Der VDP nutzt die diesjährige GG-Vorpremiere, um auch ein paar Sekte nach dem neuen VDP-Sekt-Statut zu präsentieren. Das wirkt auf den ersten Blick etwas krude, wird vom VDP aber seriös verargumentiert.
Ab sofort gibt es Versalien-Pünktchen-Sekt. Denn auch im neuen Sektstatut hat der VDP seine Versalien und Pünktchen hinterlassen. Soll heißen, das VDP-Sektstatut heißt VDP.SEKT.STATUT und der Ortssekt VDP.ORTSSEKT. Ich finde den VDP gut und wichtig. Ebenfalls gut, aber noch erheblich wichtiger finde ich die Deutsche Sprache und Rechtschreibung (obwohl sie mir, anders als der VDP, ständig Scherereien macht). Also geht es von hier an in diesem Artikel nach den Regeln der Rechtschreibung weiter, auf dass der VDP mir verzeihen möge.
Der VDP hat sich ein Sektstatut gegeben. Sie können es hier downloaden, ich fasse es aber auch gerne kurz zusammen. Künftig gibt es drei Arten von VDP-Sekten: Gutssekt, Ortssekt, Lagensekt, letzteren wiederum aus Ersten und aus Großen Lagen.
VDP-Sekt-Statut – Eigene Trauben aus Handlese
Für alle Sekte gilt: Grundweine stammen aus eigenen, von Hand gelesenen Trauben die ihren Saft per Ganztraubenpressung preisgeben. Alle Sekte entstehen in traditioneller Flaschengärung. Guts- und Ortssekte liegen mindestens 15 Monate auf der Hefe, Sekte aus Lagen mindestens 36 Monate. Alle Sekte durchlaufen eine Anerkennungsprobe, die Rebsorten variieren regional.
Die erste Frage, die mir einfiel, als ich dies las, war: Gibt es künftig also nur noch Sekt nach diesen Regeln bei VDP-Betrieben? Die Antwort ist klar: Nein. Dieses Statut ist vollkommen freiwillig. Verbindlich daran halten muss sich nur der VDP-Betrieb, der die im Statut benutzten Bezeichnungen verwenden will. Wer ‚Riesling brut‘ auf seinen Sekt schreibt, der muss sich allein nach den Regeln des deutschen Weinrechts richten. Die nächste Frage war: Sind gute Stillweinlagen automatisch die besten Sektlagen? Dazu hat Mark Barth, der an der Entwicklung des Statuts maßgeblichen Anteil hat, eine klare Meinung: Ja. ‚Wir haben früher aus unseren großen Lagen Trauben für den Sekt abgezwackt. Da haben wir gesehen, dass wir die Charakteristik der Lage auch in diesen Sektgrundweinen finden konnten. Als wir dann Parzellen in diesen Lagen gezielt auf Grundweingewinnung ausgerichtet haben, gelang uns dies immer besser.‘
Große Lage – großer Sekt?
Dieser Position stehen etliche Winzer kritisch gegenüber, schließlich gewinnen sie ihre Sektgrundweine seit Jahren aus ganz anderen Lagen. Dies sind häufig solche, die hervorragende Trauben abliefern, im späten Reifestadium aber zu Problemen, etwa erhöhter Fäulnisanfälligkeit, neigen. Mark Barth lässt das nur bedingt gelten: ‚Letztlich muss jeder Winzer selber entscheiden, was er für seine ideale Sektlage hält. Aber bei den fäulnisanfälligen Lagen ist der Vorteil eher wirtschaftlicher und nicht qualitativer Natur.‘ Das wäre mithin eine gute Sache für den Winzer, der Konsument profitiert nur bedingt von der ‚kleineren‘ Lage. Das Thema sei hier nur angerissen, denn die Diskussion steht erst am Anfang und ich werde sie mit Freuden begleiten. Um sie aus Wolkenkuckucksheim auf irdischen Boden zu holen bedarf es eh erst einmal einer ausreichenden Zahl nach dem Statut entstandener Sekte. Die ersten kamen heute im Rheingau ins Glas.
Den Anfang machte ein Sekt aus Erster Lage: 2013 Schützenhaus Riesling brut nature von Barth. Relativ dunkle Farbe, wilde Nase, tolle Säure und feine Perlage, aromatisch eher warm und malzig. Der 2013 Riesling brut aus der großen Lage Geisenheimer Rothenberg von Wegeler zeigte eine klassische Riesling-Sekt-Nase mit etwas Schießpulver, feine süße, Mandarine, dann würzig und ungemein speicheltreibender Abgang, ziemlich großes Kino. 2012 Oestricher Lenchen Riesling brut war F.B. Schönlebers Beitrag aus einer goßen Lage. In der Nase minimal Petrol, am Gaumen dafür sehr frisch, leicht cremige Textur bei mittelfeiner Perlage, aber das ist zweitrangig bei so einem schönen Süße-Säure-Spiel. Fruchtig, zackig, großartig.
Gleich drei Jahrgänge Hassel Riesling brut nature aus der Magnum steuerte Mark Barth noch bei: 2012 mit verhaltenen Reifenoten und reifer Frucht in der Nase; am Gaumen eine süße Frucht, die keinen Dosage-Zucker braucht und in würziger Länge mit feiner Mineralik endet. Die 2011er-Version hat die kraftvolle Rieslingnase, die diesen Jahrgang auch bei Stillweinen häufig kennzeichnet. Am Gaumen ist der `11er so süß, dass man kaum glauben mag, dass er keinen Zucker hat. Das steht dem weinigen Sekt aber sehr gut und macht ihn zu einem echten – wenn auch mächtigen – Leckerli. Den Abschluss bildete dann Jahrgang 2009 (wie der 2011er vor zwei Monaten degorgiert). Dieser wurde damals noch als ‚Primus‘ gefüllt, aber schon gemäß den nun beschlossenen Regeln vinifiziert. Er zeigt kaum Alterstöne, große Frische und eine klare Rieslingfrucht, die mineralisch endet. Feine Perlage, tolle Länge, ein großer Sekt.
Auf nach Wiesbaden
Ort der Präsentation der Sekte war das Weingut Robert Weil, denn wie jedes Jahr leitet der VDP-Rheingau die GG-Saison ein. Ab Morgen finden Sie hier, nach einer Pause im letzten Jahr, wieder einen Live-Ticker aus den Wiesbadener Kurhaus-Kolonnaden. Wenn Sie wissen wollen, nach welchen Kriterien ich dann die GGs des VDP im Schnelldurchgang bewerte, dann empfehle ich diese Einführung aus einem vergangenen Jahr. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall viel Vergnügen.