VDP.Auktion.Reserve Weine 2025

VDP.Auktion.Reserve 2025

Nächstes Wochenende ist die Versteigerung in Kloster Eberbach und wir kommen dieses Jahr etwas früher mit unserem Verkostungsbericht für die preiswerten Versteigerungsweine

Bereits zum dritten Mal hatte ich das Vergnügen, mir ein paar Mitstreiter einzuladen und in einer Arbeitsprobe die aktuellen Weine der Linie VDP.Auktion.Reserve zu verkosten. Was die Idee dahinter ist, kann man hier nachlesen. Es sind Weine in der Gewichtsklasse Ortswein bis Erste Lage mit langem Hefelager und gerne auch einem zwar gesetzlich trockenem aber nicht staubtrockenem Geschmacksbild.

Eser Auktionsreserve
Flo mag den klassischen Rheingau

Das gilt verständlicherweise nicht für den Sekt, denn einen Ortssekt haben wir nicht und auch beim Spätburgunder ist mein Verständnis eher, dass es sich bei den Weinen jeweils um solche handelt, die für ein GG knapp nicht in Frage kamen. Mit Flaschenzahlen bis über 300 sind die Weine zudem so konzipiert, dass sie preislich unter einem GG bleiben und sich normale Weinfans das besondere Erlebnis eines Versteigerungsweines gönnen können.

Gemeinsamer Test auf Herz und Nieren

Arbeitsprobe
Arbeit muss sich wieder lohnen

Wir hatten dieses Jahr den Sekt, die fünf Rieslinge und zwei Spätburgunder im Test, dazu einen Versteigerungskabi. Arbeitsprobe bedeutet, alle reden durcheinander und ich entwickle daraus eine Verkostungsnotiz, die unsere gemeinsamen Eindrücke abbildet. Außerdem wird während der Probe gegessen, um die dazu nötigen Qualitäten der Weine gleich mit zu testen (insbesondere der Sekt hat dadurch sehr gewonnen). Wegen der verschiedenen Jahrgänge und teils unterschiedlicher Stilistik, traten lediglich die drei 23er blind an. Den Rest verkosteten wir offen.

Barth Riesling Sekt VDP.Auktion.Reserve 2020. Eher fruchtige Nase mit grünem Apfel und Aprikose, etwas hefig, auch dezente Würze. Am Gaumen dominiert Frucht-Säure-Spiel mit deutlicher Säure und feiner Süße, die zur Frucht passt. Das ist straffer und geradliniger als letztes Jahr, nach hinten raus schmirgelt der Sekt dann fein phenolisch. Damit ist er auch fordernder als der Vorgänger, will vermutlich noch reifen ist eher ein Wein, der zur Analyse einlädt, was ein bisschen zulasten der Leichtigkeit geht. Für weitere Lagerung geeignet und auch als Speisenbegleiter sehr gelungen.

Barth Versteigerungssekt
Jens mag Barth und das Lebkuchenhaus

Johannishof Eser, Riesling VDP.Auktion.Reserve 2023. In der Nase Aprikose, Ananas, etwas Gurkenwasser. Am Gaumen zurückhaltende Säure, die vorne weich wirkt, nach hinten raus aber von etwas schmirgelnder Phenolik zu angenehmer Frische getragen wird. Der Wein ist sehr auf Frucht-Säure-Spiel gebaut, wobei die Frucht sehr reif und leicht wachsig wirkt – vielleicht auch mit Botrytis daher kommt? Das ist eher in der Wohlfühl-Wuchtbrummen-Welt zuhause, aber stimmig.

Robert Weil, Riesling VDP.Auktion.Reserve 2023. Der Wein ist sehr typisch und sehr aus einem Guss. Rheingau Riesling, wie man sich das vorstellt und auch voll in der Reserve-Spezifikation mit etwas mehr Stoffigkeit dank längere Ausbau. Wirkt im Abgang minimal süß, sehr strahlende Säure, gedeckt von nobler und nicht plakativer Frucht, mittelgewichtig, mittlerer Druck, schlank, dann auch etwas Phenolik, alles drin und dran und auch noch die Andeutung von Lagerpotential.

Oetinger Brühl
Oetinger und Eberbach sind Michaels Lieblinge

August Eser, Riesling VDP.Auktion.Reserve 2023. Am deutlichsten Hefe in der Nase und dann sehr typisch Riesling. Extrem spielerisch am Gaumen, fröhlich, leicht, beschwingt, dann aber nach hinten raus deutlich phenolisch schmirgelnd. Diese kompakte Frucht und das Schmirgeln wirken so, als könnte da der Pfau mit Reife noch ein großes Rad aufschlagen. Weil er auch spannend und vibrierend wirkt, ist er aber auch jetzt schon sehr verlockend. Gute Länge, ziemlich großer Wurf und bei dem zu erwartenden Preis ein sehr spannendes Zielobjekt für Auktionsteilnehmer.

Prinz Riesling VDP.Auktion.Reserve Le Couer 2022. Unmittelbar nach dem Öffnen wild und etwas diffus. Daher eine Stunde belüftet, aber das hat dem Wein nicht gut getan. Ein ziemlicher Stinker in der Nase, muffig und auch etwas Dung, wirklich gewöhnungsbedürftig. Leicht ölige Textur, süße, reife, leicht mürbe Frucht, dazu passende Säure, im Moment aber begraben unter den wilden Aromen. Der Wein ist traditionell so jung schwer zu verkosten, hat in der Vergangenheit aber immer die Kurve gekriegt und die Substanz ist allemal da.

Steinmorgen Kabinett
Sascha liebt Pinot und Kabinettchen

von Oetinger Riesling VDP.Auktion.Reserve 2022 ‚Brühl‘. Leicht malzige Nase, mit reifer Aprikose. Am Gaumen sehr würzig-trockene Anmutung, mürber Apfel ohne Süße, in der Frucht eher zurückhaltend. Viel Spaß durch eine tolle Säure und ultrafeine Phenolik – da schlummert ganz viel Potenzial. Im sehr langen Abgang wird der Wein dann wieder fruchtiger und heller und strahlend und zeigt sich von der Siegelsberg-Seite. Da hat der Winzer auf beeindruckende Weise das Thema verfehlt, denn das hier spielt nicht in der Ortswein-Plus-Liga, das ist ein Versteigerungs-GG. Halleluja!

Georg Müller Stiftung, Pinot Noir VDP.Auktion.Reserve 2022. Sehr deutsche Nase, röstig und Ziegelstein und Kirsche, am Gaumen auch sehr in dieser Richtung unterwegs. Viel Druck und Wärme und Extrakt, man tippt auf mehr als 12,5% weil das richtig nach Sonne in Flaschen schmeckt. Der Wein hat sehr viel Kirsche und ist dabei kein bisschen plump. Schöne Länge mit viel Säure. Wir mögen den alle sehr. Dürfte durchaus Spätburgunder heißen.

Zwei ausgezeichnete Spätburgunder
Zwei ausgezeichnete Spätburgunder

Kloster Eberbach, Pinot Noir VDP.Auktion.Reserve 2022. Auch ein bisschen röstig, aber statt Ziegelstein und Sauerkirsche sind wir eher bei Schwarzkirsche und etwas Waldboden. Am Gaumen hat das eine sehr feine Säure, eher beerig, auch etwas röstig, noch nicht ganz harmonisch, die Würze übertönt die Frucht noch etwas. Hat Potenzial und darf gerne Pinot Noir heißen.

von Oetinger, Erbacher Steinmorgen Riesling Kabinett 2023. Birne in der Nase und etwas Rosmarin und leicht flintig. Am Gaumen straffes Säurespiel mit absolut passender Süße, schon auf der kräftigen Seite des Kabi, spielt auch sehr über die Phenolik, aber das hat seinen Reiz.

Fazit: Das waren ausnahmslos gute und spannende Weine. Sie liefern verlässlich auf dem Niveau, das der Kategorie VDP.Auktion.Reserve zunehmend Freunde beschert. Désirée und Dodo zu Knyphausen (Weingut August Eser) haben sogar noch einmal eine deutliche Schippe draufgelegt. Mark Barth probiert sich stilistisch etwas aus, meistert das aber mit Bravour. Die Auktion kann kommen.

Weitere Versteigerungsweine von Kloster Eberbach für den nächsten Samstag habe ich hier verkostet und beschrieben.

Die Weinauktionen des VDP habe ich hier detailliert erklärt.

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