Ollie hilft uns Licht ins Dunkel des Mondes zu bringen, genauer genommen der Mondphasen und ihrer Wirkung auf Wein und Weintrinker.
Eines gleich vorweg: Alles, was den Mondphasen an Wirkung zugeschrieben wird, ist Unsinn. Das Besondere dabei ist, dass die in der Esoterik kolportierten Effekte der Mondphasen ausnahmsweise (für ebenjene Esoterik) sehr konkret sind. Sie wären messbar, hängen an konkreten Vorhersagen und sind daher falsifizierbar. Und das ist mittlerweile geschehen. Jede einzelne der quantifizierbaren Aussagen wurde überprüft und falsifiziert. Erstaunlicherweise macht das keinen Unterschied. Die Menschen wollen glauben, auch an Mondwein.
Chardonnay Smaragd aus Viré Clessé
Ollie wills wissen, keine Schonfrist für Felix. Ins schwarze Glas kommt die Cuvée E.J.Thevenet 2017 von der Domaine de la Bongran aus Viré Clessè im Burgund. Das ist ein Chardonnay mit 14,5 Prozent Alkohol, etwas Botrytis und ein wenig Restzucker. Felix ist eigentlich recht angetan, wenngleich ihn die schmeckbare Süße immer wieder irritiert. Deswegen kriegt er bei der Bestimmung des Weines auch nicht den Deckel drauf. Insgesamt lautet sein Fazit, dass man sowas aber einmal im Leben getrunken haben sollte.
Pas Dosé Rosé gleich Parosé
Ollie ergeht es mit Felix Wein aber nicht viel besser. Der serviert Bubbles. Franciacorta Rosé ‚Parosé‘ 2015 von Mosnel ist ein Schaumwein aus 70 Prozent Pinot Noir und 30 Prozent Chardonnay. Es ist wohl auch etwas Holz im Spiel. Dazu schmeckt der Wein wirklich wie ein Roséwein und Rosé aus schwarzen Gläsern ist wie hier schon erlebt kaum erfolgreich zu verkosten. Felix mag den Wein unheimlich gerne, doch eigentlich soll der Wein ja möglichst den Blindverkoster glücklich machen. Das klappt heute nicht so gut. Vielleicht lag es an der Mondphase?
Viel Spaß bei einer neuen Episode unseres Podcasts.
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Lieber Felix,
und lieber Ollie,
vielen Dank für diese sehr schöne Blindflug-Folge, die ich mir jetzt schon zweimal mit steigendem Gewinn angehört habe.
Ein Anmerkung: Du, Felix, sagst sinngemäß, dass das Thema Mondphasen im Weinbau (in Deutschland) erst in den 1990er Jahren aufgekommen ist. Ich kann nur einen anekdotischen Hinweis darauf liefern, dass das schon älter ist, jedenfalls beim Rebschnitt: Im Gespräch mit mehreren alten Winzern (aus der Südpfalz) habe ich vor einigen Jahren gehört, dass es (in ihren Dörfern) wohl bis in die 30er und 40er Jahre üblich war, bei Neumond keine Reben zu schneiden. In den 50ern sei das immer weniger bzw. verschämt und dann gar nicht mehr praktiziert worden. Das ist natürlich keinesfalls ein Argument für eine herbeiphantasierte wuchsfördernde bzw. -hemmende Kraft des Mondes, nur ein Beleg dafür, dass sich die (steinersche oder ältere?) Esoterik auch schon vor 80 Jahren in den Weinbau hineingedrängt hatte.
Viele Grüße, Werner
Ich glaube, da schmückst Du Steiner & Co. mit fremden Federn. Das Verbot, Sachen an Neumond, Vollmond, zur Zeit der Sonnenwende etc. zu tun geht häufig auf heidnische Bräuche zurück. Die haben sich erstaunlich lang gehalten, etwa Halloween oder die Walpurgisnacht. Diese heidnischen Rituale beziehen sich nicht auf Kalenderdaten oder Wochentage, wie wir sie kennen, weil die erst mit dem Christentum Einzug hielten. Es ging meist um Voll- und Neumond oder Tag-Nacht-Gleiche. Ollie hatte das ansatzweise erklärt. Rebschnitt war schon immer wichtig. Der Legende nach hat schon Numa Pompilius ein Dekret erlassen, das es verbot zu religiösen Riten Wein von ungeschnittenen Reben zu trinken. Den Typ hat es zwar nie gegeben, aber die Zeit lässt sich damit ganz gut bestimmen: 750 vor Christus. Auch im alten Testament ist der Rebschnitt ein Thema. Ohne es beweisen zu können, behaupte ich mal, dass Deine Anekdote eher in diese Kategorie fällt.
cheers
Felix
Kann natürlich gut sein, dass das nichts mit Steiner & Co. zu tun hatte. Mich hat es jedenfalls erstaunt, dass man sich in einem (abgesehen vom Weinkonsum) doch eher nüchternen Umfeld überhaupt noch so lange nach den Mondphasen gerichtet hat.
Jaaaa, Vorsicht 😉 Neumond und Vollmond sind zwar streng genommen auch ‚Phasen‘ aber eigentlich eher Ereignisse/Zustände, die das Handeln der Menschen schon viel länger und in ganz anderem Kontext geprägt haben. Wo die heute noch auftauchen ist allerdings in der Tat erstaunlich.
Wenn man an der Kraft des Mondes glaubt, ist dass fast immer weil man an der objektivität traditionelle Wissenschaft zweigelt. Diese Mondtheorien mit wissenschaftliche Argumente zu angreifen scheint mir deshalb völlig sinnlos. Genau so sinnlos, als wenn ein Esoteriker die Wissenschaft mit esoterische argumente angreift.
Zum einen haben wir ja im Podcast selbst das Beispiel der Flacherdler, wo Leute die zutiefst überzeugt waren, dann doch feststellten, dass sie auf dem Holzweg sind und zum anderen geht es mir um die vielen Leute, die sagen: ich verstehe jka nichts davon, aber da wird schon weas dran sein, wenn so viele Leute das glauben. Wann immer es Bücher über ein Thema gibt, zumal solche, die ein paar Millionen Mal verkauft wurden, neigen Menschen dazu, etwas automatisch zu gleuben. Ich bestreite nicht, dass es einzelne Mondhörige gibt, denen man mit Argumenten nicht kommen muss.
Lieber Felix,
Vielen Dank für diese super Folge von Blindflug. Ihr habt mir eine Menge Recherchearbeit erspart und ich fand die Folge mega interessant. Ich wollte mich schon seit längerem mit der Frage beschäftigen, ob die Gravitationskraft des Mondes einen Einfluss auf die „Säfte“ in Pflanzen hat. Ich finde, viele Dinge in der Biodynamie kann man recht einfach in die Esoterik-Ecke stecken mit einfacher Logik und einer gewissen Grundausbildung in Naturwissenschaften. Besonders bei der Mondfrage war ich mir aber nicht sicher.
Ich beschäftige mich gerne mit dem Thema Biodynamie, da viele Weine die mir sehr gut gefallen aus biodynamischer Bewirtschaftung kommen, jedoch ohne das dies ein Kaufkriterium für mich ist. Ganz im Gegenteil, biodynamisch hergestellte Weine sind in meinem Keller sogar in der Anzahl unterrepräsentiert. Ich habe jedoch ein Problem mit der Biodynamie, weil ich ein „(Natur-)Wissenschafts-Gläubiger“ bin und mit Esoterik absolut nichts anfangen kann. Deshalb habe ich die Hypothese aufgestellt, dass bei der biodynamischen Bewirtschaftung vielleicht die Reben im Weinberg im Durchschnitt generell mehr Aufmerksamkeit erhalten als bei konventioneller Bewirtschaftung und das zu einer besseren Qualität führt. Wie gesagt, dies ist noch eine Hypothese, da ich noch am Anfang meiner Recherche stehe, ob dies so ist. Was meinst du zu dieser Hypothese?
Schöne Grüße
Markus
Hallo Markus, Das habe ich eigentlich vollumfänglich in Episode 45 beantwortet.
Cheers
Felix
Hallo Felix,
das ist langer her 😉 Dann höre ich da nochmal rein. Vielen Dank für deine Antwort.
Schöne Grüße
Markus
16:40. Da habe ich etwas Falsches gesagt. Die Richtung, in der die Sonne am höchsten steht, legt nicht die Südrichtung fest. Sondern: Die Sonne steht dann am höchsten, wenn sie den Meridian (den „Mittagskreis“) quert – der (imginäre) Großkreis, der senkrecht zum Horizont steht und Zenit (den Punkt am Himmel genau senkrecht über dem Beobachter) und den Nadir (senkrecht unter dem Beobachter) miteinander verbindet. Der Sonnenhöchststand definiert also (lokalen) „Mittag“, nicht die Südrichtung (auch wenn die Sonne auf der Nordhalbkugel mittags im Süden steht).