‚letzten‘ Weine im Gepäck, denn auf Château Montlau ist der Generationenwechsel vollzogen. Die Kinder machen jetzt den Wein.
Ganz anders, oder nicht?
Alex Saltaren Castro präsentierte seine Weine – gemeinsam mit Alex de Ligonnes – bei einem Abendessen im Kochu Karu. Inhaberin Bini Lee und Händler Suff machten es möglich. Alex verdient noch kaum Geld mit seinem Wein, arbeitet Vollzeit im Weingut Peter Jakob Kühn und ist auf diese Art der Unterstützung angewiesen. Armand Schuster de Ballwil und seine reizende Gattin Elizabeth verdienen seit Jahren ordentliches Geld mit ihren Weinen. Sie brauchen keine finanzielle Unterstützung für die Ausrichtung ihres Dinners. Sie luden ins Adlon. Die Schweizer Botschafterin war da, dazu zahlreiche langjähriger Weggefährten. Alex macht Naturweine, streichelt jeden Rebstock persönlich. Die Schuster de Ballwils präsentieren auf der Webseite des Weinguts stolz den Fuhrpark mit zwei Vollerntern. Mehr Gegensatz geht nicht und trotzdem fand ich Parallelen.
Gerade mal 21 war Armand (Titelbild), als er aus der Schweiz nach Bordeaux übersiedelte, weil er Wein machen wollte. Ungefähr so alt war der Kolumbianer Alex, als er nach Brasilien auf die Sommelier-Schule zog. Danach wusste Saltaren, dass er Produzent werden wollte und ging nach Deutschland. Er liebäugelte mit Geisenheim, doch als er hörte, dass es in Deutschland auch die duale Ausbildung der Winzerlehre gibt, entschied er sich um und lernte auf Schloss Vollrads und bei Kühn. Im Rheingau gute Weinbergsflächen zu ergattern ist für einen wie ihn fast unmöglich. Die Allendorfs, Leitz und Spreitzer, die Schlösser, Kloster Eberbach – sie saugen alle Flächen auf, zahlen viel und sofort. Doch Alex hat ein paar Quadratmeter kriegen können, sogar Top-Lagen. Der Zufall und viele gute Freunde haben geholfen. Alex’ Geschichte ist durch und durch romantisch. Es gibt eine schöne Fernsehdoku über ihn.
Gute Freunde sind das A und O
Armand Schuster de Ballwil hat 52 Ernten eingefahren auf seinem Château, das 498 Jahre alt war, als er es übernahm. Gestampfte Fußböden in den Gesindegebäuden und eine Baustelle im Haupthaus erwarteten ihn, der immerhin nicht mittellos war. Auch beim Schweizer in Frankreich hat ein Netzwerk an Unterstützern und Freunden geholfen. 80 Prozent Export, vor allem an Leute, die man seit Jahren persönlich kennt ist der Hintergrund des Erfolgs. Er ist aber auch das Problem. ‚Die Konzentration im Fachhandel setzt uns zu‘ erklärt er mir beim Essen. ‚Ein kleinerer Händler kauft den anderen, dann kommt ein größerer und kauft beide und jedes Mal bleiben ein paar Label auf der Strecke.‘ Winzer wie ihn trifft das besonders, denn sein Hauptwein, der rote Bordeaux Superieur ‚Château Montlau‘ kostet Endverbraucher elf Euro und ist ein klassischer Kandidat für den stationären Einzelhandel. Daneben produziert das Château einen Cremant, einen weißen Entre-Deux-Mers, den Top-Wein Hors-Série für 30 Euro und zwei weitere günstigere Label.
Die Geschichte ist noch nicht vollständig, es fehlen wichtige Akteure. Alex Dupont de Ligonnes war mit seinen Weinen am Donnerstag auch dabei. Der ‚andere Alex‘ ist Exilfranzose in Dresden, was vielleicht noch beeindruckender wäre, wenn er einen charmanten französischen Akzent hätte. Hat er aber nicht, denn er war schon zum Studium in Deutschland, ist hier ziemlich heimisch und seinen Nachnamen spricht man tatsächlich ‚deutsch‘ aus, mit hartem G, E und scharfem S. Seine Weine sind echte Sachsen, sämtlich gemischte Sätze, teils mit Rebsorten wie Müller-Thurgau und Traminer. Die sind eine Sensation, auch weil sie zwar Naturweine sind, das aber geschmacklich nicht vor sich her tragen. Insbesondere sein PetNat, der zwei Jahre auf der Hefe liegt und degorgiert ist, glänzt mit einem Tiefgang und einer Eleganz, die sowohl gemischten Sätzen als auch PetNats nicht als primäres Merkmal nachgesagt werden.
Kochu Karu macht Neustart
Und dann war da noch das Essen. Die Brasserie im Adlon lieferte routiniert Lachstatar und Hirschrücken. Das war sehr gut, aber auch sehr bekannt. Im Kochu Karu wird gerade alles anders. Gastgeberin und Koch gehen beruflich wie privat getrennte Wege, das Deli auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist zu und Bini Lee, die das Restaurant weiter führt, hat das Konzept ein bisschen angepasst. Außerdem hat sie das Thema Wein in die Hände von Malee Fabienne Putz gegeben, die ihrer ersten Karte ein spannendes Motto zugrunde legt: ‚Neu verwurzelt‘. Es geht um Winzer, die sich des Weins wegen an neue Orte begeben haben. Winzer wie Alex und Alex sind da drauf. Armand nicht, aber er wäre eine spannende Ergänzung. Immerhin macht sein Sohn einen Sans Soufre. Er heißt ‚Natur‘ ohne E – die alten Wurzeln halt. Das Try-Out-Dinner, zu dem Alex und Alex ihre Weine servierten, sollte auch einen Vorgeschmack auf die neue Küchenausrichtung geben. Es lohnt sich weiterhin in das wunderbare Kochu Karu zu gehen. Das Highlight war eine Komposition aus Sellerie, Ei, Doenjang und herzhafter Sabayon. Immer noch hervorzuheben ist auch die Vielfalt an veganen Alternativen zum klassischen Menü mit Fisch und Fleisch.
Die größte Gemeinsamkeit beider Veranstaltungen war meine Begeisterung. Reden wir also über die Weine.
Wie waren die Weine?
Alex de Ligonnes
Lassen Sie sich nicht von den recht hohen Preisen schrecken, diesen Ausdruck im Wein kriegen Sie halt nicht mit 50 Hektoliter Ertrag, zumindest nicht im Elbtal. Was da im Laufe des Jahres alles weggeschnitten wird, müssen Sie leider mitbezahlen. Aber das tut gar nicht weh. Versuchen Sie es mal.
PetNat, gemischter Satz, PollyKnall, 2021. Leichter Stinker, etwas Zwiebelschale, nicht die feinste Nase, am Gaumen recht feine Perlage (2 Jahre Hefelager, degorgiert), mürber Apfel, etwas Safran, sehr trocken, feine Phenolik, das ist enorm erfrischend, angenehm würzig, schlank, nach hinten raus lang und ernsthaft und komplex – viel mehr als nur ein spaßiger Durstlöscher.
Kesse Comtesse, Rotling aus Weiß-, Grau- und Spätburgunder, 2020. Teilweise Maischegärung, teilweise Barrique. ‚Ich wollte einen Rotling machen, der es in sich hat.‘ Halleluja, Zielerreichungsgrad 101 Prozent. Unter einer würzigen und auch leicht holzigen Schicht lugt in der Nase wahnsinnig schöne Frucht durch, leicht beerig, etwas Apfel, der Grauburgunder zeigt sich von seiner besten Seite, der Weißburgunder bringt zusätzliche Frische, der Pinot liefert im Mittelbau einen Touch Kirsche, dann entfalten Spuren von Holz und feiner Phenolik ihre Wirkung. Die Frucht ist süß, das Geschmacksbild blitzsauber, tolle Länge. #wasfüreinwein
Sacrebleu 2021. Im Jahr 2000 gepflanzt, 80% Spätburgunder und 20% Zweigelt, früher immer im 300 Liter fassenden Tonei ausgebaut, dieses Mal mangels Masse im Barrique (225 l), 5te Belegung. Das braucht Luft und ist zunächst etwas scharf in der Nase, hinter der Schärfe viel Zweigelt und wenig Spätburgunder. Mit noch mehr Luft schwimmt sich dann auch der Spätburgunder frei. Am Gaumen allerdings finde ich das erst mal unattraktiv, bin aber ziemlich sicher, dass hier Zeit und noch mehr Luft fehlt.
Nach dem Essen noch im Stehen verkostet:
Madame Klimbim, 2021, sehr gemischter Satz, teilweise Orange (Traminer auf der Maische). Sehr fruchtige Nase (Traminerfrucht, aber ohne Rosenholz), am Gaumen sehr klar, feinstes Schmirgeln, schöne Säure, enorm erfrischend, mittlerer Druck, hell, gute Länge. Was für ein frischer Rausschmeißer.
Tausendsassa, gemischter Satz (Traminer und Riesling), 2021. Riecht sehr traminerig/Rosenholz, am Gaumen sehr würzig, etwas Litschi, und dann kommt glockenklarer Riesling, klassischer Essensbegleiter, furztrocken, sehr feine Phenolik, frisch, gute Länge, muss man mal getrunken haben.
Alex Saltaren Castro
Wenn die gehypten Buben kommen, triggert das in mir immer den Miesepeter. Dann sitze ich da und kann es kaum erwarten, die Luft aus dem Ballon zu lassen (bin ich nicht stolz drauf). Aber ich bin immer stiller geworden im Laufe des Abends. Da ist keine Luft rauszulassen. Und bevor ich mich heute zum Schreiben hinsetzte, habe ich schnell zwei der 300 Flaschen Basilica 2021 gekauft, denn nächste Woche sind die alle weg.
Labeja, Riesling (aus Maischegärung), 2021. Sehr hefige, leicht würzige Nase mit einem Touch Oxidation, aber ohne jeden Stinker. Am Gaumen räumt die kräftige Säure gemeinsam mit der feinen Phenolik die leichte Mostnote schnell ab, was ganz schönes Spiel ergibt, zum Abgang hin wird es Riesling-typisch, furztrocken, gelbfruchtig, das ist zwar anders, aber nicht völlig untypisch für den Rheingau (man muss aber schon sehr offen für Naturwein sein).
Edilia, Riesling, 2019. Ganz ‚klassische‘ Petrol-Nase (die sich nach Aussage der Gastgeber erst im Laufe des Tages entwickelt hat, denn diese Flasche war für diverse Termine durch Berlin gefahren), ziemlich klassische Anmutung, schöne Fruchtreife, aber eben knochentrocken und die Säure wird von deutlicher Phenolik gestützt. Knackig, dann aber auch schmelzig, in jeder Hinsicht reif und damit ziemlich charmant.
Edilia, Riesling, 2020. Deutlich mostigere Nase, am Gaumen ist die Frucht etwas mürbe, die Säure prägend, aber reif, hier ‚fehlt‘ der Zucker am wenigsten, die Phenolik wirkt stoffig und peppt die Frucht dann am Gaumen auf. Das macht viel Spaß.
Edilia, Riesling, 2021. Das ist eher eine Natural-Nase, aber der Wein ist ja auch der jüngste. Man kann sich vorstellen, dass sich das verzieht. Darunter viel Frische und knackige Aprikose, die Säure ist harmloser als erwartet, aber der Wein ist auch recht stoffig. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch das irgendwann viel Spaß macht (im Moment ist das allerdings anstrengend).
Basilica, Riesling, 2021. Erster Jahrgang dieses Weins, Macération Carbonique. Der ist in der Nase klarer, hat neben einem leichten Natural-Ton eine eher klassische Rieslingnase auf der frischen Seite, die ganz am Ende auch etwas reife Aprikose bietet. Das ist vom Druck und Mundgefühl her die ‚Kabinett trocken‘-Liga. Angenehm klar, vibrierend, auf elegante Weise sehr fordernd. Das bietet Gesprächsstoff in jeder Weinrunde, weil nur Trottel das pauschal ablehnen würden, während selbst Hardcore-Naturalisten zugeben müssen, dass zwei Gramm Restzucker diesem Wein eventuell reichlich zusätzlichen Sex-Appeal vermitteln könnten (wohlgemerkt: könnten). Ich habe einen großen Schluck im Glas und trinke den Wein nach dem Essen noch eine Weile weiter. Die Länge ist atemberaubend, die Luft tut ihm gut und der Wein ist blutjung (und geschwefelt, hat also ein langes Leben vor sich). Je länger ich das trinke, desto fanatischer werde ich. Es ist richtig, die Lage (St. Nikolaus) nicht zu nennen, denn dieser Wein spürt mit seiner Machart eher dem Wesen der Traube als der Lage nach. Ich finde Menschen peinlich, die anderen sagen, sie hätten nicht genug Wein getrunken, um den Wein im Glas zu verstehen, doch bei diesem Wein denke ich: Menschen, die selber Riesling produzieren, werden ihm noch mehr abgewinnen können als ich. Deswegen erlaube ich mir auch den Hinweis, dass Menschen, die einfach nur gern Wein trinken, diesen Wein vielleicht ganz nett finden – mehr nicht. Ich mit meinem eingeschränkten, aber immer noch ziemlich weitgehenden Verständnis lege mich schon mal fest: Das ist groß! Wie groß, darüber reden wir in zehn Jahren, wenn ich meine beiden gekauften Flaschen über die Zeit verkostet habe.
Armand Schuster de Balwill (Château Montlau)
Am Ende des Abends im Adlon bedankt sich der Winzer kurz bei mir und den anderen Multiplikatoren fürs Erscheinen, etwas länger bei ihrer Exzellenz, Frau Botschafterin, für die Ehre des Besuchs; noch drei Worte mehr für die langjährigen Gefährten und einen ganzen Absatz für die Gemahlin. Der Hauptteil seines Danks geht indes an einen, der gar nicht da ist: seinen Weinberg. Vor einem halben Jahrtausend erstmal urkundlich erwähnt, eines der ältesten Terroirs des Bordelais, ‚schenkt er mir solche Weine, die nach 42 Jahren noch so präsentabel sind‘. Der Mann setzt die richtigen Prioritäten!
Favory, Crémant de Bordeaux, 50/50 Muscadelle und Sémillon, NV. Im Stehen genossen, rund und gut und weit besser als die Mehrheit der Cremants, die ich aus Bordeaux kenne, denn die sind meist belanglos. Dieser nicht.
Château Montlau blanc, Entre Deux Mers, 2022. Davon träumt doch jeder Winzer: ich miete mich ins Adlon ein und dann serviere ich meinen 7,50€-EVP-Weißwein mit deren Lachstatar samt Kaviar. Funktioniert, weil der Wein wirklich gut ist. Ein Vertreter des Gebiets, der auf laute Sauvignon-Blanc-Aromatik verzichtet. 55 Muscadelle, 25 Semillon, 20 Sauvignon Blanc. Viel Kernobst, leicht cremige Textur, die im Abgang von feiner Phenolik abgefangen wird. Erstaunlicher Wein.
Hors-Série 2009. Verhaltene Frucht in der Nase, dazu etwas Zedernholz, Auch am Gaumen feines Holz, passende Säure, dunkle Würze und mittelkräftige Frucht. Im Abgang präsentiert sich das Tannin fein und das Holz dezent. Sehr gelungen.
Hors-Série 2005. Die Nase dreht gerade ins Ältliche mit etwas Liebstöckel und Brombeere. Am Gaumen wird es altersbedingt etwas cremig und die Frucht dezent gekocht, aber das ist lebendig, druckvoll und frisch, auch wenn der Wein etwas madeirisiert ist. Zum Abgang hin Tertiärwürze und alkoholische Wärme, aber keine Müdigkeit. Spaß!
Hors-Série 2000. Dies ist der Erstling der Premium-Serie. Der war jung vermutlich holzig und sperrig, aber meine Herren, ist das jetzt präsent! In der Nase etwas Holz, feines Marzipan, reife rote und schwarze Beeren, die sich auch am Gaumen wiederfinden, wo der Alkohol Wärme verbreitet, aber nicht brandig wirkt. Etwas Kokos und Capucchino, aber kein bisschen plakativ, komplex, lecker, großartig.
Château Montlau 1982. Das muss man einordnen: der Wein dürfte 1984 ungefähr 7 Mark gekostet haben (ich habe leider vergessen zu fragen) und war der Brot-und-Butter-Bordeaux etlicher deutscher Weinhändler. Startet in der Nase frisch und lebendig, bricht mit Schwenken dann in der Frucht etwas weg, reichlich Reife übernimmt, der Wein steht aber stabil, wird etwas röstig, bleibt geschmeidig, weil wir noch lange nicht in der austrocknenden Endphase eines sterbenden Weines sind. Das hat von Anfang bis Ende Frucht und Struktur, ist nicht nur für Altweinfans ein Vergnügen. Ich lasse mir gerne zwei mal nachschenken.
Ich verzichte auf Bezugsquellen. Aber es sagt viel über die Weinwelt 2023 aus, dass Sie die Weine von Château Montlau etwas suchen müssen, während die beiden Alex bei der Crème de la Crème des deutschen Weinhandels zu finden sind.
Ich danke allen Beteiligten für die Einladungen und Weine. Ich wurde ausgehalten, kenne einige Beteiligte schon lange und bin hoffnungslos voreingenommen. Trotzdem liegt die Wahrheit immer im Glas und nicht alles war grandios, was auch genau so im Artikel steht.
Lieber Herr Bodmann,
nochmals vielen Dank für den Beitrag, und natürlich für den tollen Podcast, welcher meine Liebe zu Wein entflammt hat. Ich bin noch neu unter den Weinenthusiasten. Leider habe ich auch immer wieder Probleme, einige Begrifflichkeiten auseinander zu halten. Sie haben es in einem Kommentar bereits geschrieben:
„Reduktiv und Reduktion sowie oxidativ und Oxidation sind nicht das gleiche. “
Ich habe hier wirklich Schwierigkeiten. Einmal führt Red.* zu besonders fruchtigen Weinen, einmal zu Schiespulver-Nase, einmal zu Kuhstall-Noten? Ox.* einmal zu Sherrynoten, einmal zu mehr Cremigkeit?
Könnten Sie hier nochmal etwas Licht ins Dunkle bringen, damit wir Anfänger die Begriffe besser verstehen sowie deren Effekte auf den Wein?
Tausend Dank und liebe Grüße aus Hannover!
Hallo Peter, die Adjektive beschreiben jeweils einen Ausbaustil. Reduktiv ausbauen heißt, jeden Luftkontakt zu vermeiden, wobei mit Luft vor allem Sauerstoff gemeint ist. Das fängt oft schon beim Lesegut an, dass mit Trockeneis unter eine Schutzgasglocke gelegt wird. Auch moderne Pressen können unter Schutzgas arbeiten etc. Die Theorie (die oft genug von der Praxis bestätigt wird, aber auch nicht ohne Ausnahmen auskommt) sagt, dass diese Weine klarer in der Frucht sind, knackiger und (je nach Rebsorte und abhängig von weiteren Parametern wie Maischestandzeit etc.) kantiger, da ihre natürlichen Gerbstoffe alle noch im Originalzustand vorliegen. Beim oxidativen Ausbau wird der Luftkontakt bewusst gefördert. Die Trauben werden ‚normal‘ verarbeitet, der Most u.U. belüftet (Gernot Kollmann erzählte mal, bei Immich-Batterieberg zögen sie immer das Schlauchende aus der Tankluke weit nach oben und ließen den Most zwei Meter durch die Luft nach unten in den Tank fallen – haben allerdings auch eine hohe Decke in der Kelterhalle). Auch der Ausbau im Holz, das nicht hermetisch luftdicht ist, fördert den Luftkontakt. Ein bisschen Sauerstoff fördert Prozesse, die den Wein etwas runder, aber auch stabiler machen, beispielsweise die Verkettung von Gerb- und Farbstoffen, was den Wein im Idealfall (Du weisst schon: Ausnahmen …) farbstabil und geschmacklich runder macht. Wie meist beim Wein, dient das ganze auch als Schlagwort. Wer reduktiv ausbaut, vermeidet meist (absichtlich und unabsichtlich) den biologischen Säureabbau, wer oxidativ arbeitet, nimmt ihn meist mindestens billigend in Kauf. Ersteres geht häufig mit strikterer Temperaturkontrolle und niedrigeren Gärtemperaturen einher, die in der Folge im jungen Wein eine buntere Frucht bewirkt. Nicht alles, was unter reduktiven oder oxidativen Stil fällt, hat wirklich mit Luft zu tun: Man kann z.B. auch Most im Holzfass mittels Kühlschlange temperieren etc. aber meist verwenden die Kaltgärer Stahl und die Warmgärer Holz, so dass da eine Assoziation entsteht an deren Ende ein ganzes Maßnahmenpaket verschlagwortet wird.
Die Unterscheide kenne ich. Das hast du ja auch zwischen den Zeilen gelesen. =)
Mir geht es darum, dass es nicht „den Naturwein“ gibt, genauso wie „den Prestige Champagner“. Die Weinwelt ist „leider“ sehr komplex. Da helfen solche Schubladen sicherlich zur Orientierung, nicht mehr aber auch nicht weniger. Ich kann sehr gut verstehen, was du meinst. Ich persönlich versuche möglichst wenig in Mustern zu denken.
Beim Schwefel(n) sind wir uns sicherlich einig.
Zu den „NiNi“ Hardliner, ja die gibts, werden die (noch) ernst genommen? 😉
Ich hatte Alex kurz per IG gefragt, so wie ich das interpretiere, ist es eine Summe aus verschiedenen Faktoren. Also der MC, aber auch der anderen Bearbeitung des Weinbergs. Ich hatte mal mit Wasenhaus und Jakob Moise gesprochen, die meinten, dass ein Weinberg, egal ob bio oder nicht, eine gewisse Zeit braucht, bis er sich so entwickelt wie sie sich das vorstellen. Faktoren können da die Begrünung, die Wasserversorung, Laubmanagement, Ertragsmanagement etc. sein.
Alex meinte auch, dass sich „die Weine aus 22 und 23 deutlich stimmiger zeigen“. Da ich die Weine von Alex schon seit Beginn verfolge, wundert das mich eigentlich auch nicht sonderlich. Er hat ein tolles Händchen für den Wein und eine tolle Entwicklung ist für mich bis dato erkennbar.
Toll, dass du den Winzern hier eine Plattform bietest. Würde mich insbesondere für Alex Saltaren sehr freuen, wenn seine Weine in „neue Gläser“ fließen und hftl. ohne Vorurteile probiert werden.
Cheers
Jan
Na wenn Du schon mit dem Winzer gesprochen hast, dann müssen wir ja nicht dumm sterben. Wie hat er den Wein denn nun abgezogen?
Hut ab für die ehrliche Aussage „Wenn die gehypten Buben kommen, triggert das in mir immer den Miesepeter. Dann sitze ich da und kann es kaum erwarten, die Luft aus dem Ballon zu lassen (bin ich nicht stolz drauf).“
Ich bin persönlich eigentlich immer recht neugierig, wenn mir gehypte Weine präsentiert werden, allerdings ist das wirklich immer so ein bisschen eine Sache. Im Bereich Naturwein hab ich häufiger das Gefühl bekommen, dass das vielfach die Spielwiese von geneigten Somms ist um ihre Trüffelnase zu beweisen. Vielfach finden sich dann auch spannende Sachen, aber allein darauf abzuheben, wie unglaublich schonend und nachhaltig das produziert wird und wie klein die Auflage ist und wie individuell das sinngemäß macht … das ist dann meiner Meinung nach zu wenig für den Hype. Insbesondere, wenn dann im selben Atemzug noch eine kleine Tirade über Industriewein gehalten wird und man sich denkt: „Vergleich doch diesen Naturwein qualitativ mit guten Winzerweinen des gleichen Gebiets, die vielleicht noch konventionell arbeiten, aber trotzdem mit einem Exzellenzanspruch und nicht mit dem regionalen Äquivalent von Gallo o.Ä.“
Die Weine von Alex Saltaren Castro hab ich lustigerweise schon seit längerem, dank dieser Doku, auf dem Schirm, aber bisher hatte sich noch kein Kaufreflex eingestellt. Sollte ich dann vielleicht mal überdenken. Aber maceration carbonique bei Riesling klingt sehr spannend. Da sollte ich vorher aber vielleicht erstmal den MC Chardonnay von den Bret Brothers aus dem Keller holen.
Um noch kurz was zum oberen thread hinzuzufügen: Ich hatte bisher noch nie das Gefühl, dass du was gegen Naturwein an sich hast. Dafür hast du beispielsweise schon im Podcast zu viel positiv über Werlitsch geredet. Ich hatte es eher so verstanden, als hättest du etwas gegen Naturwein-Apologeten, die alles andere als „gemacht“ verteufeln und Eiweiß oder gemahlenen Stein als „böse Chemie“ bezeichnen, nur weil sie Weine für Menschen produzieren, die nicht so auf krasse Böckser o.Ä. stehen.
Ja, der letzte Absatz fasst es ganz gut zusammen. Zum ersten: neugierig bin ich auch, quasi ein neugieriger Miesepeter^^ und dazu kämpfe ich das regelmäßig nieder, sonst hätte ich längst den Anschluss verloren.
Schön, dass du so reflektiert bist – „Wenn die gehypten Buben kommen, triggert das in mir immer den Miesepeter. Dann sitze ich da und kann es kaum erwarten, die Luft aus dem Ballon zu lassen (bin ich nicht stolz drauf).“
Und toll, dass du die Weine für sehr gut befindest, auch wenn deine Abneigung gegen Naturwein mal wieder deutlich mitschwingt, warum auch immer. Wäre toll, wenn man da mal weniger pauschalisieren könnte.
Alex wird nicht wirklich gehyped (zumindest nehme ich das so wahr, seine Wein bekommt man auch problemlos), was auch nicht schlimm ist. Er bringt endlich mal neuen Wind in den Rheingau. Ich persönlich find Edilia deutlich größer als Basilica. Hier merkt man, dass die Trauben noch nicht lang von Alex bewirtschaftet werden und so kommt doch sehr viel Klassik mit – die du ja auch beschreibst und scheinbar sehr schätzt. Die Lage hat natürlich Potential, wie du ja richtig schreibst, ist sie mehr oder weniger der Nachbar/ein Teil vom Schlehdorn. Time will tell.
Warum Alex mit den Weinen kein Geld verdient, verstehe ich allerdings nicht? Ich zahle jedenfalls sehr gern die aufgerufenen Preise.
Cheers
Jan
Bitte Beispiele nennen. Da ich keine Abneigung gegen Naturwein hege, verbitte ich mir solche pauschalen Unterstellungen. Ich mag keinen Naturwein und gehe dann auf ein Naturwein-Dinner? Da hätte ich wirklich besseres zu tun. Im übrigen hatte man mir Alex’ Weine als klassisch vorgestellt, weil geschwefelt. Ist meine Information da falsch?
Die meisten Winzer des Rheingaus müssen zwanzig Jahrgänge machen, damit sie mal für fünf Minuten in der Hessenschau auftauchen, Alex hat nach dem ersten Jahrgang eine 30-minütige ÖR-Fernsehreportage zu Buche stehen. Das ist Hype, völlig unabhängig davon, wie Du das wahrnimmst. Das ist quasi die Definition von Hype.
Sorry, das ist Wunschdenken. Da gibt es Hunderte Studien zu, die belegen, dass man konventionellen und ökologischen Weinbau nicht schmecken kann. Was Du uU schmecken könntest, wäre die dickere Beerenhaut in Folge veränderter Laubarbeit bei der ökologischen Bewirtschaftung, aber die hat ja hier schon stattgefunden. Habe ich mal 7 Seiten für die Vinum drüber geschrieben und drei Winzer in der Umstellung begutachtet, Prof. Kauer interviewt, deren Studien bekommen etc. pp. Das ist auserforscht.
Danke, das war schlampig formuliert. Habe ich geändert. Die Tatsache, dass er in Vollzeit angestellt arbeitet, bedeutet natürlich nicht, dass er kein Geld damit verdient.
merci für die prompte Antwort =)
touche. Abneigung ist vermutlich das falsche Wort. Du bist sehr kritisch und hast nach meinem Empfinden (ich kenne dich ja nur vom blog) eine kritischere Haltung als bspw. bei Weinen von gewissen VDP Weingütern. Geht mir auch so, nur in die andere Richtung. Meinung ist immer subjektiv.
Schon die Tatsache, dass du „Naturwein“ – ich hasse das Wort – (vermeintlich) auf die Zugabe von Schwefel reduzierst, zeigt mir, dass du da einen spezielle Zugang zu hast. Es gibt soweit ich weiß keine Definition, die allgemein anerkannt ist. Jeder verwendet das Wort, meint aber meist nicht das Gleiche.
Und ja, die Weine sind geschwefelt, was ich bisweilen sehr begrüße.
zu Edilia 21 schreibst du: „Das ist eher eine Natural-Nase, aber der Wein ist ja auch der jüngste. Man kann sich vorstellen, dass sich das verzieht.“
Klingt erstmal negativ, da es sich ja verziehen möge – was auch immer so eine natural Nase ist.
Weiteres Bsp. wäre die Folge 120 ab Min 40.
„Naturwein“ ist nicht dünn und sauer – das hättest du sicherlich anders formulieren können. 😉 Das ist (toller) Orange Wein, nicht mehr und nicht weniger.
Zum Hype. Gibt doch schon einige Winzer, die Beiträge im ÖR bekommen. Keine Ahnung ob das nun ein Kriterium für Hype ist. Der Beitrag ist jedenfalls sehr gelungen, und ich gönne Alex von Herzen die Aufmerksamkeit, die er dadurch vllt erlangt.
Die Weine sind aktuell sehr gut verfügbar (trotz der kleinen Mengen), was für mich erstmal gegen die Hype These spricht.
Wenn das so Wunschdenken ist, warum sind Edilia und Basilica dann stilistisch so unterschiedlich? Du beschreibst die Eindrücke ja sehr gut, da gehe ich komplett mit. Also irgendwas muss da ja passiert sein. 😉
Cheers
Jan
Nee, das ist überhaupt nicht immer subjektiv, weil es nicht immer Meinung ist. Und du könntest falscher nicht liegen. Es geht um fünf Phänomene: Reduktion, Oxidation, Diacetyl, Acetaldehyd und Ethylacetat. Allesamt sehe ich kritisch und insbesondere gegenüber Diacetyl habe ich so gut wie null Toleranz, wenn ich Sie in einem VDP-Wein finde und das ist in diesem Blog millionenfach beschrieben. Wenn ich die gleiche Strenge an den Tag legen würde, wenn es um Naturweine geht, müsste ich alles komplett verdammen. Ich bin erheblich kritischer gegenüber den VDPisten und das ist nicht subjektiv, sondern ganz objektiv hier belegbar. Es springt einem sofort ins Gesicht, wenn man sich nicht ganz doll vornimmt, mir eine Abneigung gegen Naturwein andichten zu wollen. Bitte jetzt mal damit aufhören. Das ist furchtbarer Unsinn, den Du da von Dir gibst.
Dein Ernst? Geschwefelter Wein ist kein Naturwein, weil ihm ein Mittelchen zugesetzt wurde. Das definiert ein einzelnes Ausschlusskriterium, wie Reinzuchthefe auch eines wäre. Damit ist überhaupt nichts reduziert und es ist auch nichts definiert (außer einem Ausschlusskriterium).
Wenn Du nicht weißt, was eine Natural-Nase ist, dann ist die Diskussion hier zu Ende. Probier doch mal so um die hundert Naturweine und stelle dann verblüfft fest, dass es gewisse Gemeinsamkeiten gibt. Danach kommst Du dann wieder. Wenn Du allerdings diese Gemeinsamkeiten durchaus kennst, dann ist mir diese Provokation zu albern. Natürlich ist die Mischung aus Sponti, Reduktion, Oxidation und den genannten Chemikalien in wechselnden Konzentrationen erst mal negativ und natürlich freut sich jeder, der sich nicht absichtlich außerhalb des Diskurses positioniert, wenn sich das ein bisschen verzieht. Wenn Du so richtig gerne Dung und Co tief inhalierst, sei Dir Dein Hobby gegönnt, aber dann haben wir keine Gesprächsgrundlage.
Absichtlich falsch zitiert? Du willst mir unbedingt was andichten, oder?
Ja, nachdem Sie 25 Jahrgänge gemacht haben fünf Minuten in der Hessenschau, das hatten wir schon.
Macération Carbonique, bei Weißweinen auch intrazelluläre Gärung genannt und ein ziemlich aufwändiges Verfahren, ist eine der prägendsten Herstellungsmethoden überhaupt. Ich habe gerade keine Zeit, das detailliert zu erklären, bitte selber nachlesen. Die Unterschiede entspringen der sehr unterschiedlichen Herstellung. und weil die bei letzterem so prägend ist, schrieb ich, ich fände es sinnvoll, die Lage aus der Kommunikation herauszunehmen. Wenn Du den Artikel nicht verstehst, dann frag doch, anstatt irgendwelche Behauptungen in die Welt zu setzen.
Da bin ich schon wieder, da ich deine Kriterien für eine Diskussion hftl. erfüllen kann. =)
Ich will dir nichts andichten, ich beschreibe meine Wahrnehmung. Wenn ich mit der falsch liege, umso besser.
Ich habe vermutlich eher >1000 als 100 „Naturweine“ (Gesprächsgrundlage) getrunken, dass es Paralleln gibt, ist unstrittig. Tzd könnte ich da reduktiv (bspw. Kissinger, Tscheppe, Werlitsch, jura ouillé), oxidativ (bspw. Jura typé), Bret, Flüchtige Säure, oder sonst was interpretieren. Es gibt für mich nicht die natural Nase. Wenn ich die nach 100 Weinen kennen müsste, mea culpa.
Gibts die VDP.Nase oder Genossenschafts Nase? Helfen solche Schubladen?
Auch hier schwingt ein Vorurteil mit, „Wenn Du so richtig gerne Dung und Co tief inhalierst, sei Dir Dein Hobby gegönnt,[…]“
Nicht alle „Naturweine“ riechen so. Und wie du schreibst, verflüchtigen sich manche Fehltöne auch.
Ansonsten bevorzuge ich, genauso wie die Meisten, Weine ohne offensichtliche Weinfehler wie bspw. Maus. =) (Gesprächsgrundlage)
Ich meinte, du reduzierst scheinbar Naturwein auf die Zugabe von Schwefel in dem Sinne, dass „Naturwein“ immer ohne beigefügten Schwefel ist. Was aus meiner Sicht, etwas kurz gefasst ist. Joly schwefelt bspw. schon immer – ist er deshalb keine Leuchtfigur der „Naturweinbewegung“?
Bevor ich Behauptungen aufstelle, frage ich nun lieber:
„Die Länge ist atemberaubend, die Luft tut ihm gut und der Wein ist blutjung (und geschwefelt, hat also ein langes Leben vor sich). “
Nur geschwefelte Weine haben ein langes Leben vor sich, oder wie darf ich das bitte verstehen?
Ansonsten tut´s mir leid, wenn ich den Artikel nicht verstehe. Du sagst also durch die Maceration Carbonique, gewinnt der Wein im Vergleich zu den anderen beiden Weinen, ein eher „klassischeres“ Profil?
Reduktiv und Reduktion sowie oxidativ und Oxidation sind nicht das gleiche. Läuft der Wein in die Reduktion fängt er an zu stinken, oxidiert er, riecht er nach Sherry, wobei wir hier eher von oxidierter Maische (weil keine Mostschwefelung und kein Trockeneis) reden, also von angedetschter Frucht, Apfelmost/Cidre. Das sind die klassischen Komponenten und ja, Dein mea culpa ist angebracht, wenn Du die Assoziation nicht hinbekommst. Wie gesagt, da fehlt uns dann die Gesprächsgrundlage. Ich weiß zwar nicht warum, wenn Du doch selber die Typizität ansprichst, aber dann gehst Du halt nicht über die Brücke. Belassen wir es einfach dabei. Natürlich gibt es keine VDP-Nase, aber in diesem Blog verwende ich seit Jahren die Unterscheidung zwischen der klassischen Schaumwein-Nase und der Prestige-Cuvée-Nase (langes Hefelager) und noch hat kein Leser gefragt, was das denn sein soll. Aber das ist dann vermutlich das nächste Sprachbild, das Dich vor ein Rätsel stellt. Mir helfen diese Schubladen, etlichen Lesern scheinbar auch. Dir nicht? Ich muss nicht von allen verstanden werden. Ist nicht mein Anspruch.
Die Weinwelt teilt sich in zwei Gruppen. Die eine sagt, Naturwein heißt NiNi, nichts rein, nichts raus. Die anderen sagen, das gilt für alles außer Schwefel. Noch nie von gehört? Na, dann hörst Du es jetzt (und darfst raten, zu welcher Fraktion ich zähle).
Schwefel ist ein Konservierungsmittel, das die Lebensdauer von Weinen verlängert. Wie haltbar ein Wein ist, hängt von der Menge an vorhandenem Oxidationsschutz ab. Ein geschwefelter Wein hat immer ein längeres Leben vor sich als der gleiche Wein ohne Schwefel. Alle Schlussfolgerungen aus diesen Gesetzmäßigkeiten sollten zwischen hinreichenden und notwendigen Bedingungen unterscheiden. Deine Schlussfolgerung wäre falsch, also bitte nicht so verstehen.
Wovon das klassischere Profil stammt, kann ich Dir aus der Entfernung nicht sagen. MC verlangt ja in der Regel abbeeren von Hand, händisches Schichten (kein Werfen oder Pumpen) und kein anquetschen, keine Maischestandzeit im klassischen Sine. Wichtig ist dann noch die Trennung von Wein und Trester: einfach abseihen, sieben, pressen? Ich habe nicht gefragt. Schmecken tut es wie reiner Vorlauf. Damit wäre es weniger die MC, die das Profil prägt. Müssten wir den Winzer fragen.