Großes Gelage (3)

Graacher Domprobst Riesling ** Großes Gewächs, Mosel, 2005, Kees-Kieren. Mit 13,5% Alkohol ist dieser Riesling jahrgangsbedingt ein richtig fetter Brummer. In der Nase Pfirsich, Maracuja, Honigmelone, Mango und überreife Ananas gepaart mit einer leicht karamelligen Note. Am Gaumen dann sehr viel mehr Sahnekaramell, Schiefermineralik, Großes Gelage (3) weiterlesen

Großes Gelage (2)

Monzinger Halenberg, Riesling Grosses Gewächs, Nahe, 2007, Emrich Schönleber. Dieses GG ist ein Wein für all die (teils fanatischen) GG-Kritiker in der Deutschen Wein(foren&blog)szene; diejenigen, die meckern, GGs seien selten typisch, meist zu mastig, alkoholisch und qualitativ oft nur auf Niveau von guten Spätlesen.

Ich habe den Halenberg eher verkostet als getrunken, über 8 Tage immer mal wieder ein halbes oder ganzes Glas genossen, denn so jung wie er ist, hält er sich im Kühlschrank mehr als eine Woche und präsentiert jedes mal ein anderes Gesicht. Selbst im schwächsten Moment (der erste und der letzte Schluck) stemmt er für mich die 90 Punkte, das schönste Glas am vierten Tag waren auf meiner Skala ganz selten erreichte 96 Punkte.

4. Tag: In der Nase immer noch etwas hefig, mit einerseits Zitrusaroma von Grapefruit, andererseits cremigen Noten von Banane und Vanille, dazu etwas blumig. Am Gaumen eine feine Säure, ein ganz zarter Wein, dessen 13% Alkohol nicht spürbar in Erscheinung treten. Sehr tiefgründig, eher verspielt als wuchtig; ungemein mineralisch und sehr lang im Abgang

8. Tag: etwas saftiger als vorher aber immer noch eher zart. Im Abgang ein paar Gerbstoffe.

Ich glaube, in seinen besten Reifephasen wird er mitspielen, in der Liga der großen trockenen Weißweine der Welt.

Anlass für diesen Griff ins GG-Regal war der zweite Teil meiner Übersicht.  Während die Ersten Gewächse im Rheingau, wie in Teil 1 beschrieben, gesetzlich geregelt sind, was eine gewisse Eindeutigkeit bedingt, sind in den anderen Deutschen Anbaugebieten privatwirtschaftlich organisierte Verbände am Werk. An der Nahe sind die Regeln noch einigermaßen übersichtlich. Von nun an gilt es allerdings zwischen Lage und Wein zu unterscheiden. Ich beziehe mich jeweils zunächst auf die trockene Variante und beschreibe am Schluss, was es mit den süßen Varianten auf sich hat. Zusammenfassend will ich behaupten, dass an der Nahe GGs etwas wirklich gutes sind, denn die besten Winzer von der Nahe sind alle im VDP und alle VDP-Nahe-Winzer sind gut. Andere Regionalverbände haben Mitglieder, die eigentlich längst ausgestoßen gehören, weil sie seit langem keinen sehr guten Wein mehr produzieren. Einen Ausschluss sieht die Satzung des VDP jedoch nicht vor. Aber das ist nur meine persönliche Einschätzung. Hier also ein paar Fakten:

Die als große oder erste Gewächse und Lagen klassifizierten Weine Deutschlands gemäß ihren jeweiligen Spezifikationen nach Anbaugebiet − Teil 2: Nahe

 

Monzinger Halenberg GG 2007
Monzinger Halenberg GG

Name: Grosses Gewächs

Rebsorten: Riesling

Träger: Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), keine gesetzliche Regelung, (teilweise) markenrechtlicher Bezeichnungsschutz

Mindestpreis: 15€

Kriterien: besondere Lage gemäß VDP-Klassifizierung; Ertragsbegrenzung auf 50 hl/ha; Mostgewicht mindestens im Spätlesebereich; sensorische Prüfung durch eine Kommission, maximaler Zuckergehalt 9 Gramm

Vertrieb: Vermarktung als Qualitätswein ab dem 1. September des Folgejahres ; Verwendung einer speziellen Rieslingflasche mit eingeprägter „Trauben-1“; Verwendung der Bezeichnung „GG“ (Abkürzung) auf dem Vorderetikett, keine Prädikatsangabe, gesetzliche Angaben (Alk, AP-Nr. etc) auf dem Rückenetikett, Kapsel mit VDP-Adler

Lagenverbrauch: Eingeschränkt, „Zweitwein“ möglich

Die Güter an der Nahe haben den „Lagenverbrauch“ erfunden, der ab 2015 von allen VDP-Winzern in Deutschland eingehalten wird. Er besagt, dass aus einer Ersten Lage genau ein trockener Wein vermarktet wird: das Grosse Gewächs. Trauben, die nicht in das GG fließen, wandern entweder in den „Ortswein“ oder in die diversen Süssweine, die mit Angabe des Prädikats und des Erste-Lage-Logos noch möglich sind. Es gibt dann also aus der Lage Monzinger Halenberg ein trockenes GG und restsüße Spät-, Aus-, (Trocken-)Beerenauslesen. Außerdem können Trauben aus der Lage in den Gutsriesling und Ortsriesling etc. wandern (bei Emrich-Schönleber etwa der ‚Monzinger Riesling’, der ‚Mineral’ oder der ‚Lenz’) . Heute produzieren die Güter an der Nahe noch einen trockenen Lagenriesling ohne Prädikat (Monzinger Halenberg Riesling trocken), der aber mindestens Spätlesequalität hat. Ab 2015 spätestens gibt es den nicht mehr.

Die VDP-Kollegen von der Mosel setzen einen drauf und produzieren auch restsüsse Kabinette aus ersten Lagen. Aber das ist nur ein Ausschnitt aus dem Chaos, welches an der Mosel herrscht. Damit beschäftigt sich demnächst Teil drei.

Bullerei, Hamburg – Tim Mälzers neues Restaurant

Eines gleich vorweg: von Restaurantkritik habe ich noch weniger Ahnung als von Wein. Diese Notiz hat also keinen anderen Anspruch als den, meine gestrige Erfahrung zu beschreiben.

Ich durfte gestern im Hamburger Schanzenviertel Platz nehmen – an einem Tisch in Tim Mälzers Restaurant ‚Bullerei’. Das war ein sehr lohnender Ausflug. Wir bestellten das Vier-Gang-Überraschungsmenü. Mit 44 Euro ist das in meinen Augen zurückhaltend bepreist. Es bestand aus einem gebackenen Ziegenfrischkäse mit Garnele auf Babyspinatsalat, einem Brombeer-Pfifferling-Risotto, Lammrücken im Kräutermantel mit einem gebratenen Kräutergnocchi und einer leckeren Nachspeise mit einer Ziegenkäseschnitte, Mohneis und marinierten Beeren. Keine überedlen Rohstoffe aber ein sehr ordentliches Preisleistungsverhältnis. Herr Mälzer wirbelt durch Küche und Gastraum und versucht überall mit anzupacken. Einen der vier Gänge servierte der Meister persönlich.

Das Interieur des Hauses muss jeder selber beurteilen. Mir hat es gefallen, manchem mag es zu schedderig daher kommen, um mal ein Wort aus der Sprache der Einheimischen zu verwenden. Das wichtigste zum Essen in zwei Worten: Es schmeckt! Natürlich kann man hier und da etwas kritisieren, aber im großen und ganzen ist das Essen so gut, wie man es ob der vielen positiven Meldungen zum Start des Restaurants erwarten durfte.

Und nun das für dieses Blog wichtigste: Die Weinkarte! Offene Weine werden in 0,15l-Portionen ausgeschenkt, was ich persönlich klasse finde. 0,1l ist mir oft zu wenig, bei 0,2l wäre ich nach vier Gängen hinüber. Sinnvolle Ausnahme ist der Dessertwein, den es in 0,1l gibt. Ich hatte einen sehr süffigen Grauburgunder von Alexander Laible (mit zwei Sternen, um genau zu sein), dann den Saar Riesling von van Volxem, den ich eigentlich nicht haben muss, aber es gab keinen anderen offenen Riesling und einen offenen 2007er Spätburgunder von Holger Koch (wollte ich schon immer mal probieren, wirkte gestern etwas sehr rustikal für mich). Gekrönt wurde der Abend dann mit einem Glas Monzinger Halenberg Riesling Auslese 2007 von Emrich-Schönleber. Der ist auch so jung schon eine Wonne. Die Preise für den offenen Wein sind ambitiniert (ab 5€ für 0,15l) aber noch im Rahmen, die Auslese haut mit 9 Euro ziemlich rein. Die Flaschenpreise sind okay aber vor allem ist die Auswahl so zusammengestellt, dass nicht der Eindruck des abgehobenen entsteht. Es sind eher Basis- und Mittelsegmentweine, die dann auch mit Gastroaufschlag noch zweistellig bepreist sind.

Im Gesamtpaket Essen/Wein kommt man auf einen sehr guten Gegenwert für das Geld, hat Spaß an der Örtlichkeit und kann einen rundum schönen Abend verbringen.

Ich möchte die Bullerei uneingeschränkt empfehlen.

P.S. Da dieser Artikel mittlerweile um die 500 Leser durch Suchmaschinen gefunden hat, möchte ich eine Bitte äußern: Ich freue mich über Kommentare mit Erfahrungsberichten von allen, die die Bullerei ebenfalls besucht haben…

Großes Gelage

Erbacher Steinmorgen, Riesling Erstes Gewächs, Rheingau, 2005, Heinz Nikolai. Der Wein kostete für ein Erstes Gewächs vergleichbar wenige 12,50 Euro ab Hof. Bei der ersten Flasche vor knapp drei Jahren notierte ich mir, das sei eine sehr hübsche halbtrockene Spätlese. Zu wenig für ein Erstes Gewächs aber vertretbar bepreist. Heute würde ich sagen, das ist eine sehr mineralische, besonders gut gelungene halbtrockene Spätlese von großer Länge. Damit wird er zu einem Wein mit besonders gutem PLV, ein Erstes Gewächs ist er irgendwie noch immer nicht. Großes Gelage weiterlesen

Moscow Mule

Ich war am Freitag in einer Szene-Bar, was eher selten vorkommt. Ich trank einen Szene-Drink, was noch viel seltener vorkommt. Genauer gesagt reichte man mir in der Tausend Bar einen Moscow Mule. Das ist ein Drink mit Wodka, Limettensaft und Ingwerbier, serviert mit einigen Scheiben grüner Gurke. Zunächst dachte ich, Ingwerbier sei nur eine Hipsterumschreibung für Ginger Ale – aber das stimmt nicht. Es schmeckt nicht nur anders, es ist tatsächlich was anderes. Beim Nachschlagen lernte ich auch, dass der diesjährige Hauptstadt-Kult-Cocktail bereits seit 1941 existiert. Irgendwie ganz schön retro, aber lecker und verdient der Mottenkiste entrissen.

Demnächst aber wieder mehr zum Thema Wein…