Flo stößt zum Blindflugteam dazu und hat Riesling im Gepäck. Felix will über Discounter reden und dazu Naturwein trinken.
Wir müssen über Wein vom Discounter reden. Dabei sollte man sorgsam unterscheiden zwischen dem Dauersortiment und Aktionsware. Zu beidem gibt es einiges anzumerken. Ersteres lädt ein zu einer besonderen Variante der Tupperparty ein, letzteres bereitet Anlass zur Sorge. Felix altes Motto zum Discounter lautet lautet: ‚Alles, was in Deutschland als Wein verkauft wird, macht weder blind noch blöd.‘ Da ist er sich allerdings mittlerweile nicht mehr so sicher. Jüngste Tests werfen ein verheerendes Licht auf die Discounterqualitäten.
Gauls Ortsriesling – mit viel Punch
Doch zunächst gilt es, unseren zweiten Neuzugang im Blindflug-Team vorzustellen. Flo, der während seiner Ausbildung lange bei Anja im PlanetWein gearbeitet hat, bringt einen Wein aus seiner Heimatstadt mit. Der Asselheimer Ortsriesling 2021 vom Weingut Karl-Heinz Gaul stammt aus Grünstadt in der Pfalz. Er hat von allem ziemlich viel, vor allem Schmelz, Power und Frucht samt schönem Frucht-Säure-Spiel. Felix biegt gleich zu Anfang falsch ab und wähnt sich in Österreich. Der Wein gefällt ihm, wenngleich er immer noch eine jugendliche Dropsigkeit zeigt, die laut ruft: gebt mir Flaschenreife.
Barranco Oscuro – Naturwein seit mehr als vier Jahrzehnten
Die hatte Felix Wein zur Genüge: 2003 Cerro Las Monjas von Barranco Oscuro soll dem Vernehmen nach unglaublich sperrig gewesen sein, als er 2005 auf die Flasche kam. Also nahm ihn Winzer Manuel Valenzuela erst 15 Jahre später in den Verkauf. Dass das gut geht, hätte damals keiner geglaubt, denn der Wein ist ungeschwefelt und hat auch so wenig natürlichen Schwefel, dass der tatsächlich nicht deklariert ist. Flo wähnt sich im Bordelais, klassisches Jahr, sehr hohe Klassifikationsstufe. Felix stimmt zu, so schmeckt der Wein tatsächlich, obwohl er aus Garnacha, Syrah, Tempranillo sowie Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc besteht. Das hat sicher mit seiner Herkunft zu tun. Er stammt aus einer heißen Ecke Andalusiens, wächst aber auf über 1300 Metern Höhe.
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Hallo Felix,
das mit dem Chapoutier bei Aldi hatte ich damals geschrieben und ich gucke die Webweinschiule und höre sehr gerne den Podcast. Bei der Webweinschule habe ich schon öfters als „Blue_Master“ kommentiert.
Als ich den Podcast gehört habe, habe ich daran gedacht, dass Aldi (Süd) in letzter Zeit aber schon versucht an der Qualitätsschraube zu drehen und dem Weinhändler leichte Konkurrenz zu machen. So gab es mal einen Wein von Espenschied, es gab mal „Oliver & Friends“, es gibt die „Heimlese“ wo in einem kleinem Heftchen die Weingüter aufgelistet sind. Es gibt seit einiger Zeit den Gutsriesling von Leitz im Standardsortiment. Es gab auch mal ganz kurz einen Pecorino für 6 Euro der normalerweise über 10 kostet und gar nicht mal schlecht war, zumindest für meinen Geschmack. (Übrigens gefallen mir die Pecorinos die du bei Vipino verkaufst sehr gut, bin sehr angetan. Habe alle drei geholt und bisher nur noch nicht die Supergiulia getrunken, da warte ich noch auf den richtigen Moment ;-))
Ich persönlich finde das auf der einen Seite gut, da so Winzer wie zum Beispiel Espenschied oder Zeter bekannter werden können, sofern die Abfüllung dann auch den Geschmack trifft. Auf der anderen Seite frage ich mich aber, ob solche Kooperationen wirklich helfen können die bekanntheit zu steigern. Bei Oliver Zeter ist es zum Beispiel ein Wein gewesen, den er gar nicht anbietet (Rivaner und Sauvignon Blanc Cuvée) und der Nachname steht gar nicht auf der Vorderseite, dafür ist der Bär im Sitzen zu sehen wie er trinkt. Und allgemein werden die meisten Kunden doch eh nicht im Internet oder Handel nach anderen Weinen von den Winzern suchen denke ich. Das sind dann halt für Alsi besondere Weine die man dann halt mal mitnimmt, aber wenn sie nicht mehr da sind dann ist das halt so.
Bei anderen Discountern ist es ja ähnlich, Molitor arbeitet ja mit Lidl zusammen.
Wem nützen solche Kooperationen also mehr, den Winzern oder Aldi? Oder am Ende hat es gar keine positive oder negative Auswirkung für beide?
Die Kooperationen nützen sicher allen. Ich habe jetzt von mehreren Winzern gehört, dass die Wein-Einkäufer von Aldi und Lidl bei weitem nicht so hart verhandeln wie die Einkäufer von Grundnahrungsmitteln. Bei Wein gilt leben und leben lassen. Das hat sicher damit zu tun, dass außer Leitz keiner der von Dir genannten eigene Trauben für die Discounterweine verwendet. Das ist Zukauf und wenn kein Deal zustande kommt, dann wird der Wein halt nicht gemacht, der Zukauf gar nicht erst erworben und der Winzer bleibt nicht auf irgendwelchen Weinen sitzen. Manche Winzer, etwa Fritz Keller für Aldi, verhandeln übrigens Konditionen, bei denen ein höherer Einkaufspreis für die Trauben oder Fassweine Teil des Deals ist. Die teilnehmenden Badischen Weinbauern erhalten dann für ihre Trauben mehr Geld, als wenn sie sie bei der Genossenschaft abliefern, wo sie zu ‚normalen‘ Supermarktweinen verarbeitet werden. Dann gibt es tatsächlich nur noch Gewinner. Für die Discounter ist es meist auch ein sehr lohnendes Geschäft.