Pittacum Langhe Nebbiolo Sand oder Schiefer

Blindflug 160: Sand oder Schiefer?

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Flo
fängt an mit Langhe Nebbiolo
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Felix
übernimmt ab Minute 31 mit Mencía

Klassifikationen und Terroir, zwei Lieblingsthemen an einem Tag – der 10. Dezember 2024 war ein ganz besonderer. Felix erzählt und Flo bekommt Mitleid mit Sandbodenwinzern.

Die Idee des Ortsweines hängt stark von der Idee des Begriffes ‚Ort‘ ab. Klingt unfassbar banal, bis man das ganze auf Wein anwendet, dann wird es hochkomplex. Eigentlich wird ja alles hochkomplex, wenn man es auf Wein anwendet, sogar so unsinnige Fragen wie: Gibt es eine Hierarchie der Gesteinsschichten? Jenseits aller Blödelei kommenn Flo und Felix aber am Ende bei einer wirklich wichtigen Feststellung heraus: Terroir kann man nicht herausarbeiten!

Langhe Nebbiolo in bunt von Grasso

Elio Grasso Nebbiolo Langhe

Flo hat einen leichte Rotwein im Gepäck. Einen, den man gut dort einsetzen kann, wo andere gerne Rosé trinken, denn Rosé ist ihm meist etwas zu einfach. Felix freut sich beim Langhe Nebbiolo 2023 von Elio Grasso über den Duft von Apfelringen im schwarzen Glas, die er auch dann noch findet, als ihm nach dem ersten Schluck klar wird, dass es sich hier um einen Rotwein handelt. Leicht in der Struktur, zurückhaltend im Gerbstoff, unauffällig beim Alkohol, das ist ein absolut gelungener Wein, den auch Felix dort einsetzen würde, wo es Flo vorschwebt: bei einem gemütlichen Grillabend.

Pittacum – Mencía von 100 Weinbergen

Bodegas Pittacum

Felix erzählt die Geschichte vom Besuch bei Bodegas Pittacum und bringt entsprechend den dazugehörigen Wein. Flo ist etwas überfordert, weil der Pittacum 2020 Bierzo DOC ihm noch sehr jung erscheint, kann sich aber sehr gut vorstellen, den mit zwei weiteren Jahren Flaschenreife zu trinken. Die 14,5 Prozent Alkohol sind vollständig versteckt, die Eleganz, die man dem Bierzo nachsagt, ist schon gut zu erahnen.

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16 Gedanken zu „Blindflug 160: Sand oder Schiefer?“

  1. Zum Thema Terroir kann ich nur wärmstens das gleichlautende Fachbuch von Hoppmann, Schaller und Stoll emofehlen. Für Winzer und weinbauliche Fachkräfte sollte es m.E. eine Pflichtlektüre werden.

      1. Hallo Felix,

        ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass ich Winzer bin. Vielmehr beschäftigte mich als interessierter Weinliebhaber schon immer die Diskussion rund um das „Terroir“ oder auch „Mineralität“. Ich wollte verstehen, wie das so oft propagierte Terrior im fertigen Wein erkennbar und sensorisch wahrnehmbar ist. Auch mir sind in vielen Weinproben verschiedene Exponate von Bodenproben aus dem Weinberg des Winzers begegnet. In manchen wurde ich sogar aufgefordert an den Steinen zu riechen und zu lecken um dann das „Terrior“ im Wein wieder zu erkennen. Irre, was man als Weinanfänger alles mitmacht!

        In der Corona-Zeit bin ich dann auf das erwähnte Buch „Terroir“ der drei Geisenheimer Dozenten aufmerksam gemacht worden. Das Buch beschreibt sehr detailliert die Komplexität, die sich hinter diesem Begriff verbirgt als auch die Heterogenität in der Verwendung des selbigen in Wissenschaft, Fachliteratur, Weinbau, Weinhandel, Weinjournalismus und unter Weinliebhabern. Meines Wissens nach gibt es aktuell keine allgemein gültige Begriffsdefinition des Begriffes. Auch das Buch liefert aufgrund der Komplexität keine.

        Auf einen sehr kurzen Nenner gebrach, werden in dem Buch in Bezug auf das Weinbau-Terroir die folgenden Aspekte und ihre wechselseitigen Beziehungen beschrieben:
        – Boden (Zusammensetzung, Beschaffenheit)
        – Geologie
        – Topografie
        – Klima (Mikroklima, Masoklima, Makroklima, Humidität, etc.)
        – Rebe (Sorte, Unterlage, Klon)
        – der menschlichen Faktor Winzer/Weinbauer, der von der Auswahl der Unterlage, des Klons, dem Standortgegebenheiten (z.B. Pflanzdichte, Ausrichtung der Reihung, Erziehungsform) über die Bodenbewirtschaftung, das Laubmanagement, den Erntezeitpunkt, der gesamten Weinbereitung (mit all seinen Eingriffsmöglichkeiten) bis hin zu Lagerung einen nicht zur unterschätzenden Einfluss auf das Enderzeugnis Weinhat
        – sowie ökonomische, soziokulturelle und marketingbasierte Aspekte

        Das folgende Zitat aus dem Buch auf S. 268 bringt es m.E. auf den Punkt:
        „Je weiter man sich in der Prozesskette hin zum fertigen Wein bewegt, desto mehr rückt eine Prägung des Standortes in den Hintergrund und desto geringer wird der ursprünglich bestimmende Einfluss des Terroirs“

        Dieses Zitat unterstreicht auch die von Dir im Podcast getätigte Aussage, dass das Herausarbeiten des Terroirs (im Sinne des engeren Begriffsfassung =Boden/Geologie und ggf. Klima) durch den Winzer durchaus kritisch gesehen werden kann.

        Alles in Allem ein weites Feld….

        Viele Grüße
        Norbert

  2. Nachdem ich auf einer kleinen Weintour durch Baden wieder viele Plexiglastuben mit diversen Vulkangesteinen und das dazugehörige storytelling genossen habe (unbenommen davon aber auch: sehr gute Weine probiert), habe ich beim Terroir-Teil dieser Folge mit besonderem Interesse zugehört.
    Es kommt mir fast so vor, als wiederhole sich beim Terroir ein klassisches Problem der Philosophie. Gibt es ein „Ding an sich“? Oder haben wir es immer mit sozialen Konstruktionen zu tun? Eine philosophische Kompromisslösung besagt: Ja, wir bewegen uns immer in einer sozial konstruierten Welt. Zum absoluten Skeptiker muss man deshalb nicht werden. Vielleicht zeigen sich ja die Dinge (wenn auch nie „rein“, „natural“) durch unsere Begriffe von ihnen?
    Heißt fürs Terroir: Terroir ist ein sozial konstruierter Begriff. Eine Konvention. Ohne diesen Begriff wäre das Weinemachen Willkür oder reine Passivität (die wahrscheinlich nicht so toll schmeckt). Zugleich könnte man auch behaupten: Im Terroir-Begriff und den daraufhin entworfenen Weinen gibt sich die Natur eines Gebiete auf spezifische Weise kund (ohne deshalb menschliche Einwirkung auszuschließen).

    1. Ist ein interessanter Gedanke, dem der Skeptiker jetzt vermutlich entgegnete: wozu braucht es den Begriff, wenn er doch erst 30 Jahre alt ist? Willkür und reine Passivität haben ja nicht die Weine hervorgebracht, die von Ovid über Goethe bis Tucholsky die tollsten Denker zu ekstatischen Lobliedern inspiriert haben. Erstaunlicherweise hat die Terroirbewegung ohne Probleme auf Lagen aufgesetzt, die überwiegend als Besitzanzeigen entstanden waren. Das provoziert den Vorwurf der Beliebigkeit und schürt den Verdacht, dass hier ein Problem gelöst wurde, dass erst extra für die Lösung erschaffen werden musste.

      1. Vielleicht verstehe ich den Begriff auch falsch. Ich würde ihn einmal so definieren: Zusammenspiel aus Boden, Topographie, Kleinklima und menschlichem Einwirken. In dieser Fassung wäre er offen, sowohl zielstrebiges Handeln als auch örtliche Gegebenheiten zu berücksichtigen.
        Die Extremform wäre, zu behaupten, die Lage mache den Wein.
        Würdest du den weiten Begriff auch für an der Sache vorbei erachten?

        1. Es steht mir meiner Meinung nach gar nicht zu, da was zu erachten oder Deine Definition zu bewerten. Das ist ja Teil meines Problems. Gibt es einen allgemein gültigen Ansatz? Dann ist (D)ein persönliches Verständnis nicht angebracht (also nicht von mir aus, sondern allgemein: wenn es eine Definition von Geschwindigkeit als Strecke pro Zeit gibt, kannst Du nicht einfach eine neue Formel mit Berücksichtigung des Fahrvergnügens aufbringen und erwarten, das andere den Weg mitgehen, wenn Du verstehst, was ich meine?). Dem ist aber nicht so, das kann ich mittlerweile mit Sicherheit sagen. Es gibt keine scharfe Begriffsdefinition. Also kann jeder seine eigene Definition von Terroir verwenden? Da sind wir im Moment. Dann gibt es keine falsche Definition und es steht mir wieder nicht zu, Dich da zu bewerten. Allerdings könnten wir alle durch eine konstruktive Diskussion irgendwann Konsens erreichen und eine Definition beschließen. Unter diesem Gesichtspunkt würde ich sagen: wenn Du den Menschen und seine Entscheidungen zum Teil des Terroirs machst, wird mir das zu beliebig. Dann ist alles Terroir, auch Herbizideinsatz, der ja vereinfacht gesagt den Weinberg auf den (dann toten) Boden reduziert.

          1. Verstehe. Dann würde ich tatsächlich dafür plädieren, dass ein Terroir-Begriff ohne menschliches Einwirken nie sinnvoll sein kann, denn Wein ist ein Kulturgetränk – eine Linie, die ihr im Podvast (wenn ich nicht falsch erinnere) auch gegen die hardcore natural Fraktion schon vorgebracht habt.
            Ob der Terroir-Begriff dann notwendigerweise so diffus wird, dass man ihn gleich aufgeben kann, da bin ich zu sehr Hobby Weintrinker mit weniger Erfahrung und Wissen.

            1. Und ich tendiere im Moment eher zum Gegenteil: dass Terroir das ist, was selbst der Mensch mit seinen Eingriffen dem Wein nicht austreiben kann. Warum hat Schäfer-Fröhlichs Halenberg mehr mit dem von Emrich-Schönleber zu tun als mit allen seinen anderen eigenen GGs? Warum schmecken aber alle anderen GGs des Hauses vor allem nach dem Weingut? Da ist was Besonderes im Halenberg!?! Warum schmeckt ein junges Ungeheuer häufig nach Maracuja – unabhängig vom Weingut? Und so weiter. Aber ist das Terroir?

          2. P.S.: Der auf Wikipedia beschriebene französische Terroir liegt näher bei dem, was du forderst – ein ganz auf die Naturbedingungen konzentrierter Begriff, der dem menschlichen Handeln und Formen gerade vorausliegt. Damit leuchtet mir deine Kritik in der Folge auch klarer ein: Was ist ein solcher Begriff wert, wenn nachher notwendigerweise der Kellermeister diese Naturbedingungen in ein Produkt transformiert.
            Wenn ich es richtig sehe, wären wir im Ergebnis dann nahe beieinander, wobei ich dein Anliegen so verstehe: Der Terroir-Begriff ist in seiner Reichweite zum Weinmarketing, wofür er ja in Deutschland v.a. eingesetzt wird, gänzlich ungeeignet.

  3. Für mich sind im feinherben Bereich seit ein paar Jahren die VDP Grosse Lage Weine von Schloss Lieser immer wieder ein Genuss.
    Niederberger Helden, Goldtröpfchen und Juffer sind ein gute Preis-Leistungsverhältnis und schmecken nach mehr.

  4. Die Idee, dass Terroir nicht herausgearbeitet werden kann sondern unvermeidlich ist, gefällt mir. Heißt das dann, dass die Winzer, die sagen, dass sie „nichts tun und das Terroir sprechen lassen“ bzw. die „nur begleiten“ einfach von schlechtem Terroir mit harschen Gerbstoffen oder so verschont geblieben sind? Auf dem Gedanken kann man gut rumkauen 🙂

    1. Du meinst den Winzer, der alle Trauben einer Sorte mit dem gleichen Set aus Dauer der Kaltmazeration, Pressdruck, Vorklärungsgrad, Gebindegröße, Gärtemperatur etc. verarztet und höchstens mal umrührt, wenn es stockt? Dem bin ich noch nicht begegnet. Aber ich höre immer wieder von ihm. Stell ihn mir doch mal vor, wenn Du ihn triffst 😉

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