Ich weiß nicht, was ich von den diversen „Verschlussphasen“-Theorien bezüglich deutscher Rieslinge halten soll. Zwar habe auch ich schon des Öfteren Weine aus dieser Rebsorte im Glas gehabt, die sich „verschlossen“ präsentierten, also kaum Aromen preisgeben wollten (und die gleichen Weine ein Jahr vorher wie ein Jahr hinterher viel expressiver erlebt) aber eine generelle Regel konnte ich nicht erkennen. Instinktiv mag ich auch nicht an allgemeingültiges glauben wie das gelegentlich zu vernehmende „trockene Rieslinge sollte man im 3. (wahlweise 4.) Jahr nach der Ernte nicht trinken“. Dazu erscheint mir die Spanne, wann deutsche Winzer füllen, der Einfluss des Verschlusses etc.viel zu prägend – aber das ist auch nur Halbwissen und Meinung wie die Theorien selbst.
Insofern ist der Titel dieser Notiz bitte nicht als Zustandsbezeichnung des Deutschen Rieslings aus 2007 im Ganzen zu verstehen. Wir hatten im Vorprogramm meines ersten Gajas vier Rieslinge aus besagtem Jahrgang von der Mosel, die sich herrlich zugänglich und ungemein trinkig präsentierten. Ich habe keine genauen Notizen gemacht, will aber trotzdem kurz berichten: Martin Conrad, Brauneberger Juffer, Riesling QbA trocken war richtig gut und balanciert. Von Hövels Oberemmeler Hütte Spätlese feinherb überzeugte mit sauberem Süße-Säure-Spiel. Im zweiten Durchgang gab es zwei echte Granaten. Die Zeltinger Sonnenuhr Spätlese trocken von Markus Molitor war ungemein druckvoll und wild. Dieser Sponti mit Würze und Biss machte seinen Nebenmann platt. Die Karthäuserhof Spätlese trocken vom gleichnamigen Gut ist viel zu filigran, um sie gegen so ein Monster zu stellen. Ich sah beide jenseits der magischen 90-Punkte-Marke – weil beide Weinstile mir zusagen.
Schon einen Tag vorher hatten wir den Volz von van Volxem aus dem gleichen Jahr getrunken. Mit ein wenig Luft ist das ein sehr üppiger, barocker und fruchtiger Wein, der als Kontrapunkt zu seiner Opulenz eine feine Mineralik mitbringt. Da waren die 90 ein weiteres Mal fällig.
2007 macht mir Spaß!